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Calibans Krieg

Calibans Krieg

Titel: Calibans Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James S. A. Corey
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widersprach der Bursche. Er wedelte mit einer Hand. »Ist jetzt teurer, si? Quizas, du musst mehr als Hühnchen auf den Tisch legen. Sogar viel mehr.«
    »Damit ich das recht verstehe«, erwiderte Holden. »Willst du uns jetzt erpressen? Das fände ich nun wieder …«
    Auf einmal spürte er eine klobige Hand auf der Schulter und hielt inne.
    »Lass mich das erledigen, Käpt’n.« Amos schob sich zwischen Holden und den Burschen. In einer Hand hatte er eine Hühnchendose, die er lässig hochwarf und wieder auffing.
    »Der Mann da«, Amos deutete mit der linken Hand auf Prax, während er mit der rechten weiter mit der Dose spielte, »sucht sein entführtes kleines Mädchen. Er will nur wissen, wo sie ist, und er ist bereit, für die Informationen den vereinbarten Preis zu zahlen.«
    Der Bursche zuckte mit den Achseln und wollte etwas sagen, doch Amos hob einen Finger an die Lippen und hieß ihn schweigen.
    »Und jetzt, da dieser Preis bezahlt werden soll«, fuhr Amos freundlich und umgänglich fort, »willst du ihn erpressen, weil du weißt, dass er verzweifelt ist. Er würde alles tun, um sein kleines Mädchen zurückzubekommen. Heute ist dein großer Zahltag, nicht wahr?«
    Wieder zuckte der Junge mit den Achseln. »Que no …«
    Amos knallte ihm die Dose mit dem Hühnchenfleisch so schnell ins Gesicht, dass der Bursche schon am Boden lag, ehe Holden sich überhaupt fragen konnte, was geschehen war. Das Blut spritzte aus der Nase. Amos setzte ihm ein Knie auf die Brust und hielt ihn unten fest. Noch einmal hob er die Dose und drosch sie dem Burschen ins Gesicht. Es knackte vernehmlich. Der Junge wollte aufheulen, doch Amos hielt ihm mit der linken Hand den Mund zu.
    »Du kleiner Scheißer«, schrie Amos. Jede Freundlichkeit war verschwunden und einem wütenden wilden Tier gewichen, das Holden noch nie gesehen hatte. »Du nimmst ein kleines Mädchen als Geisel, um Hühnchen zu bekommen?«
    Amos schlug ihm die Dose auf das Ohr, das sofort zu bluten begann. Er nahm die Hand vom Mund des Hackers, der um Hilfe schrie. Amos hob die Dose ein weiteres Mal, doch Holden fing den Arm ab und zog Amos von dem panisch schnatternden Burschen weg.
    »Es reicht.« Er hielt Amos fest und hoffte, der große Mann werde nicht auch ihn mit der Dose schlagen. Amos war der Typ, der sich jederzeit gern auf eine Kneipenprügelei einließ.
    Dies hier war freilich etwas ganz anderes.
    »Es reicht«, sagte Holden noch einmal und hielt fest, bis Amos nachgab. »Er hilft uns ja nicht, wenn du ihm den Kopf zu Brei schlägst.«
    Der Bursche krabbelte rückwärts über den Boden und lehnte sich an die Wand. Während Holden sprach, nickte er eifrig und hielt sich mit Daumen und Zeigefinger die blutende Nase.
    »Ist das richtig?«, fragte Amos. »Wirst du uns helfen?«
    Der Hacker nickte und stand mühsam auf, ohne sich von der schützenden Wand zu lösen.
    »Ich gehe mit.« Holden klopfte Amos auf die Schulter. »Du bleibst hier und atmest tief durch.«
    Ehe Amos etwas sagen konnte, zeigte Holden auf den verängstigten Hacker.
    »Mach dich an die Arbeit.«
    »Da«, sagte Prax, als Meis Entführung zu sehen war. »Das ist Mei. Der Mann da ist ihr Arzt Dr. Strickland. Die Frau kenne ich nicht, aber Meis Lehrerin sagte, sie habe sich als Meis Mutter ausgewiesen und ein passendes Foto und die Papiere vorgelegt, um meine Kleine abzuholen. Die Schule hat ein gutes Sicherheitssystem und lässt ein Kind nicht einfach so gehen.«
    »Finde heraus, wohin sie verschwunden sind«, wies Holden den Hacker an. Zu Prax sagte er: »Warum ihr Arzt?«
    »Mei hat …« Prax hielt inne und setzte noch einmal an. »Mei leidet an einer seltenen genetisch bedingten Krankheit, die ihr Immunsystem zerstört, wenn sie nicht regelmäßig behandelt wird. Dr. Strickland weiß das. Außerdem werden sechzehn weitere Kinder mit dieser Krankheit vermisst. Er könnte sie alle … er könnte dafür sorgen, dass Mei überlebt.«
    »Hast du das mitbekommen, Naomi?«
    »Ja. Ich verfolge den Hacker im Überwachungssystem. Wir brauchen ihn nicht mehr.«
    »Gut«, antwortete Holden. »Ich bin ziemlich sicher, dass diese Brücke verbrannt ist, sobald wir zur Tür hinausgehen.«
    »Es wäre noch etwas Hühnchen da«, meinte Naomi kichernd.
    »Amos hat dafür gesorgt, dass sich der Kerl demnächst vor allem für plastische Chirurgie interessiert.«
    »Autsch«, sagte sie. »Geht es ihm gut?«
    Er wusste natürlich, dass sie Amos meinte. »Ja. Aber … gibt es da etwas, das ich über ihn nicht

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