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Calibans Krieg

Calibans Krieg

Titel: Calibans Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James S. A. Corey
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nicht das volle Spektrum ab und verlagerte sich sogar in den Rotbereich. Hier wären alle Pflanzen binnen drei Tagen verkümmert. Amos hatte einen Leinensack voller Plastikschachteln in verschiedenen Größen. In jeder steckte eine Waffe irgendeiner Art. Er hatte ein Stück roten Stoff ausgerollt und nahm darauf gerade eine große mattschwarze Pistole auseinander. Die zierlichen Metallteile wirkten wie die Skulpturen eines Künstlers. Amos tauchte ein Baumwolltuch in eine hellblaue Reinigungslösung und rieb sachte einen silbernen Mechanismus ab, der an einer schwarzen Metallröhre hing. Er polierte die Metallplatten, bis sie hell wie ein Spiegel glänzten.
    Unwillkürlich griff Prax nach den Einzelteilen. Er wollte sie wieder zusammenfügen. Er wollte, dass sie gesäubert, poliert und wieder eins waren. Amos tat auf eine sehr demonstrative Weise so, als bemerkte er es nicht.
    »Ich weiß nicht, warum sie mein Mädchen mitgenommen haben«, erklärte Prax. »Dr. Strickland war immer so freundlich zu ihr. Er hat nie … ich meine, er hat ihr nie wehgetan. Ich glaube nicht, dass er ihr jetzt etwas getan hat.«
    »Wahrscheinlich nicht«, stimmte Amos zu. Er tauchte das Tuch in die Reinigungsflüssigkeit und bearbeitete einen Metallstab, um den eine Feder gewickelt war.
    »Ich muss dorthin«, drängte Prax. Er sagte nicht: Jede Minute, die ich hier verbringe, ist eine Minute, in der sie Mei vielleicht etwas antun. Sie könnte sterben oder wird auf eine andere Welt verschleppt. Er bemühte sich, nicht weinerlich oder fordernd zu sprechen, und trotzdem klang es so.
    »Das Schwierige ist die Vorbereitung«, erklärte Amos, als sei er ganz seiner Meinung. »Natürlich wollen Sie jetzt gleich losstürmen, aber so einfach ist das nicht.«
    »Ja, ja«, lenkte Prax ein.
    »Ich versteh das schon«, fuhr Amos fort. »Es ist nicht schön, aber Sie müssen da jetzt durch. Wenn man da reingeht, und die Ausrüstung ist nicht in Ordnung, dann ist das so, als wäre man gar nicht gegangen. Außerdem – wie lange ist das Mädchen jetzt weg?«
    »Seit den Kämpfen. Seit der Spiegel abgestürzt ist.«
    »Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Stunde mehr oder weniger etwas ändert, ist doch nicht sehr hoch, oder?«
    »Aber …«
    »Ja.« Amos seufzte schwer. »Ich weiß. Das ist das Schwierige dabei. Nicht so schlimm, wie darauf zu warten, dass wir zurückkehren. Das wird noch schlimmer.«
    Amos legte das Tuch weg und schob die lange schwarze Feder wieder über den Schaft aus hellem Metall. Die Alkoholdämpfe des Reinigungsmittels brannten Prax in den Augen.
    »Ich warte auf Sie «, sagte Prax.
    »Ja, ich weiß«, erwiderte Amos. »Und ich sorge dafür, dass wir wirklich schnell sind. Der Kapitän ist ein guter Mann, aber manchmal lässt er sich ablenken. Ich sorge dafür, dass er sich konzentriert und wir keinen Ärger bekommen.«
    »Nein«, widersprach Prax. »Ich meinte nicht, dass ich auf Sie warte, wenn Sie dort hinausgehen. Ich meinte, ich warte jetzt , in diesem Augenblick. Ich warte darauf, mit Ihnen dorthin zu gehen.«
    Amos schob die Feder und den Stift in das Gehäuse der Pistole und drehte sie dabei vorsichtig mit den Fingerspitzen hin und her. Prax war aufgesprungen, ohne es zu bemerken.
    »Wie viele Schießereien haben Sie erlebt?«, fragte Amos. Seine Stimme war tief, sanft und freundlich. »Ich habe … o Mann. Dies hier wird die elfte für mich. Vielleicht die zwölfte, wenn Sie das eine Mal, als der Kerl wieder aufgestanden ist, als zwei Kämpfe zählen. Der Punkt ist, wenn Sie Ihr kleines Mädchen beschützen wollen, dann darf sie nicht in einem Tunnel sein, wo jemand, der keine Ahnung hat, was er tut, eine Waffe abfeuert.«
    Wie um seine Worte zu unterstreichen, setzte Amos die Waffe zusammen. Das Metall klickte.
    »Das wird schon gehen«, behauptete Prax. Doch seine Beine zitterten schon, wenn er nur aufrecht stand. Amos zeigte ihm die Waffe.
    »Ist die Pistole feuerbereit?«, fragte Amos.
    »Bitte?«
    »Wenn Sie die Waffe jetzt nehmen und auf einen Gangster zielen und abdrücken – hören Sie dann einen Knall? Sie haben mir beim Zusammenbauen zugesehen. Ist die Waffe geladen oder nicht?«
    Prax öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Der Schmerz hinter dem Brustbein wurde etwas schlimmer. Amos legte die Waffe auf den Tisch.
    »Nicht geladen«, sagte Prax.
    »Sind Sie absolut sicher, Doc?«
    »Sie haben keine Kugeln hineingetan. Sie ist nicht geladen.«
    »Sind Sie wirklich sicher?«
    »Ja.«
    Amos betrachtete die Waffe

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