Calibans Krieg

Titel: Calibans Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James S. A. Corey

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weiß und das hier zu Problemen führen könnte? Er ist wirklich sehr …«
    »Aqui.« Der Hacker deutete auf den Bildschirm.
    Holden beobachtete Dr. Strickland, der Mei durch einen älteren Korridor trug. Die dunkelhaarige Frau folgte ihm. Sie erreichten eine Tür, die ein altes Druckschott sein mochte. Strickland bediente die daneben angebrachte Tastatur, und dann gingen die drei hinein.
    »Dahinter gibt es keine Kameras mehr«, erklärte der Hacker und zuckte zusammen, als rechnete er mit einer Strafe, weil das Überwachungssystem von Ganymed Lücken hatte.
    »Naomi, wohin führt der Gang?« Holden wedelte beruhigend mit der Hand, um dem Hacker zu zeigen, dass er ihm keine Vorwürfe machen wollte.
    »Sieht aus wie ein Teil der ersten Bohrungen.« Sie sprach ein wenig zögernd, weil sie gleichzeitig ihre Konsole bearbeitete. »Ist jetzt als Lager der Stromversorgung ausgewiesen. Hinter der Tür sollte es nichts außer Staub und Eis geben.«
    »Kannst du uns hinführen?«, fragte Holden.
    Naomi und Prax antworteten gleichzeitig: »Ja.«
    »Dann müssen wir dorthin.«
    Er winkte Prax und dem Hacker, ins vordere Zimmer voranzugehen, und folgte ihnen. Amos saß am Tisch und drehte eine Hühnchendose auf der Kante wie eine dicke Münze. In der geringen Schwerkraft des Mondes konnte man meinen, sie würde ewig kreiseln. Was in ihm vorging, konnte man der abwesenden Miene nicht entnehmen.
    »Du hast deine Arbeit erledigt«, sagte Holden zu dem Hacker, der Amos anstarrte und sich bemühte, seine Wut zu unterdrücken. »Also wirst du auch bezahlt. Wir halten uns an die Abmachung.«
    Ehe der Junge etwas sagen konnte, stand Amos auf und hob den Karton mit den Dosen hoch. Er drehte ihn um und kippte sämtliche Dosen auf den Boden. Ein paar rollten in die Ecken des kleinen Raums.
    »Das Wechselgeld kannst du behalten, Arschloch.« Den leeren Karton warf er in die winzige Kochnische.
    »Und jetzt gehen wir«, sagte Holden.
    Nachdem Amos und Prax hinausgegangen waren, zog sich auch Holden rückwärts zurück und achtete darauf, dass der Hacker nicht etwa auf die Idee kam, sich an ihnen zu rächen. Er hätte sich keine Sorgen machen müssen. Kaum dass Amos verschwunden war, sammelte der Bursche die Dosen ein und stapelte sie auf dem Tisch.
    Sobald er draußen war und die Tür hinter sich geschlossen hatte, meldete sich Naomi. »Du weißt doch, was das bedeutet, oder?«
    »Was denn?« Zu Amos sagte er: »Zurück zum Schiff.«
    »Prax sagte, alle Kinder mit Meis Krankheit werden vermisst«, erklärte Naomi. »Ausgerechnet der behandelnde Arzt hat die Kleine abgeholt.«
    »Daher dürfen wir annehmen, dass er und die Leute, mit denen er zusammenarbeitet, auch die anderen Kinder geholt haben«, stimmte Holden zu.
    Amos und Prax gingen nebeneinander durch den Flur. Der große Mechaniker wirkte immer noch abwesend. Prax legte ihm eine Hand auf den Arm und flüsterte: »Danke.« Amos zuckte nur mit den Achseln.
    »Warum will jemand die Kinder haben?«, fragte Naomi.
    »Die wichtigere Frage ist meiner Meinung nach, woher er wusste, dass nur wenige Stunden später die Schießerei beginnen würde.«
    »Ja«, antwortete Naomi leise. »Genau. Woher wusste er das?«
    »Weil er der Grund dafür ist, dass die Dinge so in die Hose gegangen sind«, erwiderte Holden und sprach damit laut aus, was sie beide dachten.
    »Wenn er die Kinder hat und wenn er oder seine Leute fähig sind, eine Schießerei zwischen Erde und Mars anzuzetteln, um die Entführungen zu vertuschen …«
    »Das erinnert mich an eine Strategie, die wir schon einmal gesehen haben. Wir müssen herausfinden, was sich jenseits dieser Tür befindet.«
    »Da gibt es zwei Möglichkeiten«, sagte Naomi. »Überhaupt nichts, weil sie nach den Entführungen blitzschnell verschwunden sind …«
    »Oder«, fuhr Holden fort, »eine Menge Typen mit Waffen.«
    »Genau.«
    In der Messe der Somnambuli war es still, als Prax und Holdens Crew noch einmal das Video abspielten. Naomi hatte alle Aufnahmen der Sicherheitskameras, auf denen Meis Entführung zu sehen war, zu einer Endlosschleife zusammengeschnitten. So konnten sie beobachten, wie der Arzt das Mädchen durch verschiedene Korridore trug, mit einem Lift nach oben fuhr und schließlich die Tür öffnete, die in verlassene Bereiche der Station führte. Nach dem dritten Durchlauf winkte Holden Naomi, sie solle abschalten.
    »Was wissen wir?« Er trommelte mit den Fingern auf den Tisch.
    »Das Kind hat keine Angst. Es wehrt sich nicht und will