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Calibans Krieg

Calibans Krieg

Titel: Calibans Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James S. A. Corey
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kann.«
    »Kapitän Holden«, drängte Wendell, »wenn wir etwas unternehmen wollen, dann sollten wir es bald tun.«
    Nebenan wurde das Kreischen lauter. Ein Gebrüll, das nicht von einem Menschen stammte, ertönte dort. Prax fragte sich, ob sie da drüben Vieh hielten. Es klang sehr nach einem verletzten Stier. Er kämpfte den Impuls nieder, sich die Hände auf die Ohren zu pressen. Abermals krachte es laut. Holden nickte.
    »Amos, gib ihnen was zum Nachdenken, dann stürmen wir.«
    »Aye, aye, Käpt’n.« Amos legte das Gewehr ab, nahm zwei Granaten vom Gürtel, zog die rosafarbenen Sicherungsstreifen heraus und rollte sie durch das Tor. Dann hob er das Gewehr wieder auf. Die beiden Explosionen waren dumpfer als die vorherige, aber nicht so laut. Noch ehe sie ganz verklungen waren, stürmten Amos, Holden, Wendell und ein weiterer Söldner schießend durch das Tor.
    Prax zögerte. Er war unbewaffnet. Jenseits der Tür lauerte der Feind. Er konnte bleiben und sich um den angeschossenen Kämpfer kümmern. Aber das Bild, das ihn nicht losließ, war der Anblick von Katoas leblosem Körper. Der tote Junge war höchstens hundert Meter entfernt. Und Mei …
    Mit gesenktem Kopf trottete Prax durch die Frachtluke. Holden und Wendell waren rechts, Amos und der andere Soldat links. Alle vier hatten sich hingehockt und hielten die Waffen bereit. Der Rauch brannte in Prax’ Augen und Nasenlöchern, und die Luftrecycler kämpften stöhnend gegen die Verunreinigungen an.
    »Also, das ist ja echt komisch«, meinte Amos.
    Der Raum hatte zwei Ebenen: einen erhöhten Rundgang von anderthalb Metern Breite und eine niedrigere Ebene, die zwei Meter tiefer lag. Auf der unteren Ebene führte auf zehn Uhr ein breiter Gang ins Unbekannte, und auf der oberen Ebene stand bei ein Uhr eine Tür offen. Unten in der Grube herrschte Chaos. Blut war auf die Wände und sogar bis unter die Decke gespritzt. Auf dem Boden lagen Tote herum, von den zerfleischten Körpern stieg Dampf auf.
    Sie hatten ihre Ausrüstungsgegenstände als Deckung benutzt. Prax erkannte eine Mikrozentrifuge, die es fast aus dem Gehäuse gerissen hatte. Zentimeterdicke Glassplitter glitzerten zwischen den Leichen. Ein Stickstoffbad war zur Seite gekippt, und die Warnlampen zeigten an, dass es sich automatisch abgeschaltet hatte. Ein mindestens zweihundert Kilogramm schwerer DNA-Analysator stand in einem unmöglichen Winkel schief wie ein Spielzeug, das ein aufgeregtes Kind weggeworfen hatte.
    »Verdammt, was haben Sie denn da für Granaten eingepackt?«, fragte Wendell bewundernd. Aus dem breiten Gang auf zehn Uhr drangen Schreie und Schüsse herüber.
    »Ich glaube, das waren wir gar nicht«, antwortete Holden. »Kommen Sie, wir müssen uns beeilen.«
    Sie sprangen ins Schlachtfeld hinunter. Ein Glaswürfel wie jener, den sie vorher gesehen hatten, war zertrümmert, der Boden war glitschig vom Blut. In einer Ecke lag eine abgerissene Hand, die noch eine Pistole hielt. Prax wandte den Blick ab. Mei war hier. Er musste sich konzentrieren. Ihm durfte nicht übel werden.
    Er ging weiter.
    Holden und Amos näherten sich zielstrebig dem Kampflärm. Prax trabte hinter ihnen her. Als er sich zurückfallen ließ, um Wendell und dessen Kampfgefährten den Vortritt zu lassen, schoben ihn die Männer sanft weiter. Ihm dämmerte, dass sie den Gang nach hinten sicherten, falls sie jemand von dort aus angriff. Daran hätte er auch selbst denken können.
    Der Gang wurde breiter, war aber niedrig. Neben Paletten voller Schaumstoffkisten mit Vorräten standen industrielle Laderoboter. Die gelben Lämpchen zeigten, dass sie untätig waren. Geübt und mit einem Tempo, das Prax außer Atem brachte, zogen Amos und Holden durch den Gang. Doch bei jeder Biegung und jeder Tür, die sie öffneten, drängte er sie in Gedanken, sich schneller zu bewegen. Mei war hier, und sie mussten die Kleine finden, ehe sie verletzt wurde. Ehe irgendetwas geschah. Bei jedem Toten, auf den sie stießen, wurde sein ungutes Gefühl, es sei längst zu spät, etwas stärker.
    Sie kamen rasch voran. Viel zu rasch. Als sie am Ende des Korridors eine vier Meter hohe und mindestens sieben Meter breite Luftschleuse erreichten, konnte Prax sich nicht vorstellen, dass sich jemand dahinter befand. Amos ließ das Automatikgewehr an der Seite hängen, während er die Steuerung der Luftschleuse bediente. Holden blickte unterdessen blinzelnd nach oben, als stünde dort etwas geschrieben. Der Boden bebte, die ganze versteckte Basis

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