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Calibans Krieg

Calibans Krieg

Titel: Calibans Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James S. A. Corey
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Sorrento-Gillis.
    »Politische Berichte erfassen nie die wirklich wichtigen Dinge«, erklärte der Klopskopf. »Sagen Sie mir, was Sie meinen.«
    Ich meine, du hast den verdammten Bericht nicht gelesen, dachte Avasarala. Nicht dass ich mich darüber beschweren könnte. Sie räusperte sich.
    »Lauter Drohgebärden, aber kein echter Kampf, Sir«, erklärte sie. »Die Mitspieler sind hochrangig. Michel Undawe, Carson Santiseverin, Ko Shu. Sie haben genug Militär angeschleppt, um zu zeigen, dass nicht nur die gewählten Affen auftreten. Aber der bislang einzige wirklich interessante Beitrag kam von einer Marinesoldatin, die sie als Dekoration mitgebracht haben. Ansonsten warten wir alle darauf, dass jemand irgendetwas Handfestes von sich gibt.«
    »Und was ist mit …« Der Generalsekretär hielt inne und sprach mit gesenkter Stimme weiter. »Was ist mit der alternativen Hypothese? «
    »Es gibt Aktivitäten auf der Venus«, bestätigte Avasarala. »Wir wissen noch nicht, was das zu bedeuten hat. In der nördlichen Hemisphäre ist eine massive Quellung von elementarem Eisen aufgetreten, die vierzehn Stunden andauerte. Außerdem konnten wir eine Reihe von Vulkanausbrüchen registrieren. Da der Planet keine tektonischen Bewegungen kennt, nehmen wir an, das Protomolekül bewirkt irgendetwas in der Planetenkruste, auch wenn wir nicht sagen können, was es ist. Die Wissenschaftler haben ein statistisches Modell erstellt, um den Energieaufwand für die beobachteten Veränderungen zu bestimmen. Es scheint, als hätten die Aktivitäten im Laufe der letzten achtzehn Monate um einen Wert von dreihundert Prozent pro Jahr zugenommen.«
    Der Generalsekretär nickte mit ernster Miene. Man konnte fast glauben, dass er ihre Ausführungen ganz und gar verstanden hatte. Errinwright hüstelte.
    »Haben wir Hinweise, die einen Zusammenhang zwischen den Aktivitäten auf der Venus und den Ereignissen auf Ganymed vermuten lassen?«, fragte er.
    »Die haben wir«, erklärte Avasarala. »Eine ungewöhnliche Energiespitze in dem Moment, als sich der Angriff auf Ganymed ereignet hat. Aber das ist nur ein einziger Hinweis. Es könnte sich auch um einen Zufall handeln.«
    Im Feed des Generalsekretärs war eine Frauenstimme zu hören. Er nickte.
    »Ich fürchte, mich ruft die Pflicht«, sagte er. »Sie machen Ihre Sache gut, Avasarala. Sie leisten verdammt gute Arbeit.«
    »Ich kann Ihnen gar nicht sagen, was es mir bedeutet, dies von Ihnen zu hören, Sir«, sagte sie lächelnd. »Denn dann würden Sie mich feuern.«
    Einen halben Herzschlag später lachte der Generalsekretär bellend und wackelte auf dem Bildschirm drohend mit dem Finger, ehe ein grünes Symbol das Ende der Verbindung anzeigte. Errinwright lehnte sich zurück und presste sich die Hände an die Schläfen. Avasarala nahm ihre Teetasse und schlürfte das Gebräu mit hochgezogenen Augenbrauen, während sie in die Kamera blickte und ihn wortlos ermunterte, Stellung zu beziehen.
    Der Tee war abgekühlt, beinahe lauwarm.
    »Na gut«, sagte Errinwright schließlich. »Sie haben gewonnen.«
    »Stellen wir einen Antrag, ihn abzusetzen?«
    Jetzt kicherte er tatsächlich. Wo er sich auch aufhielt, vor seinem Fenster war es dunkel, also befand er sich auf der gleichen Seite des Planeten wie sie. Die Tatsache, dass sie sich beide auf der Nachtseite befanden, verlieh der Begegnung ein Gefühl von Nähe und Vertrautheit, das mehr mit ihrer eigenen Erschöpfung als mit irgendetwas anderem zu tun hatte.
    »Was brauchen Sie, um die Situation auf der Venus zu klären?«, fragte er.
    »Klären?«
    »Ich habe mich ungeschickt ausgedrückt«, gab er zu. »Sie hatten die Venus ja von Anfang an im Blick. Sie wollten mit den Marsianern vorsichtig umgehen und haben Nguyen die Zügel angelegt.«
    »Das haben Sie bemerkt, ja?«
    »Die Gespräche stecken in einer Sackgasse, und ich will Ihre Zeit nicht darauf verschwenden, ein Patt zu beaufsichtigen. Wir brauchen Klarheit, und die hätten wir schon vor einem Monat gebraucht. Bitten Sie um die Ressourcen, die Sie benötigen, Chrisjen, und schließen Sie die Venus entweder aus, oder verschaffen Sie uns Beweise. Ich lasse Ihnen völlig freie Hand.«
    »Endlich. Ich kann in den Ruhestand gehen«, erwiderte sie lachend. Zu ihrer Überraschung nahm Errinwright sie ernst.
    »Meinetwegen. Aber zuerst kümmern Sie sich um die Venus. Das ist die wichtigste Frage, vor der wir bisher gestanden haben. Ich vertraue Ihnen.«
    »Ich kümmere mich darum.« Errinwright nickte

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