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Calibans Krieg

Calibans Krieg

Titel: Calibans Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James S. A. Corey
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ziehen.
    Über Draper blieb sie mit dem Mars in Verbindung, auch wenn sie an den sich dahinschleppenden Verhandlungen nicht mehr teilnehmen konnte. Das war ein guter Anfang. Es gab noch andere Verbindungen, die sie nutzen konnte. Foster vom Datendienst käme infrage. Sie musste ihm etwas mehr Arbeit zuweisen und langsam eine Beziehung aufbauen. Es kam ja nicht infrage, dass sie in sein Büro marschierte und darauf bestand, ab sofort seine neue beste Freundin zu sein, nur weil er zufällig für Nguyen die Verschlüsselung erledigte. Zuerst ein paar kleine, zu nichts verpflichtende Belohnungen. Dann den Köder auswerfen. Wen sonst konnte sie …
    Ihr Handterminal schlug Alarm. Sie stellte das Wasser ab, schnappte sich einen Bademantel, wickelte sich fest ein und sicherte den Gürtel mit einem Doppelknoten, ehe sie den Anruf annahm. Ganz egal, wie viel sie getrunken hatte, sie war Jahre darüber hinaus, für jemanden auf dem Handterminal zu posieren. Der Anruf kam von einem Mitarbeiter, der sich um besonders wichtige Überwachungen kümmerte. Das Bild flackerte, und schließlich schälte sich ein Mann in mittleren Jahren mit einem nicht zu ihm passenden Backen- und Kinnbart heraus.
    »Ameer! Sie verrückter Hund. Was haben Sie angestellt, dass Sie so spät noch arbeiten müssen?«
    »Man hat mich nach Atlanta versetzt, Miss«, erwiderte der Analytiker und zeigte ihr grinsend die Zähne. Er war der Einzige, der sie »Miss« nannte. Seit drei Jahren hatten sie nicht mehr miteinander gesprochen. »Ich komme gerade vom Mittagessen und habe einen außerplanmäßigen Bericht für Sie vorgefunden. Sofortige Weiterleitung. Zuerst habe ich es bei Ihrem Assistenten versucht, doch er hat sich nicht gemeldet.«
    »Er ist jung. Manchmal schläft er sogar. Das ist eine Schwäche. Warten Sie, ich schalte die Verschlüsselung ein.«
    Das freundliche Geplänkel war vorüber. Avasarala beugte sich vor und tippte zweimal auf das Handterminal, um die Verbindung abzusichern. Das rote Symbol färbte sich grün.
    »Schießen Sie los«, sagte sie.
    »Der Bericht kommt von Ganymed, Miss. Sie haben einen stehenden Befehl betreffend James Holden herausgegeben.«
    »Ja?«
    »Er unternimmt etwas. Anscheinend hat er sich mit einem einheimischen Wissenschaftler namens Praxidike Meng getroffen.«
    »Was tut dieser Meng?«
    Ameer wechselte in Atlanta rasch zu einem anderen Dokument. »Er ist Botaniker, Miss. Als Kind mit seiner Familie nach Ganymed ausgewandert. Spezialisiert auf Sojabohnensorten, die bei niedrigem Druck und geringem Licht wachsen. Geschieden, ein Kind. Keine bekannten Verbindungen zur AAP oder anderen bedeutenden politischen Gruppen.«
    »Fahren Sie fort.«
    »Holden, Meng und Burton haben das Schiff verlassen. Sie sind bewaffnet und haben Verbindung mit einer kleinen Gruppe privater Wachleute von Pinkwater aufgenommen.«
    »Wie viele?«
    »Der Agent vor Ort weiß es nicht, Miss. Eine kleine Gruppe. Soll ich nachfragen?«
    »Wie groß ist die Zeitverzögerung?«
    Ameers braune Augen wanderten hin und her.
    »Einundvierzig Minuten und acht Sekunden, Miss.«
    »Halten Sie die Anfrage noch zurück. Wenn ich noch mehr wissen will, können wir alles zusammen abschicken.«
    »Der Agent vor Ort berichtet, Holden habe mit den privaten Wachleuten verhandelt. Entweder gab es in letzter Minute eine Planänderung, oder das ganze Treffen war ungeplant. Es scheint, als seien sie zu einer Übereinkunft gelangt. Die ganze Gruppe ging durch einen unbenutzten Korridor weiter und verschaffte sich mit Gewalt Zutritt.«
    »Wo denn?«
    »Ein nicht mehr benutztes Zugangsschott, Miss.«
    »Was soll das bedeuten? Wie groß ist es, wo ist es?«
    »Soll ich rückfragen?«
    »Sie sollten nach Ganymed fliegen und diesem Agenten vor Ort einen Tritt in die Eier verpassen. Verlangen Sie genauere Aufklärung.«
    »Ja, Miss.« In Ameers Gesicht deutete sich ein Lächeln an. Auf einmal runzelte er die Stirn. »Moment. Eine Aktualisierung.«
    Also hatte die AAP auf Ganymed etwas laufen. Vielleicht etwas, das ihnen gehörte, oder sie hatten irgendetwas entdeckt. Wie auch immer, diese geheimnisvolle Tür machte die Sache interessant. Während Ameer das Update las und verarbeitete, kratzte Avasarala sich am Handrücken und überdachte ihre Position. Sie hatte angenommen, Holden sei nur als Beobachter dort. Eine Art Späher. Vielleicht hatte sie sich getäuscht. Wenn er sich mit diesem Praxidike Meng traf, diesem absolut unauffälligen Botaniker, dann wusste die AAP

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