Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Calibans Krieg

Calibans Krieg

Titel: Calibans Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James S. A. Corey
Vom Netzwerk:
zu ihm herumschwenkte. Er wollte die Hände heben, die jedoch noch hinter dem Rücken gefesselt waren. Wendell trat vor, setzte der Sanitäterin einen Fuß an die Hüfte und schob sie in die Schusslinie des Wächters. Naomi kniete schon auf dem Hals des Sergeants. Sein Gesicht lief purpurn an. Holden versetzte dem Mann mit dem Brenneisen einen Tritt in die Kniekehle, und im gleichen Moment griff Amos den Mann mit dem Gewehr an. Funken sprühend und mit einem Geräusch, als kratzte ein Fingernagel über eine Glasscheibe, fiel das Brenneisen auf den Boden. Paula hatte inzwischen das Messer des Sergeants in den Händen, lehnte sich rückwärts zu einem ihrer Gefährten und sägte die Fessel durch. Der Mann mit dem Gewehr rammte Amos den Ellbogen in den Bauch, worauf der Mechaniker schnaufend ausatmete. Holden ließ sich auf die männliche Hälfte des Sanitäterteams fallen und hielt die Arme des Mannes mit den Knien fest. Amos tat etwas, das Prax nicht sehen konnte, und der Mann mit dem Gewehr krümmte sich grunzend.
    Paula hatte die Fessel ihres Kollegen gerade durchgesägt, als die Sanitäterin das Gewehr aufhob. Der befreite Mann zog die Pistole aus dem Halfter des gestürzten Sergeants und beugte sich vor, um der Frau die Mündung an die Schläfe zu setzen. Ihr Einsatz war eine Viertelsekunde zu spät gekommen.
    Alle erstarrten. Die Sanitäterin lächelte.
    »Schachmatt«, sagte sie und ließ das Gewehr sinken.
    Dies alles hatte kaum länger als zehn Sekunden gedauert.
    Naomi nahm das Messer an sich und schnitt rasch und methodisch allen anderen die Handfesseln durch, während Holden hinter ihr folgte, die Kommunikationsgeräte der neutralen grauen Anzüge unbrauchbar machte und den Leuten Hände und Füße fesselte. Nun war die Situation genau umgekehrt. Prax rieb sich die Finger, bis das Gefühl zurückkehrte. Er hatte den Eindruck, gleich könne der dunkelhäutige Mann wieder auftauchen und ihm bellend Befehle erteilen. Ein weiterer Knall war zu hören. Wieder war ein riesiger, hallender Container umgekippt und dröhnte wie eine Trommel.
    »Ich möchte Ihnen noch erklären, wie verbunden ich Ihnen bin, weil Sie sich so gut um meine Leute gekümmert haben«, sagte Wendell zu den Sanitätern.
    Die Frau machte ihm einen ebenso obszönen wie unappetitlichen Vorschlag, doch sie lächelte dabei.
    »Wendell«, sagte Holden. Er kramte in der Kiste mit ihren Habseligkeiten herum und warf dem Anführer der Pinkwater-Truppe die Schlüsselkarte zu. »Die Somnambulist gehört immer noch Ihnen, aber Sie müssen jetzt sofort machen, dass Sie wegkommen.«
    »Wem sagen Sie das«, antwortete Wendell. »Nehmt die Trage. Wir lassen ihn jetzt nicht zurück, und wir müssen verschwinden, ehe Verstärkung kommt.«
    »Ja, Sir«, antwortete Paula.
    »Es war interessant, Sie kennenzulernen, Kapitän. Aber auf eine Wiederholung bin ich nicht scharf.«
    Holden nickte, ließ sich aber nicht beim Anlegen der Rüstung stören und verzichtete auf das Händeschütteln. Amos hielt es wie er, dann verteilten sie die zurückerbeuteten Waffen. Holden überprüfte das Magazin seiner Pistole und ging durch die Tür, die der dunkelhäutige Mann benutzt hatte, nach draußen. Amos und Naomi folgten ihm. Prax musste traben, um Schritt zu halten. Wieder gab es eine Explosion, dieses Mal erheblich näher. Prax dachte, das Eis bebte unter ihm, aber vielleicht hatte er es sich nur eingebildet.
    »Was … was ist hier los?«
    »Das Protomolekül bricht aus.« Holden warf Naomi ein Handterminal hinüber. »Die Infektion greift um sich.«
    »Ingch glaub das nich, Käbbn«, widersprach Amos. Dann schnitt er eine Grimasse, packte mit der rechten Hand die Nase und zog sie vom Gesicht weg. Als er losließ, saß sie fast wieder grade. Er blies blutigen Rotz aus den Nasenlöchern und atmete tief durch. »Das ist schon viel besser.«
    »Alex?« Naomi hatte ihr Handgerät aktiviert. »Alex, sag mir, dass die Verbindung noch steht. Sprich mit mir.«
    Ihre Stimme zitterte.
    Ein weiterer Knall, lauter als alles, was Prax bisher gehört hatte. Das Beben bildete er sich nicht ein, denn er stürzte auf den Boden. Die Luft roch seltsam, wie überhitztes Eisen. Zugleich flackerten die Lichter der Station und erloschen. Dann flammten die für eine Evakuierung vorgesehenen hellblauen LEDs auf. Eine Niedrigdrucksirene ertönte. Sie war eigens dazu konstruiert, bei Druckabfall in dünner Luft zu funktionieren. Es klang beinahe nachdenklich, als Holden wieder das Wort

Weitere Kostenlose Bücher