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Calibans Krieg

Calibans Krieg

Titel: Calibans Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James S. A. Corey
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Achselzucken so nahekam, wie es unter diesen Umständen eben ging.
    »Die Liste ist recht lang«, gab er zu.
    »Noch eine Blutung«, warnte die Frau.
    »Alles klar«, sagte der Mann mit dem Elektrokauter. Er löste aus, Rauch stieg auf, es roch nach verbranntem Fleisch.
    »Nehmen Sie’s nicht persönlich, Kapitän Holden«, sagte Wendell, »aber allmählich wünschte ich, ich hätte Sie bei unserer ersten Begegnung auf der Stelle erschossen.«
    »Schon gut.« Holden nickte.
    Vier Soldaten kehrten in den Raum zurück. Sie waren alle gedrun gene Erdbewohner. Einer – ein dunkelhäutiger Mann mit einem Kranz grauer Haare und gebieterischem Auftreten – redete hektisch und leise in sein Funkgerät. Er ließ den Blick über die Gefangenen wandern, ohne sie wirklich wahrzunehmen. Als wären sie Packkisten. Als sein Blick auf Prax fiel, nickte der Mann, meinte jedoch nicht den Botaniker.
    »Sind sie stabil?«, fragte der Dunkelhäutige die Sanitäter.
    »Wenn ich entscheiden sollte, würde ich den hier nicht bewegen.«
    »Und wenn nicht?«
    »Wahrscheinlich überlebt er es. Vermeiden Sie starke Beschleunigungen, bis ich ihn in einer echten Krankenstation versorgen kann.«
    »Entschuldigung«, mischte sich Holden ein. »Könnte mir jetzt bitte mal jemand erklären, was hier los ist?«
    Es war, als hätte er mit der Wand geredet.
    »Wir haben noch zehn Minuten«, erklärte der Mann mit der dunklen Haut.
    »Transportschiff?«
    »Noch nicht. Erst das Labor.«
    »Na, wundervoll«, erwiderte die Frau mürrisch.
    »Denn wenn Sie uns Fragen stellen wollen«, fuhr Holden fort, »sollten wir schleunigst von Ganymed verschwinden. Wenn Sie und Ihre Leute überleben wollen, müssen wir sofort fliehen. In dem Labor, in dem wir waren, wurde das Protomolekül freigesetzt.«
    »Verlegt sie immer zu zweit«, befahl der dunkelhäutige Mann.
    »Ja, Sir«, bestätigte die Frau.
    »Hören Sie mir zu?«, rief Holden. »Auf dieser Station wurde das Protomolekül freigesetzt.«
    »Sie hören dir nicht zu, Jim«, klärte Naomi ihn auf.
    »Ferguson. Mott«, sagte der dunkelhäutige Mann. »Meldung.«
    Stille herrschte in dem Raum, als jemand Bericht erstattete.
    »Meine Tochter wurde entführt«, warf Prax ein. »Das Schiff hat meine Tochter verschleppt.«
    Auch auf ihn hörten sie nicht, aber damit hatte er auch nicht gerechnet. Mit Ausnahme von Holden und seiner Crew hatte ihm sowieso niemand zugehört. Der dunkelhäutige Mann beugte sich vor und machte ein sehr konzentriertes Gesicht. Prax spürte, wie sich ihm die Nackenhaare aufstellten. Er hatte eine böse Vorahnung.
    »Wiederholen Sie«, verlangte der Dunkelhäutige. Und dann, einen Augenblick später: »Wir schießen? Wer ist wir ?«
    Jemand antwortete ihm. Auch die Sanitäter und die Bewacher der Waffen beobachteten den Kommandanten. Ihre Mienen waren leer.
    »Verstanden. Alphateam, neue Befehle. Gehen Sie zum Raumhafen und sichern Sie uns ein Transportschiff. Einsatz von Gewalt ist genehmigt. Wiederhole: Einsatz von Gewalt ist genehmigt. Sergeant Chernev, schneiden Sie die Fußfesseln der Gefangenen auf.«
    Einer der Wächter stutzte merklich.
    »Allen auf einmal, Sir?«
    »Allen auf einmal. Für diesen Herrn hier brauchen wir außerdem eine Trage.«
    »Was ist denn los, Sir?«, fragte der Sergeant mit mühsam beherrschter Stimme. Die Verwirrung und die Angst gewannen nun doch die Oberhand.
    »Ich gebe Ihnen einen Befehl, das ist los«, sagte der dunkelhäutige Mann, der schon wieder mit großen Schritten zur Tür strebte. »Los jetzt.«
    Prax spürte die Vibrationen des Messers in den Fußgelenken. Erst als ihm das Prickeln die Tränen in die Augen trieb, wurde ihm bewusst, wie taub seine Füße waren. Das Aufstehen tat weh. In der Ferne dröhnte es, als wäre ein leerer Frachtcontainer aus großer Höhe herabgefallen. Nachdem der Sergeant Amos’ Füße befreit hatte, wandte er sich Naomi zu. Ein Wächter stand immer noch vor ihren Sachen. Die Sanitäter versiegelten den Bauch des angeschossenen Mannes mit einem süß riechenden Gel. Der Sergeant beugte sich vor.
    Der Blick, den Holden und Amos wechselten, war die einzige Vorwarnung, die Prax bekam. So beiläufig wie ein Mann, der zur Toilette geht, marschierte Holden zur Tür.
    »He«, sagte der Wächter vor ihren Waffen und hob ein Gewehr, das so lang war wie ein Arm. Holden sah ihn unschuldig an. Aller Augen ruhten jetzt auf ihm. Unterdessen drosch Amos dem Sergeant das Knie vor den Kopf. Prax schrie überrascht auf, als die Waffe

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