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Calibans Krieg

Calibans Krieg

Titel: Calibans Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James S. A. Corey
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verschloss die letzte Dichtung an der Seite und überprüfte die billige grüne LED, die behauptete, die Sauerstoffzufuhr sei in Ordnung. Die Heizung flackerte gelb, dann färbte sich die Anzeige wieder grün. »Sie und Amos könnten es schaffen, wenn Ihre Rüstungen gut sind. Ich glaube nicht, dass Naomi und ich eine Chance haben.«
    »Wundervoll«, kommentierte Holden.
    »Ich habe die Rosinante verloren«, meldete Naomi. »Nein, der ganze Link ist weg. Ich habe die Verbindung durch die Somnambulist geleitet. Anscheinend ist sie gestartet.«
    Oder zu Schlacke verglüht. Alle dachten das Gleiche. Niemand sprach es aus.
    »Hier entlang«, sagte Prax. »Es gibt hier einen Wartungsgang, den wir immer benutzt haben, als ich noch auf dem College war. So können wir den Marble-Arch-Komplex umgehen und uns danach aufwärtsbewegen.«
    »Was immer Sie sagen, Kumpel«, meinte Amos. Seine Nase blutete schon wieder. Im schwachen blauen Licht im Innern des Helms sah das Blut schwarz aus.
    Dies war sein letzter Gang. Was auch geschehen würde, Prax würde nie mehr hierher zurückkehren, weil es dieses Hier bald nicht mehr geben würde. Das letzte Mal sah er nun den Korridor, durch den er mit Jaimie Loomis und Tanna Ibtrahmin-Sook gelaufen war, um Drogen zu besorgen. Das breite Amphitheater mit der niedrigen Decke unter der alten Wasseraufbereitungsanlage, wo er sein erstes Praktikum absolviert hatte, war zerstört, und das Reservoir hatte Lecks. Es würde die Korridore nicht sehr schnell überfluten, aber in ein, zwei Tagen wären die Durchgänge unpassierbar. In zwei Tagen spielte das alles keine Rolle mehr.
    Überall glühten nur noch die LEDs der Notbeleuchtung, oder es war völlig dunkel. Der Matsch auf dem Boden zeugte davon, dass die Heizung gegenzusteuern versuchte und damit überfordert war. Zweimal war der Weg blockiert, einmal von einem Druckschott, das tatsächlich noch funktionierte, und einmal von einem Eiseinbruch. Menschen begegneten ihnen kaum. Alle anderen rannten zum Raumhafen. Prax führte sie fast in gerader Linie vom Raumhafen weg.
    Ein weiterer langer und gekrümmter Gang, eine Baurampe, ein leerer Tunnel, und dann …
    Die blaue Stahltür, die ihnen den Weg versperrte, war nicht blockiert, sondern im Sicherheitsmodus. Die Anzeige verriet ihnen, dass auf der anderen Seite Vakuum herrschte. Eine der Götterfäuste, die auf Ganymed einprügelten, hatte den Gang dahinter getroffen. Prax blieb stehen und rief sich die dreidimensionale Architektur der Station vor das innere Auge. Wenn die Geheimbasis dort war, und er war hier, dann …
    »Wir kommen nicht hin«, verkündete er.
    Die anderen schwiegen einen Moment.
    »Das ist keine gute Antwort«, sagte Holden. »Suchen Sie eine andere.«
    Prax atmete tief durch. Wenn sie umkehrten, konnten sie eine Ebene nach unten steigen, sich nach Westen wenden und versuchen, den richtigen Korridor von unten zu erreichen. Eine Sprengung, mit der sie durchbrechen konnten, würde aber höchstwahrscheinlich auch die Ebene darunter beschädigen. Wenn sie zu der alten Röhrenbahnstation weitergingen, konnten sie vielleicht einen Wartungstunnel finden – nicht dass er dort einen kannte, aber es war immerhin möglich –, der in die richtige Richtung führte. Drei weitere Explosionen ließen das Eis erbeben. Mit einem Geräusch, als hätte ein Baseballschläger das Ziel getroffen, barst die Wand neben ihm.
    »Prax, mein Junge«, sagte Amos. »Beeilen Sie sich.«
    Sie hatten Schutzanzüge, also würde sie das Vakuum nicht umbringen, wenn sie die Tür öffneten. Allerdings war der Gang sicherlich mit Trümmern verstopft. Eine Bombe, die stark genug war, um von der Oberfläche aus hierher durchzubrechen, hatte auch …
    Sie hatte …
    »Wir können … durch die Tunnel nicht dorthin gelangen«, erklärte er. »Aber wir können nach oben gehen, zur Oberfläche, und dann wenden wir uns in die entsprechende Richtung.«
    »Wie wollen wir das tun?«, fragte Holden.
    Sie brauchten zwanzig Minuten, um einen Zugang zu finden, der nicht blockiert war. Prax entdeckte schließlich einen Ausweg. Das automatische Wartungsgerät für die Außenseite der Kuppeln war so breit wie drei Männer. Das Gerät selbst war längst ausgeschlachtet worden, aber das spielte keine Rolle. Die Luftschleuse dahinter wurde mit Batterien angetrieben. Naomi und Prax speisten die Befehle ein, schlossen die innere Luke und öffneten die äußere Schleusentür. Einen Moment lang herrschte Wind, als die Luft entwich, dann

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