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Caligula - Eine Biographie

Caligula - Eine Biographie

Titel: Caligula - Eine Biographie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aloys Winterling
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als Könige zunächst weiterhin auf. Agrippa, vielleicht schon im Haus der Antonia, spätestens aber seit Capri in engem Kontakt zu Caligula, wurden nach dessen Regierungsantritt vom Senat sogar prätorische Rangabzeichen zuerkannt.
    Ende des Jahres 38 nun verlieh Caligula weitere Herrschaften im kleinasiatischen und vorderorientalischen Raum. Drei Söhne des Thrakerkönigs Kotys, Rhoimetalkes, Polemon II. und Kotys, die als Ururenkel des Marcus Antonius und der Kleopatra mit dem Kaiser verwandt waren, sowie Sohaimos, aus einem einheimischen Fürstengeschlecht, und Mithradates, ein Ururenkel des berühmten Mithradates, erhielten Reiche zugeteilt, die sich vom Schwarzmeerraum bis Kleinarmenien erstreckten. Die Maßnahmen ließ Caligula durch einen Senatsbeschluß bestätigen. Er selbst vollzog die Inthronisationen mit feierlichen Zeremonien, die auf der Rednerbühne auf dem Forum stattfanden. Möglicherweise war die Einrichtung der Klientelkönigtümer bereits Teil weitergehender Planungen für den Osten des Reiches. So wird berichtet, daß Caligula vorhatte, den Palast des Polykrates auf Samos wieder aufzubauen und den Isthmos von Korinth zu durchstechen – beides symbolträchtige Vorhaben, die Bezüge zu hellenistischen Königstraditionen, aber auch zum großen Diktator Iulius Caesar herstellten, der sich zuletzt, ähnlich wie vor ihm der korinthische Tyrann Periander und der makedonische König Demetrios Poliorketes, am Isthmos versucht hatte. Von Caligulas Plänen für eine Reise nach Alexandria und in den Orient, die zwei Jahre später konkreter wurden und wiederum dem Vorbild des Vaters Germanicus folgten, wird noch zu berichten sein.
    Was für ein Bild mag sich die römische Senatsaristokratie gegen Ende des Jahres 38 von dem mittlerweile 26jährigen Caligula gemacht haben? Wie paßte dies alles zusammen? In kurzer Zeit hatte er sich mit skrupelloser Direktheit von seinem Thronrivalen und den mächtigen Günstlingen des Tiberius befreit. Im Kontext der politischen Institutionen spielte er geschickt die Rolle des dem Senat entgegenkommenden Kaisers. In seiner Haushaltung erhob er sich mit luxuriöser Prachtentfaltung über seine Standesgenossen. In Zirkus und Theater teilteund erwarb er die Begeisterung des einfachen Volkes. Er profilierte sich mit einem breiten Spektrum sinnvoller und notwendiger sachpolitischer Maßnahmen – von der Ergänzung des Ritterstandes bis zur Wasserversorgung Roms –, gegen die man schlechterdings nichts einwenden konnte. Er besuchte Städte auf Sizilien, reorganisierte die östlichen Grenzregionen des Reiches, pflegte Freundschaften zu orientalischen Königen und plante aufwendige Militäraktionen gegen die Germanen, die im Erfolgsfall seine Stellung als Kaiser deutlich gestärkt hätten. Und dies alles innerhalb von zwanzig Monaten, von denen er vielleicht noch zwei krank darniedergelegen hatte.
    Man wird nicht fehlgehen in der Annahme, daß es manchem der vornehmen alten Konsulare, die die Stimmung im Senat angaben, mulmig wurde. Dazu wurden auch noch Geschichten wie die folgende kolportiert: Als Caligula – vielleicht die obengenannten – Könige bei einem Gastmahl in Rom um sich hatte und hörte, wie sie über den Adel ihrer jeweiligen Geschlechter stritten, soll er auf Griechisch das Homer-Zitat ausgerufen haben: «Nur einer sei Herrscher, nur einer sei König!» (Homer
llias
2, 204f.)

III. Die Eskalation der Konflikte

1. Die Verschwörung der Konsulare
    «In den ersten beiden Jahren führte Gaius die Regierungsgeschäfte äußerst hochherzig und erwarb sich durch seine Mäßigung großes Wohlwollen seitens der Römer und der Untertanen.» Mit diesen Worten charakterisiert Iosephus die bisher geschilderte Zeit seiner Herrschaft (Ios.
ant. lud.
18, 256). Tatsächlich unterstrich der Kaiser noch zu Beginn des Jahres 39 in symbolträchtigen Akten seine Ehrerbietung gegenüber der Senatsaristokratie. Bei Antritt seines zweiten Konsulates am 1. Januar und bei dessen Niederlegung nach nur 30 Tagen schwor er die üblichen Eide demonstrativ – so wie alle anderen Konsuln auch – auf der Rednerbühne auf dem Forum und stellte sich damit wie ein Senator unter anderen dar. Sein Konsulatskollege Lucius Apronius übte das Amt sechs Monate aus, Caligula selbst folgte der Stadtpräfekt Sanquinius Maximus im Konsulat. «In jenen und den folgenden Tagen», schließt Cassius Dio in seinem Bericht über den Anfang des Jahres 39 völlig unvermittelt an, «fanden zahlreiche der führenden

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