Call the Midwife - Ruf des Lebens: Eine wahre Geschichte aus dem Londoner East End
sagte, als sie gerade gestorben war, und die Worte irgendeines großen Schriftstellers (ich weiß nicht mehr welcher) kamen mir in den Sinn:
Er, der liebt, weiß es.
Er, der nicht liebt, weiß es nicht.
Ich bedauere ihn und antworte ihm nicht.
Ich durfte keine Zeit mit trübsinnigen Gedanken vergeuden, sondern musste meiner Vorgesetzten von Sallys Krankheit berichten.
Schwester Bernadette hatte an diesem Tag Dienst. Sie hörte mich an, nahm die Urinprobe in Augenschein und sagte: »Vielleicht ist sie durch Scheidenausfluss kontaminiert. Wir werden eine neue Probe per Katheter entnehmen. Bereite bitte den Katheter vor, während ich zu Sally gehe und sie untersuche.«
Als ich mit meinem Tablett zu der Liege zurückkam, hatte Schwester Bernadette bereits eine komplette Untersuchung vorgenommen und alles bestätigt gefunden, wovon ich ihr berichtet hatte.
Sie sagte zu Sally: »Wir werden jetzt einen dünnen Schlauch in Ihre Blase einführen, um an etwas Urin zum Test im Labor zu gelangen.«
Sally protestierte, doch schließlich gab sie nach und ich legte den Katheter. Dann sagte Schwester Bernadette zu ihr: »Wir glauben, dass es bei dieser Schwangerschaft ein Problem gibt, weswegen Sie absolute Ruhe, eine spezielle Diät und bestimmte Medikamente brauchen, die Sie täglich einnehmen müssen. Deswegen müssen Sie ins Krankenhaus eingewiesen werden.«
Sally und ihre Mutter erschraken.
»Was ist denn? Es fühlt sich alles gut an. Nur ein bisschen Kopfschmerzen, sonst nichts.«
Ihre Mutter mischte sich ein: »Wenn irgendwas mit unsrer Sal nich in Ordnung is, kann ich mich um sie kümmern. Sie kann doch auch zu Hause ihre Ruh haben, oder nich?«
Schwester Bernadette ließ nicht mit sich handeln. »Es geht hier nicht einfach um Ruhe und ein bisschen länger im Bett bleiben. Sally braucht strenge Bettruhe, vierundzwanzig Stunden am Tag, und das während der nächsten vier bis sechs Wochen. Sie wird eine spezielle salzfreie Diät mit wenig Flüssigkeitszufuhr einhalten müssen. Sie muss viermal am Tag bestimmte Beruhigungsmittel einnehmen. Sie muss unter sorgfältiger Beobachtung bleiben, wobei Puls, Temperatur und Blutdruck mehrmals täglich kontrolliert werden. Auch die Entwicklung des Babys muss täglich überprüft werden. Sie können all das auf keinen Fall zu Hause erledigen. Sally braucht sofort stationäre Behandlung, und wenn sie die nicht bekommt, steht das Wohl des Babys auf dem Spiel und die Gesundheit der Mutter auch.«
Das war eine sehr lange Rede für Schwester Bernadettes Verhältnisse, die sonst sehr still war. Doch sie verfehlte ihre Wirkung nicht und brachte Sallys Mutter zum Schweigen. Nur ein Piepsen brachte sie noch hervor und sagte dann nichts mehr.
»Ich werde jetzt den Arzt anrufen und ihn bitten, sofort ein Bett in einer geburtsmedizinischen Klinik für Sie zu finden. Ich möchte, dass Sie still hier liegen bleiben, wo Sie sind. Gehen Sie nicht nach Hause.«
Dann sagte sie zu Enid: »Vielleicht möchten Sie ja von zu Hause ein paar Dinge holen, die Sally im Krankenhaus braucht – Nachthemden, Zahnbürste, solche Sachen – und sie hierherbringen.«
Enid hastete davon, froh, eine Aufgabe zu haben.
Sally musste ein paar Stunden warten, bis der Krankenwagen kam, dann wurde sie in einem Rollstuhl nach draußen gebracht. Ich glaube, sie war ganz durcheinander von all dem Wirbel und dass sich alles um sie drehte, besonders, weil sie sich nicht krank fühlte, zur Sprechstunde gelaufen war und sie durchaus zu Fuß wieder verlassen konnte.
Sally wurde zum London Hospital in der Mile End Road gebracht und kam auf die geburtsmedizinische Station, wo zehn bis zwölf andere junge Frauen in der gleichen Schwangerschaftsphase lagen wie sie selbst. Sie musste absolute Bettruhe einhalten, was so weit ging, dass sie im Rollstuhl zur Toilette geschoben wurde. Sie wurde sediert, bekam eine spezielle Diät und durfte nur wenig Flüssigkeit zu sich nehmen. Während der folgenden vier Wochen wurde ihr Blutdruck allmählich niedriger, die Ödeme gingen zurück und die Kopfschmerzen verschwanden. In der achtunddreißigsten Schwangerschaftswoche wurde die Geburt eingeleitet. Sallys Blutdruck begann unter der Geburt wieder zu steigen, also erhielt sie ein leichtes Anästhetikum, sobald der Gebärmutterhals sich vollständig geweitet hatte, und mithilfe einer Geburtszange wurde ein süßes, gesundes Baby zur Welt gebracht.
Mutter und Baby blieben auch nach der Geburt gesund.
Eklampsie ist heute ein ebenso
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