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Call the Midwife - Ruf des Lebens: Eine wahre Geschichte aus dem Londoner East End

Call the Midwife - Ruf des Lebens: Eine wahre Geschichte aus dem Londoner East End

Titel: Call the Midwife - Ruf des Lebens: Eine wahre Geschichte aus dem Londoner East End Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Worth
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Stand seiner Augen tatsächlich nicht sehen, was er so alles anrichtete, und zum anderen machte Fred vor niemandem einen Diener. Er grinste Mrs B. frech an, suckelte an seinem Zahn, gab ihr einen Klaps auf ihren breiten Hintern und kicherte: »Lass mal gut sein, altes Mädchen.« Dann schimpfte Mrs B. mit blitzenden Augen: »Mach dich raus aus meiner Küche, du oller Troll, un komm nich wieder.« Leider musste Fred immer wiederkommen und das wusste sie genau. Der Koksofen stand in der Küche und es war seine Aufgabe, ihn zu befeuern, zu säubern, den Abzug zu öffnen und zu schließen und ihn rundum in Schuss zu halten. Da Mrs B. fast alle ihre Gerichte und ihr sämtliches Gebäck mit diesem Ofen zubereitete, wusste sie, dass sie von ihm abhängig war. Also herrschte zwischen den beiden eine angespannte Waffenruhe. Nur gelegentlich – also etwa zweimal pro Woche – brachen Wortgefechte aus. Mit Interesse stellte ich fest, dass keiner der beiden während dieser Scharmützel fluchte – zweifelsohne aus Rücksichtnahme gegenüber den Nonnen. Wären die beiden in einer anderen Umgebung aufeinandergetroffen, dann wären die Obszönitäten sicher nur so durch die Luft geflogen.
    Seinen Dienst als Heizer verrichtete Fred morgens und abends und kam zudem nach Vereinbarung für verschiedenste Arbeiten. An sieben Tagen in der Woche kümmerte er sich um den Boiler und diese Aufgabe passte gut zu ihm. Es war ein regelmäßiger Job, der ihm reichlich Zeit für andere Aktivitäten ließ, die über die Jahre zusammengekommen waren.
    Fred bewohnte mit seiner unverheirateten Tochter Dolly die beiden Zimmer im Erdgeschoss eines kleinen Hauses am Rande der Docks. Während des Kriegs war er eingezogen worden, aber aufgrund seiner Augen konnte er keinen Dienst an der Waffe leisten. So wurde er dem Pioniercorps zugeteilt, wo er, wenn man Fred glauben darf, sechs Jahre seinen Dienst für König und Vaterland versah, indem er die Latrinen säuberte.
    Als 1942 seine Frau und drei ihrer sechs Kinder bei einem Bombentreffer getötet wurden, erhielt er Sonderurlaub. Er durfte ein wenig Zeit mit seinen drei überlebenden, durch den Schock traumatisierten Kindern in einem Heim in Nordlondon verbringen, bis man sie nach Somerset evakuierte und er zu den Latrinen zurückbeordert wurde.
    Nach dem Krieg mietete er zwei billige Zimmer und versorgte seine verbleibende Familie allein. Es war nie leicht für ihn, eine geregelte Arbeit zu finden, denn seine Sehkraft war stark eingeschränkt, außerdem wollte er sich nicht verpflichten, länger von zu Hause fortzubleiben – er wusste, dass seine Kinder ihn brauchten. Also erledigte er mit der Zeit eine große Bandbreite an Tätigkeiten, die ihm Geld einbrachten – darunter auch einige legale.
    Während wir, das Laienpersonal, in der Küche frühstückten, war Fred meist mit seinem Boiler beschäftigt, und so gab es reichlich Gelegenheit, ihn auszuquetschen und die neuesten Geschichten zu hören, was wir, jung und neugierig wie wir waren, auch ohne Hemmungen taten. Fred tat uns immer den Gefallen, es bereitete ihm offensichtlich Freude, sein Garn zu spinnen, dem oft ein »Ihr werdets mir sicher kaum glauben« vorausging. Das Lachen seines aus vier Mädchen bestehenden Publikums war Musik in seinen Ohren. Und Mädchen lachen wirklich über alles.
    Einer seiner regelmäßigen Jobs und der, weil er großes Können erforderte, am besten bezahlte, wie er uns versicherte, war der als Fassbodenklopfer für die Brauerei Whitbreads. »Ich klopf dir gleich auf den Hosenboden«, rief die stets skeptische Trixie dazwischen, doch Chummy kaufte es ihm ab und sagte mit großem Ernst: »Ach, das klingt ja ganz schrecklich interessant. Bitte erzähle weiter.« Fred mochte Chummy und nannte sie »Hochnäschen«.
    »Also, diese Bierfässer, ne, die müssen intakt sein, un man kann sie nur prüfen, indem man auf’n Boden klopft un dabei gut hinhört. Kommt da ’n bestimmter Ton, sin se in Ordnung. Kommt ’n anderer, sin se kaputt. Kapiert? Eigentlich einfach, aber ’s braucht jahrelang Erfahrung.«
    Wir hatten Fred auch auf dem Markt Zwiebeln verkaufen sehen, wussten aber nicht, dass er sie selbst zog. Da er im Erdgeschoss eines kleinen Hauses wohnte, hatte er einen kleinen Garten, der ganz den Zwiebeln gehörte. Er hatte es auch mit Kartoffeln probiert (»Mit Knollen is nix zu verdienen«), aber Zwiebeln stellten sich als der Renner heraus. Außerdem hielt er Hühner und verkaufte die Eier, aber auch die Vögel

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