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Call the Midwife - Ruf des Lebens: Eine wahre Geschichte aus dem Londoner East End

Call the Midwife - Ruf des Lebens: Eine wahre Geschichte aus dem Londoner East End

Titel: Call the Midwife - Ruf des Lebens: Eine wahre Geschichte aus dem Londoner East End Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Worth
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selbst. An Metzger verkaufte er nicht (»Ich lass doch keinen andern den halben Gewinn einstreichen«), sondern bot sie selbst auf dem Markt an. Einen Stand mietete er dafür nicht (»Ich zahl doch keine Scheißmiete an die Stadt«). Er legte eine Decke auf den Boden, wo gerade Platz war, und verkaufte dort seine Zwiebeln, Eier und Hühner.
    Zu den Hühnern kamen Wachteln, mit denen er Restaurants im West End belieferte. Wachteln sind empfindliche Vögel, die Wärme benötigen, also hielt er sie im Haus. Weil sie so klein sind, brauchen sie nicht viel Platz, also zog er sie in Kisten unter dem Bett auf. In der Küche schlachtete und rupfte er sie.
    Chummy sagte in ihrem Eifer: »Wisst ihr, ich finde das ja eigentlich ganz schrecklich schlau. Aber es müffelt doch sicher auch ein bisschen, oder?«
    Trixie fiel ihr ins Wort: »Ach, halt den Mund. Wir frühstücken doch gerade«, und griff nach den Cornflakes.
    Freds Begeisterung für Abwasserrohre war geeignet, jedem den Appetit auf sein Frühstück zu verderben. Rohrreinigung war offenbar eine seiner Leidenschaften und sein nordöstliches Auge begann zu funkeln, als alle Einzelheiten der Abwasserkunde aus ihm heraussprudelten. Trixie sagte: »Ich stopf dich noch in einen Abfluss, wenn du nicht aufpasst«, und flüchtete mit ihrem Toast in der Hand zur Tür. Doch Fred, ein wahrer Poet der Stöckchen und Pumpen, ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. »Der beste Job, den ich je gehabt hab, war oben in Hampstead. Eins von den feinen Häusern. Mit ner Lady, so richtig etepetete, was Besseres halt. Ich heb den Deckel hoch un da isser auch schon un füllt das ganze Rohr aus: ’n Präser – also so ’n Gummi – hing im Zufluss fest un war prallvoll mit Dreck un Wasser. Riesending, sag ich euch, riesig.«
    Er rollte ausdrucksvoll mit seinen Augen, jedes in seinem eigenen Winkel, während er die Arme ausbreitete. Chummy teilte zwar seine Begeisterung, begriff aber nicht so ganz.
    »So was habt ihr noch nich gesehen. ’n Meter lang un dreißig Zentimeter breit, oder ich will tot umfallen. Die Dame, ne ganz feine, schaut sich die Sache an und sagt: ›Du liebe Güte, was kann das denn sein?‹ Un ich sag: Na, wenn Se das nich wissen, dann ham Se wohl geschlafen. Un sie sagt: ›Jetzt werden Sie mal nicht anzüglich, guter Mann.‹ Also hab ich das Ding rausgeholt un das doppelte verlangt, un fromm wie’n Lämmchen hat sies bezahlt.« Er grinste schelmisch, rieb sich die Hände und suckelte an seinem Zahn.
    »Oh ganz großartig, Fred, gut gemacht. Das war furchtbar klug, gleich das Doppelte zu verlangen.«
    Doch Freds bester Geschäftszweig mit der größten Gewinnspanne waren einmal Feuerwerkskörper gewesen. Seine Pioniereinheit war für einige Zeit mit den Royal Engineers in Nordafrika verbunden gewesen. Sprengstoff war täglich in Gebrauch. Jeder noch so geringe Dienstgrad, der einmal mit den Engineers zu tun hat, lernt zwangsläufig etwas über Sprengstoff und Fred hatte genug aufgeschnappt, um sich nach dem Krieg an eine Werkstatt für Feuerwerkskörper in der Küche seines kleinen Hauses zu wagen.
    »Is echt ganz leicht. Man braucht nur einen Haufen von der richtigen Sorte Dünger un’n bisschen hiervon, was man mit’n bisschen davon mischt, un Bingo, schon machts krach.«
    Chummy sagte mit vor Angst geweiteten Augen: »Aber ist das nicht eigentlich furchtbar gefährlich, Fred?«
    »Nö, nö, nich wenn de weißt, was de tust, so wie ich. Hat sich verkauft wie geschnitten Brot, das Zeug, überall in Poplar. Jeder hats haben wollen. Hätt ’n Vermögen damit machen können, wenn sie mich in Ruhe gelassen hätten, die Ärsche, tschuldigung, Miss.«
    »Wer denn? Was ist passiert?«
    »Die Bullen, also die Polizei hat ’n paar von meinen Böllern in die Finger bekommen un sie getestet un gesagt, die wärn gefährlich un ich tät Menschenleben in Gefahr bringen. Ich frag euch – ja, ich frag euch: Würd ich so was tun? Würd ich das?« Er hockte gerade auf dem Boden und sah uns von unten an, während er seine vor Asche schwarzen Hände in einer Unschuldsgeste hob.
    »Aber natürlich nicht, Fred«, riefen wir im Chor. »Was ist dann passiert?«
    »Die ham mich angezeigt, aber der Richter, der hat mich mit ner Geldstrafe ziehn lassen, weil ich drei Kinders hatte. War ’n feiner Kerl, der Richter, aber er hat gesagt, ich käm ins Gefängnis, wenn ichs noch mal machen würd, Kinders hin oder her. Also hab ichs nich mehr gemacht.«
    Sein jüngstes Geschäftsabenteuer

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