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Callboys - Die Schönen der Nacht

Callboys - Die Schönen der Nacht

Titel: Callboys - Die Schönen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Hart
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vorher nicht einmal gewusst hatte, dass sie existierten. Und ich musste dabei weder meine Sicherheit riskieren, noch geriet ich in Gefahr, mich gefühlsmäßig zu verstricken.
    Noch viel wichtiger war aber, dass meine Gentleman-Freunde sowohl in ihrem eigenen als auch in meinem Interesse absolut diskret waren. Aufgrund meiner Tätigkeit war ich ständig prüfenden Blicken ausgesetzt. Es war schwierig genug gewesen, dass ich nicht der Sohn in Frawley and Sons war. Das Bestattungswesen wird immer noch in der Hauptsache von Männern dominiert, und obwohl ich mein ganzes Leben in Annville verbracht und ebenso lange zum Familienunternehmen gehört hatte, gab es immer noch genügend Leute, die der Meinung waren, eine Frau könne den Job nicht ebenso gut machen wie ein Mann.
    Es hing noch viel mehr an dem Job, als Todesanzeigen an die Zeitung zu schicken und Leichen einzubalsamieren; ein guter Bestatter bietet den Trauernden Unterstützung und hilft jeder Familie, die sich im Falle des Todes eines Verwandten an ihn wendet, durch eine Zeit, die oft die schwierigste in ihrem Leben ist.
    Ich liebe meine Arbeit. Ich bin gut darin. Es gefällt mir, den Menschen dabei zu helfen, von ihren geliebten Angehörigen Abschied zu nehmen, und es ist mir wichtig, ihnen diesen Abschied so erträglich wie möglich zu machen. Ich vergesse aber auch nicht, dass die Menschen ihre lieben Verstorbenen niemals zu jemandem bringen würden, dem sie nicht vertrauen oder dessen Moral ihnen fragwürdig erscheint – und in einer kleinen Stadt wird die Moral der Mitmenschen sehr leicht angezweifelt.
    „Grace?“
    Schon wieder hatte mich jemand in Gedanken versunken erwischt. Als ich aufsah, stand Shelly Winber, meine Büroleiterin, vor mir. Sie schaute mich entschuldigend an, obwohl sie keinen Grund dazu hatte. Ich war diejenige, die im Traumland gewesen war. „Hm?“, machte ich fragend.
    „Telefon für dich.“ Sie deutete zur Decke. „Oben. Es ist dein Vater.“
    Natürlich oben, da mein sich stets in Reichweite befindliches Handy keinen Pieps von sich gegeben hatte. „Toll. Danke.“
    Mein Dad rief mich jeden Tag mindestens einmal an, wenn er nicht lieber gleich hereinschaute. Für jemanden, der sich angeblich zur Ruhe gesetzt hatte, gönnte mein Dad sich ziemlich wenig Ruhe. Ich nahm den Anruf an meinem Schreibtisch entgegen, hörte mit halbem Ohr zu, machte die passenden „Mmm-hmms“ und überflog nebenbei die Spalten meines Werbeetats.
    „Hörst du mir zu, Grace?“
    „Ja, Dad.“
    Er schnaubte. „Was habe ich eben gesagt?“
    „Du hast mir gesagt, ich solle am Sonntag zum Dinner kommen und das Kassenbuch mitbringen, damit du mir mit der Bilanz helfen kannst“, riet ich aufs Geratewohl.
    Das eisige Schweigen am anderen Ende der Leitung bedeutete, dass ich falschgelegen hatte. „Wie willst du die Firma erfolgreich führen, wenn du nicht zuhörst?“
    „Es tut mir leid, Dad, aber ich bin damit beschäftigt, einiges zu überprüfen.“ Ich hielt das Telefon in die Nähe meiner Computermaus und klickte heftig damit herum. „Hörst du das?“
    „Du verbringst zu viel Zeit am Computer“, stellte mein Dad verärgert fest.
    „Ich verbringe Zeit am Computer, weil ich dort Arbeiten erledige, die der Firma zum Wachstum verhelfen.“
    „Wir hatten niemals E-Mail oder eine Webseite, und trotzdem waren wir erfolgreich. Es geht in unserem Gewerbe um mehr als Marketing, Grace. Es geht um mehr als Zahlen.“
    Seine Bemerkung wurmte mich. „Und warum sitzt du mir dann ständig wegen des Finanzplans im Nacken?“
    Aha. Nun hatte ich ihn. Ich wartete auf seine Antwort, doch was er sagte, machte mich nicht gerade glücklich.
    „Ein Bestattungsunternehmen zu führen ist nicht nur irgendein Job. Es muss dein Leben sein.“
    Ich dachte an die unzähligen Konzerte, Abschlussfeiern und Geburtstagspartys, die mein Dad während all der Jahre versäumt hatte. „Denkst du etwa, das weiß ich nicht?“
    „Ich weiß nicht. Weißt du es wirklich?“
    „Ich muss jetzt Schluss machen, Dad. Wir sehen uns am Sonntag zum Dinner. Falls ich nicht arbeiten muss.“
    Ich legte auf und lehnte mich in meinem Stuhl zurück. Ich wusste, dass es mehr als ein Job war. Verbrachte ich nicht fast meine gesamte Zeit hier? Gab ich nicht mein Bestes? Gab ich nicht alles, was ich geben konnte? Aber das schien meinen Dad nicht zu beeindrucken. Er sah nur die neuen Apparate, das neue Logo, die Werbung im Radio und die Anzeigen in der Zeitung. Und er verstand nicht, dass meine

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