Callboys - Die Schönen der Nacht
Ich tat, als würde ich mir einen Telefonhörer ans Ohr halten. „Hallo, spreche ich mit Jack?“
„Ja.“
„Ich würde gerne ein Date mit dir haben, Jack. Ich würde gern ins Kino gehen und anschließend in ein Restaurant.“
„Okay.“
Wir gaben uns beide große Mühe, nicht zu lachen. „Und wenn es sich ergeben sollte, würde ich nach dem Date gern noch ein wenig Zeit mit dir verbringen.“
„Okay!“ Jack reckte den Daumen senkrecht in die Luft. „Klasse.“
„Sag nicht klasse“, riet ich ihm.
„Warum nicht?“
„Nun … es hört sich nicht professionell an.“
„Gut. Okay. Hm … sehr gut, Miss. Ich denke, ich kann Sie noch in meinem Terminkalender unterbringen.“
Wieder lachten wir gleichzeitig. „Schon besser“, lobte ich ihn. „Okay. Also, wie kann ich Sie für Ihre Gesellschaft entlohnen?“
„Mensch, Grace“, rief Jack. „So hat das noch nie jemand gesagt.“
„Nimm es einfach mal so hin.“
„Okay. Hm … zweihundert Dollar.“
„Und was ist mit der zusätzlichen Zeit?“
Jack scharrte mit dem Fuß über den Teppich. „Mit allen außer mit dir war es immer sehr direkt. Du weißt schon. Man trifft sich irgendwo und vögelt. Das war’s dann.“
„Huh.“ Ich musterte ihn eingehend. „Du verlangst also nicht mehr dafür?“
„Niemals.“ Er zuckte die Achseln. „Ich sehe es einfach als Bonus an.“
Nun brach ich endgültig in haltloses Gelächter aus. „Jack!“
„Was hast du?“ Wieder hob er die Schultern. „Wie soll ich es erklären? Ich bin vierundzwanzig, und ich mag Frauen.“
Plötzlich hatte ich Jack richtig gern. „Das merkt man.“
Er lachte ebenfalls und strich sich wieder mit der Hand durchs Haar. „Soll ich dir etwas verraten?“
„Sicher.“
„Ich habe gedacht, dieser Job würde einfacher sein.“
„Ich wette, das hast du gedacht“, stellte ich glucksend fest.
Er sah mir ins Gesicht. „Ich bin kein kompletter Loser, Grace. Ich weiß durchaus, wie man sich bei einem Date mit einer Frau benimmt.“
„Ich bin sicher, dass du das weißt. Du bist sehr süß.“
Er zog eine Grimasse. „Es ist nur, dass das hier etwas anderes ist. Ich möchte den Job gut machen, verstehst du?“
„Ich weiß, dass du das willst“, erklärte ich nickend. „Und, Jack … du machst es nicht schlecht. Wirklich nicht.“
Wieder reckte er die Daumen in die Luft. „Klasse.“
Noch einmal küsste ich seine Schulter und tätschelte sie anschließend. Dann zog ich den Umschlag wieder aus meiner Tasche und reichte ihn ihm. „Das ist für dich. Schau jetzt noch nicht hinein. Das ist geschmacklos.“
Er schaute mich strafend an. „Das weiß ich.“
„Und mach nächstes Mal vorher ab, wie lange du zur Verfügung stehst“, wies ich ihn an, während ich auf die Tür zuging. „Lass dir das Geld für zusätzliche Stunden im Voraus geben. Entschuldige dich, und geh ins Bad, um nachzuzählen, damit du nicht übers Ohr gehauen wirst.“
Er drehte den Umschlag unablässig zwischen seinen Fingern herum. „Werden sie das nicht für unverschämt halten?“
„Die Frauen, die das hier häufig tun, werden es erwarten. Und diejenigen, die keine Erfahrung damit haben, werden es gar nicht bemerken. Pass auf dich auf, Jack. Selbst Frauen können Scheißkerle sein.“
„Sicher. Okay. Nächstes Mal“, stimmte er mir nickend zu.
An der Tür hielt mich seine Stimme zurück. „Grace?“
Ich wandte mich um. „Hm?“
„Wird es ein nächstes Mal geben?“
Ich hielt die Daumen in die Höhe. Jack lächelte.
Klasse.
5. KAPITEL
Die Nachricht erreichte mich, kaum dass ich wieder zu Hause war. Der Auftragsdienst hatte sie an mein Handy weitergeleitet. Ich rief sofort zurück.
„Hi, Miss Frawley. Es geht um meinen Dad. Er ist von uns gegangen.“ Am anderen Ende der Leitung hörte ich Dan Stewart laut schlucken, als würde er gegen Tränen kämpfen. „Es tut mir leid, dass ich so spät noch angerufen habe, aber es hieß, man könne sich jederzeit melden, und wir müssen besprechen, wie die Dinge ablaufen sollen.“
Immer wieder aufs Neue berührt und erstaunt es mich, wenn mir diejenigen, die gerade einen geliebten Menschen verloren haben, mit ausgesuchter Höflichkeit begegnen. Es passiert leicht, dass vom Kummer gebeugte Trauernde unhöflich werden. Dan Stewart war nicht unhöflich. Im Gegenteil, er überschlug sich fast vor Zuvorkommenheit.
„Das ist überhaupt kein Problem“, beruhigte ich ihn. „Dafür bin ich da. Wo ist Ihr Vater gestorben?“
„Im
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