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Callboys - Die Schönen der Nacht

Callboys - Die Schönen der Nacht

Titel: Callboys - Die Schönen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Hart
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leben.
    Niemand scheint auf den Gedanken zu kommen, dass die Menschen im Beerdigungsinstitut nicht sterben. Wenn sie zu mir kommen, ist ihr Tod bereits auf die eine oder andere Art geschehen. Alles, was bei mir ankommt, sind die sterblichen Überreste. Falls so etwas wie die Seele existiert, ist sie dann schon längst fort. Es gibt für einen Geist keinen Grund, in einem Beerdigungsinstitut herumzuspuken – oder auf einem Friedhof, wenn wir schon dabei sind –, weil zu der Zeit, wenn der Körper diese Orte erreicht, was auch immer mit der Seele geschieht, längst passiert ist.
    Nicht, dass es mir gelingen würde, mehr als einige wenige Leute von dieser Tatsache zu überzeugen. Die Toten, die nichts tun können, die keinen Schaden anrichten, die nicht atmen oder essen oder schlafen oder vögeln, jagen den meisten Menschen eine Heidenangst ein.
    Nach meinem Date mit Jack war ich müde genug, um eine lange, heiße Dusche zu brauchen. Ich machte eine Haarkur und rasierte mir jedes verirrte Härchen ab, das ich finden konnte. Ich bearbeitete meine Haut mit einem Luffaschwamm und mit Feuchtigkeitscreme und reinigte meine Poren mit Dampf, und als ich mit all dem fertig war, zog ich meine Lieblingsflanellschlafanzughose und mein weiches, verwaschenes Dead-Milkmen-Shirt an und rollte mich mit der Fernbedienung, dem dicken Roman, den ich gerade las, und einem Becher Tee auf dem Sofa zusammen. Ich war allein.
    Verdammt, ich mochte es, wie es war.
    Oder etwa nicht?
    Ich schaltete den Fernseher aus und ging ins Bad. Zu viel Tee. Im Spiegel begutachtete ich meine Augenbrauen, entschied, dass sie wieder in Form gebracht werden mussten, und verbrachte zehn Minuten damit, zusammenzuzucken und zu niesen, während ich zupfte.
    Es war zu spät, um irgendjemanden aus meinem Freundeskreis anzurufen. Ich war immer noch allein. Niemand, dem ich Rede und Antwort stehen musste, außer mir selber. Was einer der Vorteile war, wenn man keinen festen Freund hatte, doch andererseits hatte das auch seinen Preis, und zwar einen, der höher war als der, den Jack mir berechnete, wenn er sich um mein Glück kümmerte.
    Ich war oft allein, aber an diesem Abend fühlte ich mich zum ersten Mal, solange ich denken konnte, auch einsam.
    Mein Buch, ein dicker Wälzer, den ich aus der Bibliothek mitgebracht hatte, versprach Action, Abenteuer und Romantik. Bis jetzt war nur viel geschmachtet worden, und es hatte ein kleines bisschen Lebensangst gegeben, dabei hatte ich schon fast hundert Seiten gelesen. Da ich der Meinung war, dass es auf hundert Seiten mindestens einen Toten oder eine saftige Sexszene geben musste, schlug ich das Buch zu und legte es weg.
    Was bedeutete, dass nur noch der Fernseher übrig blieb. Also zappte ich mich durch die Kanäle. Als ich im Sendersuchlauf schon fast den Programmplatz mit der höchsten Nummer erreicht hatte, war ich immer noch nicht auf eine interessante Sendung gestoßen. Beim Fernsehen hielt ich mich an die gleichen Regeln wie beim Lesen – wenn ich bei der Hundert ankam, ohne dass jemand gestorben war oder Sex gehabt hatte, war die Sache für mich erledigt.
    Kurz bevor ich diese Grenze erreicht hatte, stieß ich auf eine bekannte Geisterjäger-Show, von der ich schon gehört, die ich aber noch nie gesehen hatte. Eine aus Parapsychologen und Menschen, die die Existenz von Geistern bestritten, zusammengewürfelte Gruppe besuchte Orte, von denen behauptet wurde, dass es dort spukte. Dort suchte jedes Team nach Beweisen für das Übernatürliche oder bemühte sich, Gegenbeweise zu erbringen. Das taten sie immer nachts, als könnte man Geister nicht auch tagsüber aufspüren.
    Ich glaube nicht an das Schicksal, aber es gibt zweifellos glückliche Zufälle. Obwohl die Show an Orten im ganzen Land spielte, war die erste Episode, die ich jemals davon sah, im inzwischen geschlossenen staatlichen Krankenhaus in Harrisburg aufgenommen worden. Es war seltsam, die vertrauten Straßenschilder und Landstriche zu sehen, als sie zu ihrem Ziel fuhren. Ich selber war niemals in dem Krankenhausgebäude gewesen, aber ich wusste, wo es sich befand, und war ein paarmal daran vorbeigefahren. Der Film Durchgeknallt mit Angelina Jolie war dort gedreht worden, und ein paar von meinen Freundinnen und ich hatten versucht, während der Dreharbeiten einen Blick auf die Filmstars zu erhaschen.
    Vielleicht lag es daran, dass ich diesen Ort zu leicht mit meinem Leben in Verbindung bringen konnte, vielleicht war die Episode auch besonders unheimlich,

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