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Callboys - Die Schönen der Nacht

Callboys - Die Schönen der Nacht

Titel: Callboys - Die Schönen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Hart
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erwischte dieses Mal seinen Ärmel und hielt ihn daran fest.
    „Mann, warum machst du dir überhaupt die Mühe?“ Dan fuhr sich mit den gespreizten Fingern durchs Haar und machte anschließend eine verächtliche Handbewegung. „Warum die Mühe?“
    Sams schlanke Gestalt nahm eine Haltung eisiger Abwehr ein. „Weil Ma möchte, dass ich komme.“
    „Seit wann machst du denn, worum jemand dich bittet?“
    Mit unbewegter Miene sah Sam seinen Bruder an. „Offenbar seit Dad tot ist.“
    „Dan“, murmelte Elle. „Lass doch. Wir treffen ihn dann im Haus. Es ist okay.“
    „Es ist nicht okay“, stieß Dan zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, doch nachdem er seinem Bruder einen weiteren finsteren Blick zugeworfen hatte, ließ er sich wieder auf den Fahrersitz seines Autos fallen.
    Elle schaute Sam mit einem Gesichtsausdruck an, den ich nicht enträtseln konnte, und Sam erwiderte den Blick mit ebenso leeren Augen. Dann stieg sie in den Wagen und schloss die Tür, und sie fuhren los.
    Niemand trödelt unnötig lange auf einem Friedhof herum. Inzwischen waren fast alle Trauergäste fort, und es war auch für mich Zeit zu gehen. Ich musste mich an diesem Tag noch um weitere Beerdigungen kümmern und war ohnehin schon spät dran. Jared winkte mir von seinem Platz hinter dem Steuer zu, und ich nickte, ging aber noch nicht zum Leichenwagen.
    „Es ist wohl besser, wenn du jetzt gehst.“ Sam ruckte mit seinem Kinn in Jareds Richtung. „Er wartet.“
    „Ich weiß.“
    Zwischen unseren beiden Körpern war nicht viel Raum. Jemand, der nicht wusste, dass wir schon einmal ein paar Stunden damit verbracht hatten, uns gegenseitig um den Verstand zu vögeln, hätte sogar meinen können, wir stünden dicht beieinander. Ich konnte nicht vergessen, dass ich ihm schon einmal so nahe gewesen war, dass ich seine Wimpern hätte zählen können.
    „Mein Bruder wird mir in den Hintern treten“, bemerkte Sam in beiläufigem Ton.
    „Das tut mir leid. Der Tod eines geliebten Menschen ist immer schwierig.“
    Sam schüttelte den Kopf, und sein zurückgekämmtes Haar fiel ihm in die Stirn. „Das wäre eine gute Entschuldigung, aber es geht eigentlich nicht um den Tod meines Dads.“
    „Und … was wirst du tun?“
    Er lächelte. „Offensichtlich werde ich mir einen Tritt in den Hintern abholen.“
    „Viel Glück damit“, wünschte ich ihm und machte einen Schritt rückwärts.
    „Hey.“ Er machte einen Schritt nach vorn. „Grace, wegen letzter Nacht …“
    Ich hob die Hand. „Wie ich schon sagte. Der Tod eines geliebten Menschen ist immer schwierig. Die Menschen tun verrückte Dinge. Mach dir keine Sorgen deswegen.“
    „Ich mache mir keine Sorgen. Ich bin nur ein bisschen besorgt, aber nicht, weil ich dich geküsst habe.“ Sam machte Anstalten, die Hand nach mir auszustrecken, doch er fasste in die Luft. Die Bewegung reichte, um mir zu zeigen, dass ich gehen musste. „Ich mache mir nur Sorgen, dass ich vielleicht keine weitere Chance mehr bekomme“, fügte er hinzu.
    Obwohl mein Herz einen verzweifelten Sprung machte, wandte ich ihm den Rücken zu. Gerade weil mein Herz so reagierte, tat ich es. „Mein Beileid zum Verlust deines Vaters, Sam. Du gehst jetzt besser, und ich bin ohnehin schon zu spät dran.“
    „Grace!“
    Ich drehte mich nicht um, sondern ging entschlossen auf Jared und den Leichenwagen zu. Im Wagen konnte ich Jared sehen, der mit seinen Fingern aufs Lenkrad trommelte und die Lippen zu irgendeinem Song bewegte. Offenbar hatte er das Radio eingeschaltet. Ohne Leiche auf der Ladefläche drehten wir häufig den Ton laut.
    „Ich will dich wiedersehen.“
    Als ich das hörte, hielt ich schließlich doch an und drehte mich um, dankbar, dass die übrigen Trauergäste bereits fort waren. „Das halte ich für keine gute Idee.“
    „Warum nicht?“
    Ich schüttelte den Kopf. „Und ich halte es für keinen guten Zeitpunkt, darüber zu diskutieren.“
    „Ich rufe dich an!“
    „Nein, Sam!“ Dieses Mal hatte ich den Leichenwagen schon fast erreicht, als ich wieder stehen blieb. „Nein. Tu es nicht.“
    Er warf den Kopf in den Nacken, damit ihm das Haar nicht mehr in die Stirn fiel, und wieder fing sich ein Sonnenstrahl in seinem Ohrring. Die Sonne fiel auch auf sein Lächeln, das doppelt so hell strahlte wie der Diamant. „Ich werde dich anrufen.“
    Wieder schüttelte ich den Kopf, sagte aber dieses Mal nichts. Mich noch weiter mit ihm herumzustreiten, fand ich würdelos. Ich ging vorn um den

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