Callboys - Die Schönen der Nacht
Kartons in den Kofferraum meines Wagens stellte. „Vielleicht willst du sie lieber behalten. Sie könnten inzwischen wertvoll sein oder so.“
„Ich bezweifle, dass sie so viel wert sind, noch nicht mal bei eBay. Außerdem werden die Kinder Spaß an ihnen haben.“ Ich schloss die Kofferraumklappe.
„Aber vielleicht willst du sie für deine eigenen Kinder aufheben.“
Ich drehte mich um und schaute meine Schwester an, die immer noch erschöpft aussah. Sie hatte beim Essen nicht viel gesagt, ein Versäumnis, das meine Mutter mühelos durch größere Gesprächigkeit wettgemacht hatte, aber ich hatte es trotzdem bemerkt. „Darüber mache ich mir keine Gedanken, Hannah.“
„Bist du sicher? Weil …“
„Ich bin sicher.“
Wir starrten einander an. Sie zappelte unruhig herum. Ich bemerkte den trotzigen Ausdruck in ihren Augen, konnte mir aber nicht erklären, warum sie mich so ansah.
„Nun, wenn du einmal Kinder hast, geben wir sie dir zurück.“
„Verdammt noch mal, Hannah, kannst du bitte mal damit aufhören? Es wird noch sehr lange dauern, bis ich einmal Kinder haben werde, falls überhaupt.“ Meine Worte hallten unter dem Dach des Carports wider.
Hannah zog die Brauen zusammen. „Was meinst du mit ‚falls überhaupt‘?“
Ich versuchte, die Diskussion mit einem Schulterzucken zu beenden. „Nichts. Ich meine, vielleicht sollte ich erst einmal heiraten, verstehst du? Lass mich erst einmal einen Mann finden.“
„Ich dachte, du hast eine Menge Männer.“
Wieder starrten wir uns an. Ich verstand nicht, was sie damit sagen wollte. Wollte sie mich tadeln? Versuchte sie, mehr Informationen aus mir herauszukitzeln?
„Ja, aber ich habe nicht vor, einen von ihnen zu heiraten.“
Hannahs Lippen wurden schmal. „Offensichtlich nicht.“
„Warum kümmerst du dich darum?“, schrie ich und stemmte die Hände in die Hüften. „Was geht es dich überhaupt an?“
„Offensichtlich gar nichts.“
„Genau“, stimmte ich ihr zu. „Nichts.“
Wir funkelten uns gegenseitig an. Die Hintertür öffnete sich, und Jerry streckte seinen Kopf ins Freie. Keine von uns kümmerte sich um ihn.
„Können wir dann gehen, Hannah?“ Er klang gelangweilt. Doch das tat er eigentlich immer.
Hannah sah ihn nun doch an, und ihre gerunzelte Stirn glättete sich. „Sicher. Sind die Kinder fertig?“
Jerry zuckte die Achseln. „Weiß nicht.“
Jeder Muskel in ihrem Körper spannte sich an. „Könntest du ihnen dann helfen, sich fertig zu machen? Simon braucht seine Socken, und sie müssen beide ihre Schuhe wiederfinden.“
Jerry rührte sich nicht von der Stelle. „Wo sind die Schuhe?“
„Ich habe keine Ahnung“, teilte meine Schwester ihm mit. „Das ist der Grund, aus dem du sie suchen musst.“
Noch immer bewegte Jerry sich nicht, und nun schob sich Hannah mit einem Seufzer des Überdrusses an ihm vorbei. „Lass nur. Ich mach das schon.“
Sie verschwand im Haus, und er folgte ihr eine Sekunde später. Eine weitere Sekunde später erschien mein Dad in der Tür. Er zeigte auf meinen Wagen.
„Dein Auto muss zur Inspektion.“
„Ich weiß, Dad. Ich habe nächste Woche einen Termin.“
„Nächste Woche? Und was gedenkst du, bis dahin zu tun? Was, wenn du von der Polizei kontrolliert wirst?“
„Ich passe auf, dass das nicht passiert.“ Ich hasste es, mich meinem Dad gegenüber rechtfertigen zu müssen, ganz besonders, wenn er recht hatte. „Ich wollte den Wagen zu Reager bringen, und vor nächster Woche hatten sie keinen Termin mehr frei.“
„Warum bringst du ihn nicht in Joes Werkstatt?“
„Weil ich bei Reager Rabatt bekomme“, erklärte ich ihm lahm. „Und Joe gibt mir keinen.“
Mein Dad schnaubte. „Ich werde ihn anrufen.“
„Nein, Dad. Das wirst du nicht tun.“ Ich hob die Hand. „Ich habe alles unter Kontrolle.“
„Du brauchst auch neue Reifen.“ Er kam die paar Stufen vom Haus zu mir herunter unter das Dach des Carports und fing an, um mein Auto herumzugehen. „Wann hast du zuletzt den Ölstand kontrolliert? Du bist viel mit dem Wagen unterwegs, Gracie.“
Ich biss mir auf die Lippe und schluckte eine scharfe Erwiderung herunter, die mir auf der Zunge lag. „Der Ölstand ist, wie er sein sollte. Okay?“
„Sieh mal her.“ Mein Dad bückte sich, um mit einem Finger über das Profil meines rechten Vorderreifens zu streichen. „Du bist bald kahl.“
„Genau wie du“, antwortete ich.
Er richtete sich wieder auf und tätschelte seinen Kopf, ohne beleidigt zu
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