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Callboys - Die Schönen der Nacht

Callboys - Die Schönen der Nacht

Titel: Callboys - Die Schönen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Hart
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grinste. „Bis wir beide unser unstillbares Verlangen nacheinander nicht länger verleugnen können.“
    Ich lachte. „Musst du gehen?“
    „Ja.“ Er streckte sich. „Ich glaube, es ist Zeit für mich.“
    Ich begleitete ihn zur Wohnungstür und die Treppen hinunter zum Hintereingang des Beerdigungsinstituts, bis er auf dem überdachten Innenhof zögerte, während ich so tat, als würde mein Herz nicht bis in meine Kehle klopfen.
    „Das ist irgendwie schwierig“, erklärte Sam schließlich.
    Ich dachte, er würde die Sache mit dem Kuss meinen – sollte er oder sollte er nicht? Ich war fast dafür, obwohl ich wusste, dass ich hätte dagegen sein sollen. „Was ist schwierig?“, erkundigte ich mich sicherheitshalber.
    „Die Tür. Hast du keinen eigenen Eingang?“
    „Oh. Doch, aber ich benutze ihn nicht. Als ich das Apartment renoviert habe, habe ich die Tür mit den Regalen in der Küche blockiert. Auf diese Weise fühle ich mich sicherer.“
    Sam nickte mit ernstem Gesicht. „Klar. Ich glaube, du hast recht. Nun, gute Nacht, Grace. Danke, dass ich mich selbst bei dir zum Abendessen einladen durfte.“
    „Gern geschehen“, erwiderte ich und meinte es auch so. „Wir sollten das wiederholen.“
    „Sicher. Freunde essen öfter mal zusammen, stimmt’s?“
    Ich nickte langsam, und bevor ich mich selbst zur Ordnung rufen konnte, streckte ich den Arm aus und ließ einen Finger an der Knopfleiste vorne an seinem Hemd entlangwandern. „Sam?“
    „Ja?“ Er zuckte ein wenig zurück, als mein Finger irgendwo mitten auf seiner Brust anhielt, und ich zog die Hand zurück.
    „Was die Sache mit dem unstillbaren Verlangen betrifft …“
    Er lächelte und machte einen kleinen Sprung über die zwei Stufen, die hinunter auf den Gehweg führten. „Denk einfach mal drüber nach.“
    Seufzend schaute ich ihm hinterher. „Ich denke drüber nach.“
    „Denk immer weiter drüber nach!“, rief er mir über die Schulter zu, und ich ging wieder ins Haus und schloss die Tür hinter mir.
    Nun gut, ich dachte darüber nach. Viel zu viel. In der darauffolgenden Woche dachte ich eigentlich an nichts anderes, aber Sam rief kein einziges Mal an. Nicht, dass er versprochen hatte, mich anzurufen. Es war nur so, dass ich es erwartet hatte, nachdem er mit dem Abendessen aufgekreuzt war. Verdammt. Ich wollte, dass er anrief, und das regte mich mehr auf als die Tatsache, dass er es nicht tat.
    Ich hätte ihn aufspüren können, aber das verbot ich mir. Ich brauchte weder Sams lange Beine noch sein zerzaustes Haar oder seine großen, wirklich großen Hände. Ich brauchte auch sein Lächeln nicht.
    Ich brauchte Sam nicht. Punktum.
    Das sonntägliche Abendessen bei meinen Eltern war weder schlimmer noch besser, als ich es erwartet hatte. Meine Nichte und mein Neffe tollten mit dem Hund meiner Eltern herum, Reba, einem reinrassigen Jagdspaniel, den sie seit ein paar Jahren hatten. Meine Schwester half unserer Mutter in der Küche, während Dad und Jerry im Wohnzimmer vor dem Fernseher herumhingen. Ich wurde in der Küche nicht gebraucht, wo die beiden herumwirbelnden Derwische der Häuslichkeit den Abwasch mit der Präzision einer Armee bewältigten, die in den Kampf zieht. Ich hatte also nichts zu tun und stieg die Treppen zu dem Zimmer hinauf, das ich früher mit Hannah geteilt hatte.
    Dort wollte ich nach einigen alten Fotoalben suchen. Meine beste Freundin Mo wollte im kommenden Jahr heiraten, und ich wollte ihr etwas anderes schenken als ein Set Weingläser oder eine Sauciere.
    Ich sah mich im Zimmer um, das früher mit den Postern von Rockstars und Einhörnern tapeziert gewesen war, nun aber schlichte grüne Wände hatte, an denen Blumendrucke hingen. Die beiden Einzelbetten waren dieselben wie früher, nur dass sie jetzt von identischen Tagesdecken bedeckt waren und ein ramponierter Nachttisch zwischen ihnen stand. Hier schliefen Hannahs Kinder, wenn sie über Nacht blieben.
    In der Nische unter der Dachschräge lag immer noch Krimskrams von mir. Ich zog die kleine Tür auf, die in die Wand eingelassen war. Craig und Hannah hatten immer versucht, mir damit Angst zu machen, dass „Big Jim“ da drinnen wohnte und herauskommen und mich holen würde, wenn ich nicht tat, was sie mir sagten. Ich hatte es ihnen heimgezahlt, indem ich mich eines Nachts in dem Verschlag versteckt und so schaurig gekeucht und gekratzt hatte, dass sie vor lauter Schreck die Polizei riefen. Ich war mir ziemlich sicher, dass Hannah mir diese kleine

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