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Callgirl

Callgirl

Titel: Callgirl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Angell
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später bei Peach genauer zu erkundigen. »Ich mag dich«,
sagte ich, und das war die Wahrheit. »Manchmal reicht das schon, damit sich zwei Menschen miteinander wohl fühlen.«
    Mario schüttelte den Kopf. »Nein, es liegt an dir«, sagte er bestimmt. »Du bist ein wahrer Segen. Das Ganze war wie ein Wunder. Ich werd dir das nie vergessen.«
    Danach gingen wir zu anderen Themen über: Pferdewetten, Wetten bei Hunderennen, die jeweiligen Risiken der beiden Sparten. Es stellte sich heraus, dass Mario einen erheblichen Teil seines Geldes dem Glücksspiel verdankte. »Es liegt mir nicht, den großen Larry zu markieren. Deshalb geh ich nicht in Spielkasinos, das ist was für Touristen. Ich wette beim Sport und bei Boxkämpfen, und ab und zu schließ ich auch mal’ne Wette drauf ab, wie blöd der Stadtrat ist.« Seine Augen blitzten auf. »Solche Wetten gewinn ich immer. Diese Deppen haben mich noch nie im Stich gelassen. Die werden von Woche zu Woche bescheuerter.«
    Er erzählte von seiner Mutter, aber nicht von seinem Vater. Sein Bruder war früher Fischer in Gloucester gewesen – »da oben sitzen lauter Sizilianer, lauter Spezis, aber mit dem Fischfang isses vorbei, das hat keine Zukunft mehr. All die Kumpel da, die hatten alle Hypotheken auf ihren Häusern und auf ihren Kuttern, und die dachten, es würde immer so weitergehen. Dann kommen welche von der Regierung und verbieten das Fischen in den alten Fanggebieten. Von heut auf morgen. Die Jungs haben nie’ne Highschool besucht. Die versteh’n nur was vom Fischen, sonst von nix. Die dachten, das würde immer so bleiben.« Er machte sich Sorgen um seinen Bruder. »Was soll ein Küstenfischer tun, wenn er nicht mehr fischen darf? Was glaubst du? Ich sag dir, was er tut. Er sieht sich nach anderen Sachen um, die er an Land bringen kann.«
    »Und was?« Das interessierte mich wirklich. Meine Freundin Irene hatte ihre Doktorarbeit über die Besatzungen von Fischereifahrzeugen geschrieben, deshalb wusste ich ein bisschen über diese Branche. »Wodurch ersetzt er den Kabeljau?«

    Er konzentrierte sich eine Zeit lang auf das stumm ablaufende Basketballspiel, und als er schließlich antwortete, blickte er mich immer noch nicht an: »Heroin. Sie holen Heroin rein, weil das gut bezahlt wird. In Gloucester – da spielt sich nix mehr ab. Die Fischfabriken sind allesamt weg, die Steinbrüche sind zu. Die Leute gammeln herum, weil sie nicht wissen, was sonst, es gibt nix zu tun und nix zu hoffen. Wenn die Flotte reinkommt, sind die Kumpels die ersten Kunden. Nach denen braucht man nicht lange zu suchen, die sitzen immer draußen vor dem ›Krähennest‹ oder dem ›Sankt Peter’s Klub‹ herum und sind high, die warten und warten, ohne irgend’ne Perspektive.« Er richtete sich auf und sah mich an. »Ich hab versucht, Joey da rauszuholen. Ich könnte ihm hier sofort einen Job besorgen«, er schnipste mit den Fingern, um seine Worte zu unterstreichen, und ich zweifelte keinen Augenblick daran. »Zum Teufel, ich würd ihm auch einfach das Geld geben, ich würd seine Hypotheken ablösen, das wär ein Leichtes für mich. Aber er ist zu stolz, er will nix von mir annehmen. Und er bringt’s nicht fertig, aus Gloucester wegzugehen. Die Leute da oben sind so, die können nicht über die Brücke gehen. Gloucester ist ihr Zuhause, und woanders können sie nicht leben.« Er zuckte die Schultern. »Aber Joey, der hat noch Respekt vor den alten Sitten, und die Regeln sind immer noch dieselben: Kein Scheiß mit Drogen! Das ist nicht unser Ding. Da stehen wir drüber. Aber Joey hat einen Kutter und eine Familie und keine Fische mehr zum Fangen. Und um was von seinem Bruder anzunehmen, ist er zu stur.«
    Er hielt einen Moment inne. »Aber womit verdient er denn seinen Lebensunterhalt?«, fragte ich. Mir ging die Tragik dieser bitteren Geschichte unter die Haut. Normalerweise halten Anthropologen Distanz, doch hier handelte es sich schließlich nicht um eine Feldstudie.
    »Er holt nichts rein«, sagte Mario schließlich. »Er bringt was raus.« Er blickte mich prüfend an, zuckte mit den Schultern, als
habe er einen Entschluss gefasst, und sprach dann die unheilschwangeren Worte: »Waffen.« Und fuhr fort: »Waffen für Nordirland. All diese heißblütigen irischen Paddy-Boys hier in Boston sind andauernd am Spendensammeln für die gute Sache drüben in der alten Heimat. Die haben das Geld und schaffen die Waffen ran und alles, was sonst noch gebraucht wird. Und dann fahren sie nachts mit

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