Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Callgirl

Callgirl

Titel: Callgirl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Angell
Vom Netzwerk:
Punkte des Kontrollmonitors vor sich gerichtet.
    »Ich kann nicht«, antwortete ich nach kurzem Zögern.
    Das weckte ihr Interesse. »Mensch, du hast mir ja gar nichts
erzählt, Jen. Das ist ja cool. Du hast jemanden kennen gelernt? Hab ich dir nicht gesagt, dass du in null Komma nichts über diesen Versager Peter hinweg sein wirst?«
    »Das ist es nicht.« Ich legte eine Pause ein, um einen Schluck Wasser aus meiner Flasche zu nehmen. Ich musste unwillkürlich daran denken, was sie wohl sagen würde, wenn ich ihr die Wahrheit erzählte. Nein, Susan, es ist kein echtes Date, nur so was Ähnliches. Wärest du sehr schockiert, wenn ich dir sagen würde, was ich wirklich vorhabe? Dass ich mich mit einem Mann treffe, der mir am Ende der Verabredung 200 Dollar in die Hand drückt? Bei der Vorstellung musste ich lachen, konnte es aber gerade noch unterdrücken.
    Ich hatte keine Ahnung, wie sie reagieren würde. Falls sie mir überhaupt glauben würde, was auch noch sehr zweifelhaft war. »Ich brauche dringend etwas Geld. Ich gebe Nachhilfe.«
    »Das ist stark.« Sie konzentrierte sich wieder auf ihre Schrittfolgen. »So was müsste ich auch mal machen.«
    Ich lächelte mein Ich-habe-ein-Geheimnis-Lächeln und fragte harm-, wenn auch atemlos (immerhin befand ich mich auf einem Stairmaster): »Wieso? Ich denke, ihr Hightech-Freaks macht das ganz große Geld?«
    »Ja, schon, aber beim Nachhilfeunterricht lernt man vielleicht mal was anderes kennen als diese verklemmten Bürohamster. Ab und zu würde ich mich gern mal mit einem Mann unterhalten, der über ein bis zwei soziale Fähigkeiten verfügt.«
    Da ist was dran, dachte ich. Bei den Jungs, die ich treffe, gibt es einige ganz annehmbare Exemplare. Was die sozialen Fähigkeiten anging, war ich mir noch nicht so sicher.
    Nachdem ich geduscht und etwas Obstsaft an der Bar geschlürft hatte, ging ich los, um meine Garderobe zu erweitern. Nichts Großartiges. Nur so viel, wie meine Citibank-Card hergab. Neuer Job, neue Kleider, pflegte meine Mutter immer zu sagen. Ich hatte ein Foto von ihr. Es zeigte sie an ihrem ersten Arbeitstag
in der Bank, deren Vizepräsidentin sie war – sie trug einen kecken kleinen Hut auf dem Kopf und Handschuhe, die farblich auf die Pumps abgestimmt waren … nun ja, andere Zeiten, andere Klamotten.
    Ich ging zu Cacique und kaufte aufeinander abgestimmte Unterwäsche-Sets. Da ich nicht wusste, was mich erwartete, erwarb ich auch noch einige einzelne Mieder und Spitzentops, die ich entweder als Wäsche oder als normale Oberteile tragen konnte. Und dann kamen natürlich noch die schrecklichen, aber unerlässlichen Strapse und Strümpfe. Ich hoffte inständig, dass ich sie nicht allzu häufig würde tragen müssen.
    Warum nicht, fragen Sie? Hier eine kleine Information für alle männlichen Leser: Falls irgendeine Frau behauptet, sie fühle sich in diesen Dingern wohl, dann lügt sie. Sie lügt vielleicht, weil sie nett zu Ihnen sein möchte, weil sie weiß, wie aufregend Sie diese Aufmachung finden – aber trotzdem lügt sie. Dafür sollten Sie ihr dankbar sein. Enorm dankbar.
    Ich dagegen trage so was nur, weil ich dafür bezahlt werde. Dadurch fühlt sich ein unbequemes Teil gleich viel bequemer an.
    Ich klapperte noch einige weitere Geschäfte ab, kaufte Klamotten, die nur einen Hauch gewagter waren als meine übliche Kleidung: etwas kürzere Röcke, etwas offenherzigere Blusen, so was in der Art. Viel Schwarz. Eine kleine schwarze Perlenhandtasche. Knitterfreie Kleidungsstücke, die man leicht an- und ausziehen konnte – das beengte Quartier im Boot beziehungsweise Schlafzimmer von Bruce hatte mich in dieser Beziehung einiges gelehrt.
    Zum Schluss marschierte ich in einen Friseursalon, ließ mein Haar formen und föhnen, gab dem Friseur ein viel zu hohes Trinkgeld und ging nach Hause. Es war zehn Uhr. Am nächsten Tag hatte ich einen Kurs um 14 Uhr und war darauf vorbereitet, gleich anschließend meinen neuen Job auszuüben.
    Eine Geschichte von zwei Berufen. Ich grinste in mich hinein. Besser konnte es eigentlich gar nicht mehr werden.

Kapitel 3
    Man konnte es drehen und wenden, wie man wollte, es blieb doch Prostitution. Und dass ich mir einredete, ich könne mir gar nichts Besseres vorstellen, als meinen Lebensunterhalt als Prostituierte zu verdienen, zeugte bestenfalls von Naivität. Und schlimmstenfalls von Wahnvorstellungen.
    Nach dem Treffen mit Peach führte ich eineinhalb Wochen lang ein erstaunlich durchschnittliches Leben.

Weitere Kostenlose Bücher