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Callgirl

Callgirl

Titel: Callgirl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Angell
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Durchschnittliche Kurse, durchschnittliche Aufträge von Avanti mit erstaunlich durchschnittlichem Sex.
    Ich weiß nicht genau, was ich erwartet hatte – Peitschen und Ketten vielleicht oder Nonnenkutten. Stattdessen erlebte ich die Art von wenig einprägsamem Sex, der typisch für erste Begegnungen ist. Ein bisschen unbeholfen, ein bisschen peinlich und mittendrin der Gedanke, dass man diesen Menschen eigentlich nicht mal besonders sympathisch findet. Im richtigen Leben passiert das dauernd. Natürlich hatte meine Situation einen gewissen Vorteil: Ich konnte nach einer Stunde wieder gehen. Im richtigen Leben hat man den Kerl meistens etwas länger am Hals.
    Viele Kunden hatten genaue Vorstellungen, was sie von mir erwarteten. Das fand ich ein bisschen ärgerlich, weil ich schließlich ziemlich kreativ bin. Außerdem fällt es mir wahrscheinlich leichter, einen eigenen Rhythmus zu finden, als mich dem Rhythmus des anderen anzupassen. Im wirklichen Leben konnte ich noch nie besonders gut damit umgehen, wenn man mir Vorschriften machen wollte. Aber in diesem Kontext klappte es gut. Die Männer
fuhren darauf ab: Setz dich hierhin, tu dies, zieh das aus. Mach das noch mal. Drück fester. Mach weiter. Steh auf, küss mich hierhin, dreh dich um, beug dich vor.
    Vielleicht hörte ihnen in ihrer Welt niemand wirklich zu. Oder aber dies war die einzige Form von Macht, die sie je ausüben durften.
    Da war ein Typ draußen in den Vorstädten, in North Andover, ein attraktiver Afroamerikaner mittleren Alters, mit dem ich mich gelegentlich traf. Nachdem wir eine Dreiviertelstunde mit mäßigem Erfolg auf seinem Bett verbracht hatten, schrieb er mir jedes Mal mit einem gewissen Bohai einen Scheck aus (was natürlich vorher mit Peach abgeklärt war, denn normalerweise läuft in diesem Geschäft nichts ohne Bargeld). Er zwinkerte mir viel sagend zu, während er auf der Zeile für den Verwendungszweck mit schwungvoller Geste ein »Für kunsthandwerkliche Arbeit« eintrug. Ich denke, das traf die Sache ganz gut.
    Dann war da dieser unglaublich junge Mann in South Boston, ein netter Kerl, der mir ein Light-Bier anbot und mir dann keine Sekunde Zeit ließ, einen einzigen Schluck davon zu trinken.
    Meine erste Verabredung in einem Hotel hatte ich mit einem Stammkunden, der einmal im Monat geschäftlich in Boston zu tun hatte. Er sei sehr beschäftigt und sehr in Eile, erklärte er mir und wies dabei auf den geöffneten Laptop, der zwischen einem Wust von Papieren auf dem Couchtisch stand. Er stand zu seinem Wort. Während eines temporeichen Blowjobs feuerte er mich lautstark mit dem Versprechen an, dass er mir zusätzlich zum Agenturpreis ein Extratrinkgeld von zehn Dollar geben würde, sobald ich fertig sei. Nach nicht einmal 20 Minuten war ich wieder draußen. Es war halb neun Uhr abends, ich war gut angezogen, fühlte mich attraktiv und ging einen Hotelflur entlang. Bei mir trug ich 150 Dollar, die zu verdienen mich weniger Zeit gekostet hatte als das Ankleiden.
    Erst hatte ich mich mit Händen und Füßen gesträubt, als Peach
mich wegen des Hotelkunden anrief. In meinem Kopf hatte ich dieses Bild von Männern auf der Durchreise, die gelangweilt im Hotel herumsitzen und die Nummer irgendeiner Begleitagentur wählen und dabei nicht die notwendige Vorsicht walten lassen. Mir war klar, dass eine Festnahme durch die Polizei mich schmerzhaft auf den Boden der Wirklichkeit zurückholen würde. Ich war bereit, mit Männern zu schlafen, um meinen Lebensunterhalt zu verdienen. Aber ich war nicht bereit, meinen eigentlichen Beruf dafür zu opfern. Und das war die Konsequenz, mit der ich rechnen musste, wenn man mich verhaftete. »Ich will nur Stammkunden«, beharrte ich gegenüber Peach. »Ich treffe mich nur mit Männern, die du kennst.«
    »Mach dir keine Sorgen. Matt ist ein Stammkunde«, beruhigte sie mich. »Er ist in Ordnung. Er kommt seit über einem Jahr regelmäßig zu uns.«
    »Okay«, ich zögerte. »Aber Peach, nur noch mal fürs Protokoll: Ich will nie einen ganz neuen Kunden treffen. Nie. Dieses Risiko kann ich einfach nicht eingehen.«
    »Alles klar, Schätzchen, das verstehe ich.«
    Einmal besuchte ich einen Mann in Brookline Village, der eine zweite Stunde buchte und die zusätzliche Zeit nutzte, um mich nach dem Sex zum Essen in ein chinesisches Restaurant auszuführen. Total süß. Doppelter Verdienst und ein teures Abendessen mit einem Mann, mit dem ich mich unter anderen Umständen wohl nicht verabredet hätte – aber

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