Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Callgirl

Callgirl

Titel: Callgirl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Angell
Vom Netzwerk:
Seufzer aus, während die anderen Leute ihr Blatt spielten. Kurzum, er erwies sich als schlechter Verlierer. Und ging allen Anwesenden fürchterlich auf die Nerven.
    »Ich könnte die Taschen voller Geld haben, wenn die anderen hier wüssten, wie man spielt«, nölte er so laut, dass er von allen am Tisch mühelos zu verstehen war. Ich kraulte seinen Hals und Rücken und murmelte etwas Tröstendes wie: »Ist doch alles in Ordnung, Schatz. Ich find es toll, wie du das machst. Das nächste Mal bekommst du bestimmt ein Superblatt.« Aber er schüttelte mich ab: »Was zum Teufel verstehst du denn davon? Willst du blöde Schlampe mir erzählen, wie man spielt?!«
    Ich erstarrte. Jeder am Tisch erstarrte außer dem Kartengeber,
der wahrscheinlich an solche Szenen gewöhnt war. Mir kam in diesem Moment in den Sinn, dass James Bond nie so was Hässliches zu den verführerischen Frauen an seiner Seite gesagt hatte.
    Jerry warf den anderen Spielern wütende Blicke zu. »Es würde schon helfen, wenn hier wenigstens ein paar Amerikaner wären«, setzte er knurrend nach.
    Betretenes Schweigen. Ich schaute die anderen Spieler an. Sie waren unübersehbar asiatischer Nationalität oder Herkunft. Das konnte ja heiter werden.
    Ich war mit ziemlicher Sicherheit die Einzige, die fand, dass Jerrys Bemerkung über »Amerikaner« in diesem Kontext nicht einer gewissen Ironie entbehrte: Immerhin befanden wir uns in einem Kasino, das man den amerikanischen Ureinwohnern als Wiedergutmachung gegeben und ihnen fast so herablassend hingeworfen hatte, wie man einem Hund einen Knochen hinwirft. Nur dass man hinterher leider hatte feststellen müssen, dass man die Falschen beglückt hatte.
    Es war auf jeden Fall an der Zeit, dass ich die Sache selbst in die Hand nahm. »Komm schon, Schatz«, drängte ich Jerry, wobei ich versuchte, einen verführerischen Ton in meine Stimme und ein Versprechen in die Berührung meiner Fingerspitzen zu legen. »Lass uns eine kleine Pause einlegen. Du fehlst mir. Komm schon, nur ein paar Minuten …«
    Oh Mann! Mir ist ganz egal, ob Maria Magdalena eine echte Prostituierte war oder nicht. Ich zünde auf jeden Fall eine Kerze für sie an: Er stand tatsächlich auf und verließ mit mir zusammen den Tisch.
    Wir fanden eine dunkle Bar (davon gab es hier offenbar eine erkleckliche Zahl), und ich spielte unter dem Tisch mit seinem Willi und redete so tröstend wie ich konnte auf Jerry ein, während er zwei weitere Gläser Chivas herunterschüttete, was mir kein gutes Zeichen zu sein schien. Er war überzeugt, dass das stümperhafte Spiel der anderen für seine Pechsträhne verantwortlich
war. Natürlich – »was kann man von einem Haufen gottverdammter Schlitzaugen auch anderes erwarten!?«
    Irgendwann ist die Grenze erreicht, und ich kann mir auch für 1000 Dollar nicht noch mehr von diesem Schwachsinn anhören. Ich rückte näher an ihn heran und ließ meine Zunge langsam seinen Hals herabwandern, während meine Finger immer noch sanft seinen kleinen Cousin liebkosten. Ich spürte, wie er unter der Trainingshose hart wurde. Das Schlimme ist nicht, dass man Sex für Geld macht. Das Schlimme ist, dass man Rassisten, Sexisten und selbstgefälligen Arschlöchern wie diesem nicht sagen kann, was man wirklich von ihnen denkt.
    »Ich kann’s nicht mehr abwarten«, flüsterte ich ihm ins Ohr. »Baby, ich brauch dich … bitte …«
    Er fiel darauf herein. Gott sei Dank, dass ich mich auf meine Handarbeit immer noch verlassen konnte. Jerry brummte irgendwas von wegen, dass wir immer nur täten, was ich wollte, dass ich eine echte Nymphomanin sei und einfach nicht genug von ihm kriegen könnte. Ich hätte Glück, dass er so ein geiler Hengst sei und keiner von diesen Losern, die ich sonst immer träfe, und ich stimmte allem zu und zog ihn hinter mir in den Fahrstuhl.
    Und das war nur die erste Nacht.
    Als wir schließlich unsere Koffer packten, konnte ich es kaum noch ertragen, mit ihm zu reden. Er hatte mich vor Barkeepern, Kellnern und Kartengebern, vor Kasino-Sheriffs, Zimmermädchen und Polyester-Gästen in Verlegenheit gebracht. Er hatte seine lauten rüpelhaften Kommentare an den Spieltischen abgegeben und eine der Pocahontas-Kellnerinnen begrapscht. Drei Mal hatte er im Restaurant das Essen zurückgehen lassen. Das afro-amerikanische Paar, das beim Earth, Wind & Fire-Konzert mit an unserem Tisch saß, forderte er auf, nicht so viel herumzuhüpfen, und brummte deutlich hörbar irgendwas von »diesen Leuten«, die sich wie

Weitere Kostenlose Bücher