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Callgirl

Callgirl

Titel: Callgirl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Angell
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»Affen benehmen«.
    Glücklicherweise ist es für den Sex nicht erforderlich, dass
man mit seinem Partner spricht. Oder zumindest muss man keine Unterhaltung führen. Denn ich hätte sonst vielleicht viele Dinge gesagt, die ich hinterher unter Umständen bereut hätte.
    Ich bezahlte für die Zeit, die ich bei der versprochenen Wellnessbehandlung verbrachte, mit verlängerten Spielen im Bett. »Sag, dass ich den größten Ständer habe, den du je gesehen hast. Komm schon, du Luder, sag es noch mal. Sag es laut.«
    Ich musste ihn an den Rand des Orgasmus bringen und dann aufhören, immer wieder, bis mir ganz schwindlig vor Anstrengung war. Er lehnte sich zurück und erklärte: »Was ist los? Komm schon, küss mich da unten, diesmal will ich, dass du ihn leckst.«
    »Ich brauch mal einen Moment Pause«, protestierte ich.
    Er riss an meinem Haar und drückte meinen Kopf so brutal zu seinem Schwanz herunter, dass mir die Tränen in die Augen schossen. »Du bist nicht hier, um dich auszuruhen, sondern um zu tun, was ich dir sage. Also blas mir einen!«
    Am Ende verbrachten wir lange Sitzungen mit immer brutalerem Sex, nahmen unsere gemeinsamen Mahlzeiten in unbehaglichem Schweigen ein und saßen endlose Stunden im Kasino, wo er sich immer wieder so oberpeinlich aufführte, dass ich am liebsten ununterbrochen im Erdboden versunken wäre.
    Samstagnacht floh ich für eine halbe Stunde, schützte die klassischen Kopfschmerzen vor und fand mich als einziger Gast in einer der dunklen kleinen Bars wieder. »Was darf ich Ihnen bringen?« Wenigstens der Barkeeper war nicht wie ein Hollywood-Indianer gekleidet.
    »Einen Grand Marnier«, sagte ich und tröstete mich mit der Vorstellung, für zehn Minuten in Luxus und Eleganz zu schwelgen – ein bauchiges Glas mit warmem, bernsteinfarbenem Likör, etwas, das mich daran erinnerte, dass es noch ein Leben nach Foxwoods gab.
    »Selbstverständlich«, sagte er, und einen Moment später überreichte
er mir den Drink. Es war Grand Marnier – in einem Plastikbecher. Ich starrte ungläubig auf den Becher und dann auf den Barkeeper.
    »Ist etwas nicht in Ordnung?«, fragte er. »Wollten Sie Eiswürfel dazu?«
     
    Am Sonntagnachmittag war Jerry verzweifelt. Am Samstag hatte er eine kleine Glückssträhne gehabt, aber seitdem hatte er ununterbrochen verloren. Viele Pluspunkte auf der Wampum-Karte.
    Wir hatten eigentlich um drei Uhr nachmittags aufbrechen wollen, und jetzt war es nach vier. Unsere Taschen waren gepackt. Jerry hockte immer noch am Kartentisch. »Okay, okay, Tia«, fertigte er mich verärgert ab. »Nur noch ein Blatt.«
    »Jerry, es ist jetzt Viertel nach vier«, sagte ich mit gesenkter Stimme. »Wir sollten längst unterwegs sein.« Ich wusste, dass er ein wichtiger Kunde von Peach war. Sonst hätte ich mich schon am Samstag aus dem Staub gemacht. Sie wollte ihn nicht verlieren. Ich wollte Peach nicht verlieren. Aber die Versuchung war groß.
    »Herrgott noch mal!« Sein Brüllen unterbrach mich in meinem Gedankengang und schreckte die Gäste an den Nachbartischen auf. Einer der Ordnungsbeamten schaute interessiert zu uns herüber und fing an, sich in unsere Richtung zu bewegen. Jerry bemerkte, dass alle ihn beobachteten, und in einem Ton, der nahe legte, dass er sich der Zustimmung des gesamten Saals gewiss sein konnte, schnaubte er: »Was willst du? Ich zahle ihr mehr, als sie wert ist, und jetzt keift und knickert sie wegen ein paar Minuten!«
    Ich verließ den Saal und wartete an einer Statue in der Eingangshalle auf ihn, wo in regelmäßigen Abständen eine Soundand-Lightshow über das indianische Erbe der Pequots lief. Ich dachte an Irenes Worte und betrachtete den Federkopfschmuck auf der Statue, der eher wie eine Huldigung an John Wayne als an John Smith wirkte, und wartete auf Jerry.

    Ich dachte an die hinreißenden Frauen im verführerischen kleinen Schwarzen in den Kasinos, die James Bond und Konsorten besucht hatten, und fragte mich, was sie wohl an meiner Stelle getan hätten. Gute zehn Minuten beschäftigte mich diese Frage.
    Und dann tat ich es. Ich stieg ins Auto und fuhr allein nach Hause.

Kapitel 6
    Und so ging der Frühling unmerklich in den Sommer über. Es war wieder einer dieser Frühlinge, wie man sie in Neuengland häufig erlebt: Wenn man eine Woche lang nicht aufpasst, hat man ihn vollständig verpasst. Einen Tag ist es feucht und kühl, und man trägt eine dicke Wolljacke, und eine Woche später wacht man morgens schwitzend in zerknüllten Laken auf,

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