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Callgirl

Callgirl

Titel: Callgirl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Angell
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meiner Kinder. Selbstverständlich muss sie Jungfrau sein. Wäre ja wohl noch schöner!
    Ergibt keinen Sinn, ist aber so.
    Doch alles in allem waren die meisten Fetische und ungewöhnlichen Aktivitäten, mit denen ich es zu tun hatte, ziemlich gutartig und im Grunde harmlos. Und viele der sexuellen Spielchen, Rolleninszenierungen oder Hilfsmittel haben einfach Spaß gemacht. Kondome in den unterschiedlichsten Farben und Geschmacksrichtungen.
Angeblich erregende Öle und Körperlotionen. Vibratoren und Dildos und Pornofilme auf Großbildschirmen.
    Amüsant, anspruchslos, unterhaltsam und lukrativ.
    Abgesehen von dem Mann in Chestnut Hill.
    In dieser Nacht nahm ich zum ersten Mal, seit ich angefangen hatte, für Peach zu arbeiten, und aufgehört hatte, mich um meine Finanzen zu sorgen, eine Schlaftablette.
    Es gibt einige Albträume, die man unbedingt von vornherein vermeiden sollte.

Kapitel 9
    Ich verbannte den Mann aus Chestnut Hill rigoros aus meinen Gedanken. Mir gingen zu viele andere Fragen im Kopf herum, Fragen ganz praktischer Natur, die ich in Angriff nehmen musste. So hatten sich zum Beispiel 18 Leute für meinen Kurs »Geschichte und Soziologie der Prostitution« angemeldet und würden zum angesetzten Termin erscheinen, egal ob ich vorbereitet war oder nicht.
    September in Boston ist eine wahre Pracht. Normalerweise ist es natürlich immer noch zu heiß, aber die Blätter wissen, was los ist, und beginnen ihren Niedergang mit einem spektakulären Feuerwerk leuchtend bunter Farben. Morgens ist es frisch und abends kalt. Es gibt zumindest die Hoffnung auf etwas anderes als Hitze, wieder Hitze und noch mal Hitze.
    Unsere Stadt ist noch aus vielen anderen Gründen etwas ganz Besonderes. Boston ist ebenso wie Cambridge ein Bildungsmekka. In den Sommermonaten ist nicht viel los, aber wenn im Herbst die Studenten einfallen, erwachen beide Orte zu neuem Leben. Der Bürgersteig vor der Berklee School of Music (aus nahe liegenden Gründen auch bekannt als Berklee Beach) füllt sich mit jungen, spärlich bekleideten Menschen. Wo man geht und steht, sieht man Rastalocken und Tattoos und Piercings und Kästen mit esoterischen Musikinstrumenten.
    Die Kaffeehäuser, Bars und Irish Pubs sind schlagartig so voll, dass die Leute in Grüppchen aus den Eingängen quellen. Die altehrwürdigen Wagons der Grünen Linie werden von Studienanfängern
überschwemmt, die zum allerersten Mal von zu Hause fort sind und alle Welt davon in Kenntnis setzen, indem sie mit gelangweiltem Gesichtsausdruck auf den Stufen sitzen, einsteigenden Fahrgästen den Weg versperren und sich allen anderen Menschen überlegen fühlen, weil sie so außergewöhnliche Erfahrungen in den Highschools von New Hampshire, Massachusetts oder Maine gesammelt haben.
    Sogar die Luft fühlt sich anders an.
    Das neue Jahr fängt ja angeblich am ersten Januar an, aber für Boston gilt das nicht: Bei uns ist der dritte September derjenige Tag, an dem man sich leichten Herzens vom Gewesenen verabschiedet und hoffnungsfroh in die Zukunft blickt. Überall sieht man Umzugslaster und Möbelwagen. Haushalts- und Eisenwarengeschäfte füllen sich mit ernsthaften jungen Kunden. Alles ist möglich. Die Menschen lächeln einander zu. Einige verzauberte Wochen lang hat man das Gefühl, als ob jeder noch einmal von vorn beginnen, ein neues Leben anfangen und seine Bestimmung finden könnte.
    In der ganzen Stadt liegt etwas Undefinierbares in der Luft, eine Art erwartungsvoller Eifer. Ganz klar, das wahre Neujahr ist im September, wenn die Notizbücher noch in jungfräulichem Weiß erstrahlen, wenn die Lehrbücher und die Leselisten für die Kurse noch neu und aufregend wirken und wenn ausländische Filme plötzlich zum ersten Mal einen Sinn ergeben.
    In diesem September herrschte allerdings eine so mörderische Hitze, wie ich sie noch nie erlebt hatte. Es war auch der verhängnisvolle Monat, in dem mein Auto zur Inspektion musste.
    Dazu muss ich etwas sagen: Ich liebte meinen Civic. Ich will hier keine Werbung machen, aber er hatte tatsächlich schon 220 000 Kilometer auf dem Buckel (und dass obwohl ich die Kupplung bediene) und noch keine einzige größere Reparatur gehabt. Er sprang jeden Morgen an, ganz gleich wie kalt es war.
    Das Auto kann im Grunde nichts dafür, dass es bei der Inspektion
durchfiel. Ich habe ihm zwischen den Inspektionen wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Wenn es einen besseren Besitzer gehabt hätte, wäre ihm das wahrscheinlich nicht passiert.
    Der Mechaniker

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