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Callgirl

Callgirl

Titel: Callgirl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Angell
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(es hat keinen Sinn, sich schon aufzubrezeln, wenn du noch nicht weißt, wen du treffen wirst und was er für Wünsche hat) und zappte durch die Programme. Nichts. Also legte ich ein Video mit alten Frasier -Folgen ein. Während Scuzzy neben mir schnurrte, machte ich es mir gemütlich und schaute zu, wie Niles und Maris am Telefon miteinander zankten, als mein eigenes Telefon klingelte.
    Es ist komisch: Du willst, dass es klingelt, weil du Geld verdienen willst, aber gleichzeitig bist du enttäuscht, wenn es tatsächlich klingelt, weil du weißt, wie nervig die nächsten Stunden unter Umständen werden könnten.
    »Jen? Ich hab Arbeit für dich.«
    Ich nahm einen Schreibblock vom Couchtisch und zog die Kappe vom Filzstift. »Leg los.«
    »Ein Stammkunde.« Das sagte sie immer, wenn es jemand war, den ich nicht kannte. Wahrscheinlich um mich zu beruhigen. »Jake. Seine Nummer ist 508-555-5467. Du musst dir den Weg von ihm beschreiben lassen, er wohnt in Marblehead.«
    »In Ordnung. Was hast du ihm über mich gesagt?« Das war – aus meiner Sicht – die wichtigste Information: Sie bestimmte darüber, in welche Rolle ich am Abend schlüpfen würde.
    »Du bist 28 Jahre alt, 91-63-89, neu im Geschäft. Du kannst
dich als Studentin ausgeben, wenn du willst. Ich habe ihm gesagt, dass dein Wagen in der Werkstatt ist und ein Bekannter dich absetzt.«
    Das hieß, sie stellte ihm eine zusätzliche Gebühr für den Transport in Rechnung, ohne ihn über den Grund aufzuklären. Das war nicht ungewöhnlich. Einige Kunden hatten eine Abneigung gegen einen »professionellen« Fahrer, es passte nicht zu der Fantasie, dass die Frau auf eigenen Wunsch zu ihnen kam. Wenn der Typ in Marblehead wohnte, was ziemlich weit draußen lag, konnte das ein teures Vergnügen werden.
    Doch das war nicht meine Sache: So verdiente sich Peach ihren Anteil. Ich musste nur sagen, dass mein Wagen in der Werkstatt war. Das Geheimnis aller großen Lügner: Halt dich so weit wie möglich an die Wahrheit. »Alles klar«, sagte ich.
    »Ruf John auf seinem Handy an. Die Nummer ist 555-3848. Er wartet schon. Er kostet dich 60 Dollar insgesamt. Vom Klienten kriegst du 320. Erklär John den Weg zu dir, sprich mit dem Kunden und ruf mich zurück, ja?«
    »Okay.«
    Als ich den Hörer auflegte, war ich zufrieden, dass ich einen Kunden hatte und etwas Geld verdienen konnte und wünschte doch gleichzeitig, dass ich einfach zuhause bleiben und weiter mit Scuzzy und Frasier im Café Nervosa herumhängen könnte. Einen doppelten Mocha latte, bitte.
    Scuzzy beäugte mich misstrauisch. Er merkte immer, wenn ich ihn allein lassen und offenbar mutwillig seinen Abend ruinieren wollte. Ich seufzte und nahm den Hörer wieder auf: »Hallo, spreche ich mit Jake?«
    »Jepp.« Ein wortgewandter Plauderer mit sprühendem Witz, das hörte man sofort. In der Beziehung bin ich eine wahre Blitzmerkerin.
    »Oh, hi, hier ist Tia. Ich bin eine Freundin von Peach. Sie hat mich gebeten, bei dir anzurufen.«

    »Mhmm.« Er machte es mir nicht leicht.
    Ich atmete tief durch. Was glaubst du, warum ich bei dir anrufe, du Knülch? »Peach dachte, du hättest vielleicht Lust, den Abend mit mir zu verbringen. Soll ich zu dir kommen?«
    »Kommt drauf an. Erzähl mir was über dich.«
    Das hatte ich inzwischen ganz gut drauf. Wenn ein potenzieller Kunde diese Frage stellt, ist er nicht daran interessiert, etwas über meinen Lieblingsautor oder über meine Ansichten zur politischen Situation im Jemen zu hören. »Na ja, ich bin 28 Jahre alt und trage Körbchengröße C. Ich bin 1,70 Meter groß. Ich habe mittellange, wellige braune Haare und grüne Augen.« Kurzes Zögern, etwas atemlosere Stimme: »Ich bin sehr hübsch. Du wirst nicht enttäuscht sein.« Auf dem Fernsehschirm sprang Niles gerade auf und ab. Schwer zu sagen, ob aus Ärger oder aus Freude. Ich wünschte, ich könnte den Ton wieder laut stellen.
    »Mhm.« Pause. Großartig: Offenbar gehörte er zu denen, die sich am Telefon einen runterholten – auf meine Kosten. Normalerweise Kontrollfreaks. Oder vielleicht war dies seine Variante eines Vorspiels. »Wow, Tia, klingt nicht schlecht. Aber ich weiß nicht. Was hast du denn an?«
    Meine Güte! Du wirst sowieso sagen, dass du mich willst. Du hast es schon zu Peach gesagt, auf Grund haargenau der gleichen Beschreibung, die ich gerade nochmals herunterbeten musste. Ein blödes Spiel. »Im Moment komme ich grade aus der Dusche, deshalb trage ich nur ein Handtuch. Was soll ich denn für dich

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