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Callgirl

Callgirl

Titel: Callgirl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Angell
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ein Corolla neben mir hielt und der Fahrer sich herüberlehnte, um die Beifahrertür zu öffnen. »Jen, richtig?«
    »Genau«, ich glitt auf den Sitz, schloss die Tür und dankte allen Göttern in Hörweite, dass der Mann eine Klimaanlage in seinem Auto hatte. Schon nach dem kurzen Aufenthalt auf dem Bürgersteig klebte der Schweiß an meinem Hals und lief in kleinen Rinnsalen an meinen Oberschenkeln herunter. Die Strümpfe machten es auch nicht besser.
    Ich zog meinen Zettel mit der Wegbeschreibung heraus. »Oh, nein, nicht der Typ schon wieder«, protestierte John, sobald ich anfing, die Anweisungen vorzulesen. Alarmiert schaute ich hoch. »Was? Wieso? Was ist denn mit dem?«
    »Der beschreibt den Weg jedes Mal anders. Die Frau kommt immer zu spät, und er macht ihr jedes Mal Vorhaltungen. Wenn sie dann einwendet, dass sie sich nur an seine Anweisungen gehalten hat, sagt er, sie sei zu blöd gewesen und habe alles falsch verstanden.«
    Wirklich reizend. Und ich musste in absehbarer Zukunft irgendeine Form von Sex mit dieser Pappnase absolvieren. »Musst du mir das unbedingt erzählen?«, empörte ich mich.
    John wiegelte ab. »Mach dir keine Sorgen«, sagte er fröhlich und bog auf die Auffahrt zur City-Mautstraße ab. »Ich bin ja schon oft genug da gewesen. Ich bring dich so schnell hin, dass er Bauklötze staunen wird.«
    Ich strahlte ihn an. »Du bist mein Held«, sagte ich, offenbar immer noch zu Schmeicheleien aufgelegt.

    »Kein Problem. Hauptsache, du denkst dran, wenn du mir mein Trinkgeld gibst.«
    Sechzig Dollar und dann auch noch ein Trinkgeld?! Ich wollte meiner Überraschung schon Ausdruck verleihen, klappte den Mund aber noch rechtzeitig wieder zu. Gott sei Dank, dachte ich, dass ich meinen Civic bald wieder habe. Ich liebte ihn mit all seinen Rostflecken und ausgefransten Aufklebern auf der Stoßstange. Dieser Driving Miss Daisy -Kram war entschieden zu teuer.
    John fragte mich nicht lange nach meinen musikalischen Vorlieben, sondern schaltete einfach WFNO ein, und so hörten wir den ganzen Weg nach North Shore alternative Rockmusik. Es war eine lehrreiche Erfahrung. Ich kann jetzt bezeugen, dass tatsächlich eine Band mit dem Namen Butthole Surfers existiert. Furcht erregend. Ich habe mich einige Meilen lang gefragt, wie ich in meinem Kurs auf diese »Arschloch-Surfer« anspielen könnte, um einen coolen Eindruck auf meine Studenten zu machen. Aber mir fiel nichts ein. Also entspannte ich mich einfach und hörte zu.
    Hinterher fand ich, dass ich ein Trinkgeld (plus Schmerzensgeld) verdient hätte.
    Wir schafften es in sage und schreibe 30 Minuten zu dem beschriebenen Ort in Marblehead: Es war ein Haus mit merkwürdigen Säulen im Kolonialstil (wer sagt, dass reiche Leute Geschmack haben?), das versteckt hinter Gras, Bäumen und einer langen Auffahrt über dem Hafen lag.
    »Der arme Junge wird sehr enttäuscht sein«, meinte John.
    »Ich werd ihn über seinen Schmerz hinwegtrösten«, erwiderte ich flapsig. »Vergiss nicht, bei Peach anzurufen. Ich sehe dich in einer Stunde.«
    Er wartete, seine Scheinwerfer auf die Haustür gerichtet, bis Jake auf die Klingel reagiert und mich hereingelassen hatte. Galant. Oder vielleicht einfach praktisch veranlagt. Wenn es Probleme gab, musste er nicht erst wieder wenden und zurückfahren, um mir zu helfen.

    Wenn ich kein Geld bekam, bekam er auch keins.
    Bei Jake rollte ich mechanisch mein Programm ab. Nachdem er am Telefon so ein Riesengetue gemacht und sich äußerst wählerisch in Bezug auf mein Äußeres gezeigt hatte, stellte sich heraus, dass er selbst knapp 1,60 Meter maß, etwa 250 Pfund wog und einer der unattraktivsten Männer war, die ich in meinem ganzen Leben gesehen hatte. Das bestätigte mal wieder, was ich innerlich gern als mein »Zweites Gesetz der Prostitution« bezeichne: Je unattraktiver der Mann, desto höher seine Ansprüche.
    Während ich die Schlampe für Jake spielte, fragte ich mich, was wohl in jemandem wie John vorging, wenn er eine Frau vor einem Haus absetzt und weiß, dass sie dort gleich Sex haben wird. Möglicherweise unangenehmen Sex. Was denkt er, während er auf sie wartet? Stellt er sich vor, was sie gerade tut? Wenn er sie später wieder abholt, riecht er dann den Sex an ihr? Denkt er daran? Erscheint sie ihm durch das, was sie gerade gemacht hat, begehrenswerter oder weniger begehrenswert?
    Alles in allem ein merkwürdiger Job, dachte ich.
    John war rechtzeitig da, um mich abzuholen, was eine große Erleichterung

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