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Callgirl

Callgirl

Titel: Callgirl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Angell
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Hinterzimmer gingen. Ich erzählte ihm von dem Kurs und wie gut alles gelaufen war.
    Ich sollte hier erwähnen, dass ich das nicht bei jedem Kunden getan hätte. Zum einen wäre es wahrscheinlich nicht besonders gut angekommen. Die meisten Kunden wollen überhaupt nicht, dass du eine individuelle Persönlichkeit bist. Sie wollen ein Objekt.
Ein Pin-up. Ein knuddeliges Spielzeug. Eine Gestalt aus ihrer Vorstellung.
    Einige wenige Kunden, zu denen auch Carl gehörte, interessieren sich für Einzelheiten aus deinem richtigen Leben. Nach meiner Theorie erhöht es für sie den Kick des Heimlichen, des Verbotenen, wenn sie private Details über ein Callgirl wissen. Normalerweise erfand ich irgendwelche Geschichten. Ich wollte nicht, dass diese Männer etwas über mich erfuhren, dass sie ihre Nase in mein Leben steckten und so taten, als hätten sie das Recht, länger als die bezahlten 60 Minuten daran teilzuhaben.
    Aber heute, bei Carl, konnte ich nicht widerstehen. »Es wird ein fantastischer Kurs«, plapperte ich glücklich. »Sie stellen schon Fragen, und zwar echte Fragen. Es sind nicht nur Vorwände, um über Sex zu reden.«
    Carl strich sich mit der Hand über seinen kahlen Schädel. »Ich brauchte nie einen Vorwand, um über Sex zu reden«, sagte er. Das war natürlich glatt gelogen. Mit seiner Frau konnte er nicht darüber reden, sonst wäre ich nicht hier. Aber ich ließ es durchgehen. »Es sind ein oder zwei Studenten dabei, die später vielleicht Probleme machen«, sagte ich. »Aber alles in allem wirken sie schon richtig engagiert, und dabei war heute erst die Einführung.«
    Jetzt hatte Carl kapiert, wovon die Rede war. »Du unterrichtest Studenten?«, fragte er, als wir das Hinterzimmer erreichten und er die Schuhe von den Füßen kickte und seinen Schlips lockerte.
    »Ja«, antwortete ich und fügte mit verspäteter Vorsicht hinzu. »Ich unterrichte an verschiedenen Colleges.«
    Seine Augen leuchteten auf. »Wow. Das ist sexy. Macht dich das nicht tierisch an, wenn du da vor der Klasse stehst und daran denkst, wie du am Abend zuvor gefickt worden bist?«
    »Ich denke nie an meinen Job, wenn ich unterrichte«, erklärte ich sittsam, obwohl er der Wahrheit gefährlich nahe gekommen war. Mir kamen tatsächlich mit einiger Regelmäßigkeit solche
Gedanken, auch wenn ich wohl etwas andere Schwerpunkte dabei setzte. Mir kam manchmal eine Begegnung in den Sinn, die ich in der Nacht zuvor gehabt hatte, und ich staunte über den Gegensatz zwischen dieser Erinnerung und dem, was ich am Tage tat. Aber diese aufblitzenden Erinnerungen waren nie sexueller Natur. Nichts, was ich im Auftrag der Agentur tat, hat mich je sexuell erregt. Es war einfach ein Job.
    Außerdem kann ich mir sowieso überhaupt nicht vorstellen, in einem Unterrichtsraum zu stehen und mich sexuell angetörnt zu fühlen. Vielleicht gibt es einige Frauen, die das können. Mir erschien der Gedanke immer eher absurd. Wie ein Stoff für Woody Allen.
    Wenn ich überhaupt daran dachte, dann mit demselben Vergnügen, das ich schon als Kind an Geheimnissen gehabt hatte.
    Schauen wir den Tatsachen ins Auge: Geheimnisse machen Spaß. Mein anderes Leben übte eine ständige elektrisierende Wirkung auf mein richtiges Leben aus, gerade weil die beiden so verschieden waren, weil die Arbeit für einen Escort-Service den Kitzel des Geheimen und Verbotenen hatte. Weil ich mich dabei am Rande der Legalität bewegte. Ich wusste, dass es ein gefährlicher Drahtseilakt war, aber gerade solche Drahtseilakte geben dir den ganz besonderen Kick.
    Carls Gedanken bewegten sich in weniger luftigen Höhen. »Stell dir vor«, sagte er eifrig, »wie wir es miteinander treiben, wenn du morgen in der Klasse stehst.« Mit sichtbar wachsender Erregung streifte er seine Unterwäsche ab und zog mich auf sich herunter. »Stell dir vor, wie ich dich ficke, wie ich tief in dir drin bin«, fügte er hinzu und passte seine Taten seinen Worten an. »Das werd ich, Baby«, versprach ich. »Das werd ich.«
    Er glaubte mir. Das tun sie immer.
    Nach dem Unterricht am nächsten Tag wartete eine Studentin draußen vor dem Klassenraum auf mich, bis ich herauskam. »Dr. Angell«, sagte sie mit leiser, ernster Stimme, »meine Mutter
meint, es sei nicht gut für mich, an einem Kurs über Prostituierte teilzunehmen. Was soll ich ihr sagen?«
    »Warum meint sie, es sei nicht gut für Sie?«, fragte ich überrascht.
    Ein unbehagliches Schulterzucken. »Ich weiß nicht. Ich meine, es ist ja nicht so, dass ich

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