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Callgirl

Callgirl

Titel: Callgirl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Angell
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Die Worte, Handlungen und Gesten mochten die gleichen sein, aber es war Arbeit. Es gibt nur sehr wenige Callgirls, die nicht in der Lage sind, diese Unterscheidung zu treffen, und die, die es nicht können, gehen unter.
    Ich denke, Frauen fällt es zudem wesentlich leichter als Männern, zwischen käuflichem Sex und Sex aus Liebe zu trennen. Männer meinen , dass sie wahnsinnig gut differenzieren können. Der Ehemann, der in flagranti erwischt wird, protestiert: »Aber Liebling, es ist doch bloß Sex. Es hat überhaupt nichts zu bedeuten.«
    Okay. Vielleicht nicht. Aber nur, weil Männer generell nicht so viele hehre Gefühle mit Sex verbinden, ganz gleich, mit wem sie schlafen.
    Denn aus irgendwelchen Gründen (der Anthropologin in mir kommen mehrere exzellente Gründe in den Sinn, auch wenn hier nicht die Zeit oder der Ort ist, um Vorträge darüber zu halten) haben Frauen ein Gefühl (Liebe) mit einer körperlichen Aktivität (Sex) verknüpft. Männer haben dieses Konzept mehr oder weniger übernommen, weil es ihnen die Möglichkeit eröffnete, wenigstens eine einzelne Frau dauerhaft in Beschlag zu nehmen. Aber die alte Doppelmoral hebt immer noch unweigerlich ihr hässliches Haupt: Während man Männern zubilligt, dass sie gelegentlich
aus der »Liebes«-Beziehung ausbrechen, um sich »bedeutungslosem« Sex zu widmen, ohne dass dies angeblich die primäre Beziehung beeinträchtigt, steht Frauen diese Option nicht offen. Für sie soll der Sex nur eine einzige Bedeutung haben – Liebe. Wenn eine Frau sich auf denselben »bedeutungslosen« Sex einlässt, den Männer als ihr Geburtsrecht in Anspruch nehmen, dann gilt sie als Schlampe. Anständige Mädels machen so was nicht.
    Aber Männer sind auch nicht viel besser dran. Vor allem kriegen sie die Sache mit der Prostitution nicht so wirklich auf die Reihe. Die meisten Männer waren schon einmal bei einer Prostituierten oder haben wenigstens in Gedanken bereits einmal mit der Möglichkeit gespielt, und sie empfinden das nicht als etwas rein Geschäftliches. Ihren Ehefrauen gegenüber sprechen sie vielleicht von bedeutungslosem Sex, aber, Jungs, die Prostitution ist nicht einfach in einer Wundertüte vom Himmel gefallen. Die Männer wollten sie, haben danach gesucht und Spaß daran gehabt. Das klingt für mich nicht unbedingt bedeutungslos.
    Die meisten Männer betrachten Prostitution also nicht als Dienstleistung oder als Beruf, sondern als Teil ihres Alltags, ihrer normalen Erfahrungswelt. Der Gang zu einer Prostituierten ist ein Initiationsritus für den Abiturienten, ein letztes Abenteuer für den Noch-Junggesellen, eine Abwechslung von der üblichen Routine.
    Und Sex mit einer Prostituierten ist großartiger Sex, weil du wie von einer Speisekarte wählen kannst. Die Prostituierte ist ausschließlich für dich da, tut genau das, was du möchtest. Hier geht’s ohne überflüssige Anstrengungen zur Sache: Du musst nicht erst warten, bis sie ihren Orgasmus hatte oder dich mit einem ermüdenden Vorspiel abplagen. Sie ist für dich da, bereit, alles zu tun, was du mit ihr tun möchtest. Sie hat keine eigenen Wünsche und Bedürfnisse, und sie stellt keine Forderungen. Genau so sollte Sex sein, verdammt noch mal!

    Prostitution kommt all diesen Vorstellungen entgegen. Das Callgirl ist da, um den Mann zu verführen, um seine Wünsche zu erfüllen, um ihm eine Stunde lang das zu geben, was vorher nur in seiner Fantasie existierte: eine wunderschöne Frau, die nichts anderes will als Sex. Noch besser: eine wunderschöne Frau, die nichts anderes will als Sex und sich dabei absolut und vollständig auf den Mann konzentriert. Auf seine Wünsche. Auf alles, was ihm Lust bereitet. Für sie zählt nichts anderes als seine Person, seine Lust, sein Verlangen. Nicht zu fassen, aber diese Frauen gibt es tatsächlich! Warum ist keine der anderen Frauen, die er kennt, keine seiner Freundinnen oder Ehefrauen, so wie diese Prostituierte?
    Nun … die kurze Antwort ist, weil sie nicht dafür bezahlt werden.
    Wenn man eine Agentur anruft, kann man Forderungen stellen. Wenn das Callgirl anruft, um das Treffen zu bestätigen, kann man ihr sagen, wie sie sich anziehen soll, wie sie sich verhalten soll – man kann ihr zum Beispiel sagen, dass sie sich wie Königin Elisabeth benehmen soll, wenn man darauf abfährt, und sie wird es tun. Wenn sie auch nur ein kleines bisschen von ihrem Geschäft versteht, wird sie den Mann davon überzeugen, dass sie genauso scharf auf die Sache ist, die ihn

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