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Callgirl

Callgirl

Titel: Callgirl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Angell
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scharf macht, wie er selbst. »Ich habe gar nicht gewusst«, wird sie stöhnen, »dass Königin Elisabeth so erotisch sein kann … so geil … so sexy!«
    Männer sind einfach unglaublich naiv und einfältig. Du tust, was du kannst, damit sie sich wohl fühlen und in ihrer Eitelkeit geschmeichelt sind. »Du bist der Beste, den ich je hatte«, säuselst du. »Bei anderen Männern habe ich nie einen Orgasmus, aber bei dir bin ich gekommen. Wenn wir uns doch bloß unter anderen Umständen kennen gelernt hätten …« Und sie glauben es. Das ist das Erstaunlichste an der Sache. Die abgebrühtesten Manager, die einen Wertpapierschwindel aus einem Kilometer Entfernung riechen würden, glauben alles, was du ihnen erzählst, solange es
positiv ist, solange es sich auf ihre sexuelle Leistung bezieht. Oft – und ich meine oft – hat ein Kunde sich meine Lobeshymnen auf ihn angehört und dann kommentiert, ich sei so rattenscharf auf ihn gewesen, dass ich eigentlich ihn bezahlen müsste und nicht umgekehrt. Und ich habe ihm zugehört und mich immer wieder in ungläubigem Staunen gefragt, wie ein intelligenter Mensch auf so platte Schmeicheleien hereinfallen kann.
    Die Medien als ein Spiegel unserer Alltagskultur sind auch nicht besonders hilfreich. Ich habe einmal einen Fernsehfilm gesehen, in dem eine Prostituierte als mitfühlend und verständnisvoll dargestellt wurde, um zu verdeutlichen, dass sie trotz ihres Jobs einen guten Charakter hatte und sich mit dieser Tätigkeit lediglich ihren Lebensunterhalt verdiente. Der Film war auch recht überzeugend gemacht, bis ein törichter Drehbuchautor sie sagen ließ: »Mein Job bedeutet harte Arbeit! Na ja, eben hart … in gewisser Hinsicht …« Großartig. Ganz toll. Es ist keine echte Arbeit, weil es auch Spaß macht.
    Wenn die Prostituierte männliche Fantasien ausagiert und männliche Bedürfnisse erfüllt, so ist das aus Sicht des Mannes ganz normal. Angenehm. Was man eben so tut. Und wenn ich mich prächtig amüsiere, muss es ihr doch genauso gehen, oder? Also ist es eigentlich keine echte Arbeit für sie.
    Aber Sex ist es für sie garantiert auch nicht.
    Die meisten Frauen erwarten, dass Sex aus Geben und Nehmen besteht, dass ein mehr oder weniger gleichmäßiger Austausch stattfindet, bei dem die Träume und Bedürfnisse beider Partner befriedigt werden. Es geht nicht nur um die Bedürfnisse einer Person. Im Idealfall ist Sex etwas, das man teilt; im schlimmsten Fall etwas, das man abwechselnd macht.
    Was wir als Prostituierte tun, ist daher in unserem Verständnis kein Sex. Das Callgirl stellt sich in ziemlich einseitiger Form vollständig auf die Bedürfnisse des Kunden ein. Für sie ist das Treffen ungefähr so erregend wie ein Einkauf im Supermarkt. Ich
habe oft innerlich Einkaufslisten erstellt, während ich in scheinbarer Ekstase stöhnte, um durch dieses Multi-Tasking die Zeit schneller vergehen zu lassen. Ich habe mehr Orgasmen vorgetäuscht, als ich zählen kann. Tut mir Leid, aber das ist nicht das, was ich unter Sex verstehe.
    Für den Mann mag es das sein, aber während er Sex hat, tue ich meine Arbeit.
    Es ist höchst unwahrscheinlich, dass eine Frau die beiden Erfahrungen verwechselt. Bei Männern passiert das schon eher.
    Also arbeitete ich weiter für Peach, traf etwa drei oder vier Kunden die Woche. Und wenn ich nicht für Peach arbeitete, traf ich mich mit Luis. Für mich waren das zwei völlig getrennte Dinge. Wenn ich mit meinen Kunden schlief, war ich bei der Arbeit. Wenn ich mit Luis schlief, war es Sex. Und der einzige Wermutstropfen in dieser neuen Situation war, dass Luis mich nachts genauso lange wach hielt wie die meisten meiner Kunden. Die Tatsache, dass Luis und ich Scrabble spielten und Wein tranken und Koks schnieften und zum krönenden Abschluss miteinander schliefen, während ein Kunde Anstrengung bedeutete, spielte letzten Endes keine Rolle. Das Entscheidende war der Schlafmangel.
    Der überhaupt nicht gut ist, wenn man am nächsten Morgen um acht Uhr klug und geduldig wirken und zusammenhängende Erklärungen geben will.
    Nicht dass meine Aussichten auf eine unbefristete Vollzeitstelle schlecht standen. Der Kursus über Prostitution war neu, wirkte aufreizend und fortschrittlich. Von daher war zu erwarten, dass er größere Kreise ziehen und über das College hinaus auf reges Interesse stoßen würde. Ich erhielt einen Anruf von einem Menschen aus Alberta (!), der mich bat, das Kursprogramm ins Internet zu stellen, damit seine Studenten

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