Calling Crystal
über unglaubliche Kräfte. Was sollte sie daran hindern, sie gegen euch einzusetzen?«
»Darauf werden wir vorbereitet sein. Wir werden unsere Mentalabschirmung die ganze Zeit aufrechterhalten. Dazu hattet ihr Mädels ja keine Chance.«
»Ich schon – ich glaube, deshalb ist mit mir nichts Schlimmeres passiert. Sie hat mich zwar überrumpelt, konnte aber nicht in meinen Geist eindringen. Meine Abschirmung ist immer aktiviert – eine wichtige Überlebensstrategie,wenn man in einer Savant-Familie lebt, die Telepathie benutzt, man selbst aber nicht dran teilnehmen kann.«
»Und dafür bin ich total dankbar.« Er beugte seinen Kopf zu mir herunter, legte ihn in die Wölbung zwischen Hals und Schulter und sog den Duft meiner Haut und meines Haares ein.
»Was soll ich denn machen, während ihr alle ins Kastell einsteigt? Ich kann nicht Auto fahren, ich kann nicht Ski fahren …«
»Ich vermute mal, du würdest in keinem Fall einfach nur hierbleiben?«
»Richtig erkannt.«
»Okay, dachte ich mir schon.«
»Ich möchte in deiner Nähe sein.«
»Du könntest Steve im Hubschrauber Gesellschaft leisten. Trace, Zed und Yves werden ihre Mädels rausholen; Uriel wird Mom tragen; wir brauchen Will und Victor zur Rückendeckung. Dann könntest du unsere Verbindungsperson sein – ich würde dir telepathische Nachrichten zukommen lassen, sodass ihr Bescheid wisst, wie wir vorankommen.«
Das klang gut und es bedeutete, dass ich nah genug am Geschehen dran wäre, um zu helfen, falls sie in Schwierigkeiten gerieten. »Okay, mit diesem Plan kann ich leben.«
»Hey Leute, Crystal wird im Heli mitfliegen und Steve auf dem Laufenden halten.«
Saul machte ein zweifelndes Gesicht, aber alle anderen stimmten dem Plan sofort zu.
»Haben wir noch irgendwas vergessen?«, fragte Yves abschließend.
»Wahrscheinlich«, sagte Zed, aber es schien ihm nichts weiter auszumachen. Seine Verzweiflung war dermaßen groß, dass ihm das Gerede über die vielen Kleinigkeiten mächtig auf die Nerven ging. »Schluss jetzt mit dem Gequatsche. Los geht’s!«
Kapitel 13
Ich entschied, zusammen mit Steve und Lily im Auto den Berg hinaufzufahren, was natürlich bedeutete, dass Xav auch mit von der Partie war. Es war schon spät. Die Temperaturen waren unter null gefallen und ich war dankbar für die Daunenjacke, die Lily für mich aus ihrem Kleiderschrank hervorgekramt hatte. Sie hatte mich so ausstaffiert, dass man mich für Steves glamouröse Nebendarstellerin halten könnte, falls jemand den Hubschrauber durch ein Fernglas beobachten sollte.
»Bleibt die Crew eigentlich die ganze Nacht am Set?« Ich fragte mich, wie vielen Leuten wir wohl über den Weg laufen würden.
»Ein paar sind in der Nähe in einem kleinen Schloss untergebracht«, erklärte Steve, »aber die meisten fahren abends nach Malcesine runter. Nur die Sicherheitsleute bleiben hier. Das ganze Equipment kann man nicht unbewacht lassen.« Er lenkte den Wagen geschickt über die vereisten Straßen, was mein Vertrauenstärkte, dass er auch ein passabler Pilot war. Auf eine sonderbare Weise schien er es förmlich zu genießen, etwas ganz Reales zu tun, statt Heldentaten auf der Leinwand zu begehen. Der Tannenwald zu beiden Seiten wirkte unheimlich und einsam – die dichten Schatten unter den Ästen erstickten alles Leben. Ein kleines Stück weiter oben lag Schnee, der sich weiß schimmernd dem Dämmerlicht widersetzte.
»Also, erzählt mal ein bisschen von dieser Savant-Welt – wie viele von euch gibt es?«, fragte Steve.
»Mehr als Sie glauben.« Xav übernahm das Reden. »Wir bleiben weitgehend unter uns, denn wir verfügen über Fähigkeiten, an denen viele Leute interessiert wären.«
»Ja, wie du und deine Heilbegabung – du könntest ein Vermögen damit machen.«
Xav versteifte sich merklich; er reagierte wie eine Katze, die man gegen den Strich streichelte. »Vermutlich, aber um Geld geht es nicht – oder es sollte zumindest nicht darum gehen. Wir halten uns bedeckt, weil der Bedarf zu groß ist und es zu wenige von uns Heilern gibt. Ich kann nicht allen helfen, darum handle ich in meinem unmittelbaren Umfeld, statt mich in dem vergeblichen Unterfangen zu verzetteln, die ganze Welt kurieren zu wollen.«
Die Blicke von Steve und Xav trafen sich im Rückspiegel. »Weißt du, je mehr ich höre, desto mehr klingt es nach meinem eigenen Leben. Meine Position verleiht mir Macht und ich muss aufpassen, wie ich sie benutze. Ich kann mich nicht für jeden guten
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