Calling Crystal
illegal Profit geschlagen, und fordert, dass ihr suspendiert oder gefeuert werdet.«
»Kommt in irgendeiner Weise das Savant-Thema zur Sprache?«, fragte Trace.
Ich hörte weiter zu. Der Reporter forderte quasi, dass man Trace und Victor teerte, federte und hängte.
»Nein … nein. Ich denke, das würde Fragen hinsichtlich ihrer eigenen Fähigkeiten aufwerfen und damit stünde sie nicht mehr als wehrloses Opfer da, sondern als jemand, der nur allzu gut in der Lage ist, sich selbst zu verteidigen.«
Trace wandte sich ab. »Wir haben jahrelang hinter den Kulissen agiert und jetzt sind wir wegen einer einzigen Nacht groß in den Nachrichten. Diese Sache wird alles kaputt machen.«
»Und genau das hat sie gewollt«, fuhr Victor dazwischen.
»Es reicht ihr nicht, unsere Seelenspiegel-Verbindung zu kappen, sie will uns entehren, so wie ihr Sohn entehrt worden ist.«
»Wenn man sie an die Spitze des verbrecherischen Savant-Kartells gesetzt hätte, wären sie uns in London nicht so leicht ins Netz gegangen, so viel ist mal klar«, sagte Uriel.
»Mir egal, ob ich meinen Job verliere. Aber dich werde ich nicht verlieren, Diamond.« Trace streckte sich nach ihr aus.
Meine Schwester drückte ihm mitfühlend die Hand.
»Ich bin da anderer Ansicht. Mir macht’s schon was aus, gefeuert zu werden.« Victor klappte sein Handy auf und überlegte, wen er am besten anrufen sollte. »Ich finde, es ist an der Zeit, in die Offensive zu gehen. Als Erstes müssen wir eine Zeugenaussage deines mailändischen Bankers einholen, Crystal. Ich will, dass jedes noch so winzige Detail festgehalten wird, damit wir unsere Version der Ereignisse dagegenstellen können.«
Xav stieß urplötzlich einen Jubelschrei aus.
»Himmel, erschrick mich doch nicht so!«, sagte Yves und griff sich an die Brust.
»Ich hatte gerade nur eine teuflische Idee.«
»Die mag ich am liebsten«, bemerkte Zed. Sky schenkte ihm ein klitzekleines Lächeln.
»Die alte Hexe rechnet damit, dass ihr Bekanntheitsgrad in Italien für sie von Vorteil ist – wir sind die Fremden. Sie kann alles Mögliche über uns erzählen, weil keiner weiß, wer oder was wir sind; wir haben uns zu erfolgreich immer im Hintergrund gehalten.«
»Und was soll daran jetzt teuflisch sein, Bruderherz?«
»Sie hat nicht berücksichtigt, dass wir einen der bekanntesten Namen der Welt auf unserer Seite haben – Steve Hughes, Crystals Freund, der heldenhaft herbeieilen wird, um die Schwester seines Mädchens zu retten.«
»Ich dachte, ich wäre dein Mädchen?«, brummte ich.
»Das bist du auch, mein Schatz, aber wir sprechen hier von der erfindungsreichen PR-Welt – und genaudorthin hat die Contessa diese Schlacht verlegt. Wie wäre es, wenn du deinen Hollywood-Tausendsassa anrufst und ihn bittest, ein paar internationalen Medienvertretern ein Interview zu geben? Wenn er erst mal mit seiner Armada anrückt, kann die Contessa ein für alle Mal die Segel streichen.«
»Meinst du, das würde er machen?«, fragte Phoenix und massierte sich dabei energisch die Schläfen. Ich spürte, dass sie ihr Hirn marterte, damit es endlich ein paar Erinnerungen ausspuckte. Yves nahm ihre Hand und küsste ihre Knöchel, bevor sie sich noch ernsthaft wehtat.
Ich nickte. »Ja, da bin ich mir sicher. Und ich denke, auch er könnte von der Sache profitieren. Mit dieser Story wäre die Presse für eine Weile von seiner neuen Beziehung mit Lily abgelenkt; denn die Reporter hätten ein paar Wochen lang erst mal genug Stoff zum Schreiben.«
»Aber dann müsstet ihr vielleicht ein Interview geben«, sagte Trace vorsichtig. »Wärt ihr dazu bereit, Diamond? Crystal?«
»Ich tue alles, was getan werden muss«, sagte Diamond entschlossen. »Aber ich brauche eure Hilfe.«
Wenn Diamond so mutig war, die Sache durchzuziehen, obwohl sie wusste, dass nur ein Bruchteil ihres Gehirns richtig funktionierte, wie hätte ich da Nein sagen können?
»Klar doch. Ich bin dabei.«
»Super.« Xav rieb sich die Hände. »Dann wollen wir mal ein bisschen rumtelefonieren.«
Karla und Saul hatten Will bei seiner Verlegung in ein venezianisches Krankenhaus begleitet; als sie wieder zurück waren, lief die Story bereits auf allen Kanälen. Auch die Verhaftung von Graf Monte Baldo wurde als Hintergrundbericht gezeigt. Die BBC war auf Bildmaterial der Operation in London gestoßen und hatte diese an andere Medienvertreter weitergegeben. Die Version der Contessa, dass ihr Sohn unschuldig sei, wurde jetzt von dem Polizeifoto eines
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