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Calling Crystal

Calling Crystal

Titel: Calling Crystal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joss Stirling
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zu sein, dass es einen kurzen Moment dauerte, bis mir einfiel, dass mich diesmal keine Schuld traf.
    »Moment mal, Mama, das kannst du so nicht sagen.« Ich unterbrach ihren Vortrag darüber, wie ich das Leben meiner Schwester ruinierte. »Diamond gibt mir nicht die Schuld und ich bin todsicher nicht verantwortlich für das Handeln der Contessa!«
    »Aber was ist denn jetzt mit der Hochzeit?«
    Meine Mutter konnte erstaunlich dickfellig sein, vermutlich war das auch der Grund, warum sie sich nie Gedanken über die mögliche Dimension meiner Begabung gemacht hatte. »Die Hochzeit ist nicht weiter wichtig. Es geht um Diamond und die anderen.«
    »Ich werde sofort nach Venedig kommen. Ich werde … ich werde Topaz beauftragen, dass sie mir ein Flugticket besorgt.«
    Im Moment wäre mir eine weitere Person in der Wohnung einfach zu viel, zumal Mama sehr wahrscheinlich mehr Belastung als Hilfe sein und ständig nur im Weg stehen würde. Mir war nicht wirklich klar gewesen, wie viel Fürsorge sie seit Dads Tod brauchte, meine Geschwister waren da aufmerksamer gewesen.
    »Bitte, komm jetzt noch nicht. Wir kriegen das alles auf die Reihe.«
    »Aber Diamond braucht mich!«
    Betrübt dachte ich daran, wie oft ich letztes Jahr eine Mutter gebraucht hätte, aber das war nie ein Thema gewesen. »Diamond braucht vor allem nicht noch mehr Aufregung. Sie kann sich nicht richtig an uns erinnern und deine Anwesenheit hier könnte für sie unter Umständen zu schmerzvoll sein.«
    »Du rufst mich jeden Tag an und erstattest mir Bericht, wie’s ihr geht?«
    »Natürlich. Wenn sie dazu in der Lage ist, wird sie dich auch selbst anrufen.«
    »Ich reise am Dienstag an, komme, was wolle.«
    »Gut. Wir werden dir ein Zimmer reservieren. Ich hoffe, dass sich bis dahin alles wieder eingerenkt hat.«
    »Aber wer wird es denn wieder einrenken?«
    »Ich.«
    Schweigen. »Verstehe.«
    »Du sollest mehr Vertrauen in mich setzen: Ich bin ein Seelensucher, Mama.«
    »Ein was?«
    »Seelensucher.«
    »Nein. Das kann nicht sein. Die sind doch wie … ein Sechser im Lotto.«
    Mir kam diese Bibelstelle aus dem Lukasevangelium in den Sinn, in der gesagt wird, dass kein Prophet je in seiner Heimat anerkannt würde. Für meine Familie würde meine Andersartigkeit stets eine herbe Enttäuschung bleiben. »Warum fragst du nicht eher, warummeine Brüder und Schwestern es nie bemerkt haben? Warum es dir nie aufgefallen ist?« Ich holte tief Luft und rief mir ins Gedächtnis, dass Verbitterung etwas Hässliches und Nutzloses war. »Na egal, jedenfalls ist es ein großes Glück, dass ich einer bin, denn so stehen die Chancen sehr gut, dass ich ihre Seelenspiegel-Verbindungen wiederherstellen kann.«
    »Oh Crystal.«
    »Mach dir keine Sorgen, Mama: Ich bin an der Sache dran. Ich muss jetzt auflegen.«
    »Ich hoffe, du hast Erfolg.« Sie schniefte. »Ich liebe dich, weißt du.«
    »Ja, na ja.«
    »Das tue ich wirklich.« Ihre Stimme klang fest und entschlossen. »Du bist immer das Lieblingskind deines Vaters gewesen, sein kleines Mädchen, und ich hatte stets das Gefühl, das bei deinen Geschwistern wettmachen zu müssen, indem ich ihnen mehr Aufmerksamkeit schenkte. Aber das heißt nicht, dass ich dich weniger lieb hatte als sie.«
    »Wirklich?« Meine Frage war ernst gemeint. Ich hatte immer bezweifelt, dass ich ihr am Herzen lag.
    »Ich bin dir anscheinend keine gute Mutter gewesen, was? Das tut mir schrecklich leid.«
    Das war keine Sache, die man mit einem Telefongespräch aus der Welt schaffen konnte. »Hör mal, wir reden darüber, wenn du hier bist. Oh, übrigens, ich habe ebenfalls meinen Seelenspiegel gefunden. Xav Benedict, der jüngere Bruder von Trace.«
    »Was!«
    Mit diesem Paukenschlag beendete ich das Telefonat. Ich würde jetzt erst mal abwarten, bis sich ihre hysterische Begeisterung gelegt hätte, bevor ich sie erneut anrief. Ich schaltete das Telefon aus. Mama würde eine Weile lang damit beschäftigt sein, die Neuigkeit weiterzuverbreiten, aber ich ging jede Wette ein, dass meine Geschwister noch mal alles aus erster Hand hören wollten, und das konnte ich für die nächsten Stunden einfach nicht gebrauchen.
    Das Gartentor schlug zu. Hinter dem Baum hervorspähend sah ich sechs Besucher anmarschieren, die mir mehr als willkommen waren.
    »Hey Xav, hierher!«
    Xav rannte auf mich zu und sprang mit einem Satz über Barozzis Tisch, der ihm im Weg stand.
    »Ich bin so froh, dich zu sehen!« Er riss mich in die Arme und hob mich dabei ein Stück vom

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