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Calling Crystal

Calling Crystal

Titel: Calling Crystal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joss Stirling
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weißt mehr über den Geist als ich. Ich verstehe einfach nicht, was mit ihnen passiert ist.«
    Victor rieb sich das stopplige Kinn. Alle Brüder sahen nach der strapaziösen Nacht hinter Gittern aus wie Penner. »Sky hat mich vorhin in ihren Geist blicken lassen; ich habe das vor einiger Zeit schon mal gemacht und kenne mich ganz gut darin aus. Sie hatte früher Gedächtnislücken aufgrund eines Kindheitstraumas, aber das, was man ihr jetzt angetan hat, ist damit nicht zu vergleichen. Ich komme nicht mehr an ihr wahres Ich heran.«
    »Erzähl weiter!«
    »Es ist eher so, als wäre sie eine verschlossene Schatulle. Und ich weiß nicht, ob wir sehr viel Inhalt vorfinden würden, wenn wir den Deckel anheben könnten.«
    »Wenn ich doch nur wüsste, was die Contessa genau getan hat. Dann könnte ich es womöglich rückgängig machen.«
    »An was erinnerst du dich denn alles?«
    »Für mich hatte sich ihre Attacke angefühlt, als würde ich von einem Laster überfahren werden.«
    »So wie mein Mentalpflug, den ich im Kastell eingesetzt hatte?«
    »Nein, nicht ganz. Deinen Angriff habe ich wahrnehmen können; da war ein Geräusch, ein Summen. Bei ihr war es aber mehr wie ein Schlag von hinten gegen den Kopf – unerwartet, betäubend.«
    Uriel zog sich mit Schwung auf den Küchentresen hoch. »Sie ist eine Spinne.«
    »Was meinst du damit?«, fragte Xav.
    »Spinnen betäuben ihre Beute, dann wickeln sie sie ein …«
    »… bevor sie sie aussaugen«, endete Xav. Er warf einen Blick zu den Mädchen hinüber. »Oh mein Gott, sagt mir bitte, dass sie keine leeren … Hüllen sind, auch wenn’s sich so anfühlt. Von diesem Schlag würden sich meine Brüder niemals wieder erholen – und Dad auch nicht. Und ganz zu schweigen von den Mädchen selbst – was sie empfinden würden, wenn sie’s wüssten.«
    »Sie wissen es«, sagte ich leise und dachte an Skys Schluchzen von gestern Nacht.
    Victor umfasste meinen Arm. »Das gibt mir sogar Hoffnung, Crystal. Ich würde mir größere Sorgen machen, wenn sie keine Ahnung hätten, was ihnen fehlt. Das Gehirn besitzt eine erstaunliche Regenerationsfähigkeit. Sieh dir nur mal Schlaganfallpatienten an oder Leute, die Kopfverletzungen erlitten haben. Vielleicht befindet sich ja doch etwas in der verschlossenen Box.«
    Xav legte mir einen Arm um die Schultern. »Na, jetzt wollen wir mal nicht übertreiben. Okay, die Contessa ist eine Spinne, aber das heißt nicht, dass sie auch alle Spinneneigenschaften besitzt. Ich meine, ich hab nicht gesehen, dass sie Netze gesponnen hat, ihr etwa? Dieses armselige Spinnenweib – wir werden sie zerquetschen wie ’ne Kakerlake.«
    Ich tätschelte seinen Handrücken. »Schön wär’s.«
    »Ja, das können wir. Wir haben dich – unsere Spinnenvernichterin. Wir haben unsere Mädchen hier beiuns und sie sind wieder auf unserer Seite. Ach kommt schon, die Benedict-Frauen werden einer armen Irren doch nicht kampflos das Feld überlassen.«
    Yves blickte plötzlich auf. »Hey Leute, das müsst ihr euch angucken.« Er hatte einen Nachrichtensender eingeschaltet. »Wir haben’s in die Topnews geschafft.«
    Wir drängten uns um den Bildschirm. Ein italienischer Reporter interviewte mit mitfühlender Miene die Contessa, während sie gemütlich in ihrem antiken Lehnstuhl saß. Sie war ganz in Schwarz gekleidet und sah überzeugend gebrechlich aus, ein armes altes Mütterchen, das tief erschüttert war von dem Überfall auf ihr Heim durch ein paar junge Rüpel. Ich hatte noch nie in meinem Leben jemanden so sehr gehasst wie sie in diesem Augenblick.
    »Was erzählt sie da, Crystal?«, fragte Yves.
    Ich hörte eine Weile zu. »Sie erzählt ihre Version der Geschichte, wie ihr Familiensitz von einer Horde amerikanischer Proleten überfallen wurde, die etwas dagegen hatten, dass sie gesellschaftlichen Umgang mit deren Lebensgefährtinnen pflegte. Implizit gemeint ist, dass ihr alle fremdenfeindlich und gegen die Werte der alten Welt eingestellt seid. Die blöde Kuh deutet außerdem an, dass Victor und Trace ihre Polizeikontakte dazu benutzt hätten, sie zu schikanieren, bloß weil ihr Sohn in eine verwickelte finanzielle Transaktion mit hineingezogen und dann aufgrund falscher Anschuldigen verhaftet worden sei. Sie stellt das Ganze als eine Intrige dar, durch die ihre vornehme Familie entehrt werden soll.«
    »Und unser Motiv?«, blaffte Victor.
    »Na ja, ihr habt eine hohe Kaution hinterlegen können. Sie behauptet jetzt, ihr hättet aus eurer Polizeiarbeit

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