Callista 01 - Palpatines Auge
»Deflektorenkapazität auf zwei Drittel gesunken…«
Sorgsam manövrierte Luke hinter der Deckung des Asteroiden in Blickrichtung, versuchte die Backbordlastigkeit der Steuerung auszugleichen, die bedeutete, daß der Stabilisator nicht mehr funktionierte. Um zu wissen, daß das Raumschiff nicht mehr hyperraumfähig war, brauchte er keinen einzigen Blick auf die Displays zu werfen. »Wie weit ist es nach Pzob?«
»Bei maximaler Unterlichtgeschwindigkeit drei oder vier Stunden«, lautete Crays Auskunft. Ihre Stimme klang grimmig, aber furchtlos, obwohl sie das erste Mal unter Beschuß stand. Eine gute Leistung für eine junge Frau, dachte Luke, die von der Schule direkt in den Hörsaal übergewechselt war, ohne sich dazwischen anderen Erfahrungsbereichen zuzuwenden. »Aber das ist eine reine Schätzung. Mir liegt eine Steuersysteme-Kalkulation vor, aber ich kann die Entfernung nur ungenau berechnen.«
»Offenbar sind unsere Unterlichttriebwerke unbeschädigt«, äußerte Luke. »Die Bordatmosphäre läßt sich nur noch durch Notversorgung gewährleisten, und voraussichtlich frieren wir beträchtlich, bis wir dort eintreffen. 3PO, ich hoffe, du sprichst gamorreanisch.«
»Ach du meine Güte«, sagte 3PO.
»Anscheinend können wir diesen Kurs bedenkenlos einschlagen.« Cray checkte noch einmal die gesamten Instrumentenanzeigen, obwohl immer wieder schneeige Störungen die Übertragungsqualität des Navicomp-Monitors beeinträchtigten. Falls auch die Navigation ausfiel, ging es Luke durch den Kopf, steckten sie wirklich in der Tinte.
Die Asteroidenbastion gab keine weiteren Schüsse auf sie ab. Trotzdem juckte Luke die Kopfhaut. Er programmierte den längsten Blickrichtungskurs, den er zustandebringen konnte, ohne daß das Raumschiff die Deckung des Asteroiden gegen die Kanonen der Bastion verlor, wenngleich sich über deren Position nur Mutmaßungen anstellen ließen.
»So«, sagte er leise. »Und nun machen wir ein bißchen Hyperpartikelstaub.«
Gerade hatte der Habicht erhöhte Geschwindigkeit aufgenommen, da traf ein Strahl ionisierten Plasmas den schützenden Asteroiden wie ein vernichtender Hammerschlag. Wie ein ungeheuer Schrapnellhagel brachen Felstrümmer, Energie und Hitze über das Forschungsraumschiff herein. Luke spürte, wie die Wucht des Anpralls sein Sicherheitsgeschirr zerriß, hörte Cray schreien. Dann verschlang ihn Dunkelheit.
*4*
Luke kam lange genug zur Besinnung, um sich zu übergeben; bei Nullschwerkraft ein unschöner Vorgang. Ein doppelter C-3PO befreite ihn aus dem Sicherheitsgeschirr, in dem er schwebte, und bugsierte ihn – mit einer Behendigkeit, die bei einem Droiden überraschte, der den Eindruck erweckte, immer um sein Gleichgewicht kämpfen zu müssen – aus dem engen Brückenraum in eine heckwärtige Räumlichkeit. Luke dachte sich, es müßte das Achtermannschaftsquartier sein, ehe ihm wieder das Bewußtsein schwand.
Die Macht, dachte er irgendwann. Ich muß die Macht einsetzen.
Warum?
Weil deine Lungen nicht mehr atmen.
Es verlangte ein erstaunliches Maß an Konzentration, das Atmen fortzusetzen, es schmerzte stärker, als er es erwartet hätte. Wenig später fragte er sich, wie er die Macht anwenden könnte, um den durchgedrehten Bantha zu bändigen, der in seinem Schädel gefangen zu sein schien und sich einen Weg ins Freie zu rammen bemühte.
Das nächste Mal, als er aus der Besinnungslosigkeit zu sich kam – diesmal weckte ihn die Kälte –, zog er den Rückschluß, daß er wahrscheinlich eine Gehirnerschütterung hatte.
»Luke«, sagte Cray. Jetzt klang in ihrer Stimme Furcht mit. »Luke, du mußt aufwachen!«
Ihm war klar, vermutlich hatte sie recht.
Die Macht, dachte er von neuem. Von Clighal, seiner calamarianischen Schülerin, wußte er genug über die speziellen physischen Eigenartigkeiten der Gehirnerschütterung, um genau darüber informiert zu sein, wo er die Macht einsetzen mußte. Allerdings war das Verfahren ein wenig heikel, so ähnlich, als sollte man sich einhändig einen Handschuh ausziehen. Seine Lungen fühlten sich an, als hätte er einen Sandbohrer geschluckt und abzuschalten vergessen. Kein Wunder, daß das Atmen keinen Spaß mehr machte.
Gesteigerte Blutzufuhr in die Kapillaren, um die Prellungen zu beheben. Beschleunigtes Heilen der Hirnzellen dieser Randaliererhorde betrunkener Gamorreaner, die vorher sein Gehirn konstituiert hatten.
Er schlug die Augen auf, widmete sich der Aufgabe, die beiden Crays, die er sah, zu dem
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