Callista 01 - Palpatines Auge
neben der Hauptcomputerkonsole gekoppelt; Lukes Sessel, durch die Gewalt des Anpralls, die auch Lukes Sicherheitsgeschirr zerrissen hatte, aus der Verankerung gewuchtet, war gegenüber an einen Haltegriff der Wand gebunden worden. Die Brückenbeleuchtung war vollständig erloschen, so daß nur der kreidige Sternenschein, der durch die Hauptsichtluke hereindrang, die Brücke aufhellte. Grellrote und knallgelbe Kontrollampen blinkten, spiegelten sich auf dem Rücken und den Armen des silbrigen Droiden, als wäre er mit seltsamen Edelsteinen besetzt.
»Das Signal, das wir von Pzob empfangen, ist zu schwach, um den Mondblumen-Nebel zu erreichen«, meldete Nichos, als Luke sich an einem restlichen Gurtstück des Sicherheitsgeschirrs näher zu ihm zog. »Kommt es dir bekannt vor?«
Luke sah sich die Darstellung auf dem letzten funktionierenden Bildschirm an. »Das ist kein imperiales Signal«, antwortete er, »das ich je gesehen hätte. Aber das heißt nicht, daß der Urheber kein Verbündeter dieses oder jenes Kriegsherrn sein kann.« Nichos ohne Atemmaske oder T-Anzug in einem Raumschiff zu sehen, das sich zusehends in einen eisigen, luftleeren Sarg verwandelte, war ein sonderbarer, irgendwie beunruhigender Anblick.
»Stammt es vielleicht von gamorreanischen Kolonisten?« meinte Cray. »Oder unter Umständen von Schmugglern?«
»Die Gamorreaner haben untereinander nie lange genug mit ihren Zwistigkeiten aufgehört, um auf irgendeinem der von ihnen kolonisierten Planeten eine technisch ausgerüstete Basis einrichten zu können«, erwiderte Luke, der Crays Mutmaßungen anzweifelte. »Es könnten Schmuggler sein, ja, und es ist denkbar, daß sie mit Harrsk, Teradoc oder einem anderen Möchtegern-Imperator verbündet sind, oder daß sie für einen der großen Schmugglerringe arbeiten. Aber im Moment…« Er schaltete den Monitor auf den Navicomputer um. Es erstaunte ihn, daß Cray die Anlage überhaupt wieder zum Funktionieren gebracht hatte. »Uns bleibt gar keine andere Wahl, als hinzufliegen.«
Die klobig gebauten, schweinsartigen, primitiven, kriegerischen Gamorreaner lebten und gediehen, wo es genügend fruchtbare Erde für Landwirtschaft, reichlich jagbares Wild und hinlänglich Steine gab, um sich damit gegenseitig zu bewerfen; allerdings bevorzugten sie Waldlandschaft, wo sie welche vorfanden, am liebsten Wälder mit Pilzwuchs. Das Waldland rings um die vier oder fünf Morgen große Brandnarbe, wo Luke den Habicht landete, hatte geradezu monumentalen Charakter; es bestand aus dicht an dicht gewachsenen, alten, riesig hohen Bäumen. Man bemerkte erhebliche Ähnlichkeit mit den Regenwäldern Ithors. Das dumpfe Schweigen in den Schatten unter dem ledrigen Laub flößte Luke tiefes Unbehagen ein.
»Die Basis müßte in dieser Richtung liegen«, sagte er, indem er nach dem Aussteigen recht schnell auf den Stufen des Panzerkreuzer-Notausstiegs Platz nahm. Die Ausstiegsrampe ließ sich nicht mehr betätigen. Er deutete auf die eben aufgegangene, organgerote Sonne. Trotz aller Kräfte, die er dank der Macht zur Besserung seines Zustands aufbieten konnte, fühlte er sich nach wie vor schwächlich und benommen; und obschon seine Lungen zügig heilten, quälte ihn noch Kurzatmigkeit. »Allzu weit ist es nicht. Die Energiemessungen haben zu geringe Werte für Elektrozäune oder schwere Waffen.«
»Aber wenn sich hier in der Gegend Gamorreaner herumtreiben, braucht man da nicht wenigstens Elektrozäune?« So wie Luke hatte auch Cray inzwischen den T-Anzug abgestreift. Beim Sprechen wand sie sich mit geschickten Fingern neue Haarflechten. Ohne Spiegel eine beachtliche Leistung, dachte Luke leicht amüsiert. Aber wenn irgend jemand zu so etwas fähig war, dann auf alle Fälle Cray.
»Es kann sein, daß die Gamorreaner den hiesigen Kontinent nicht besiedelt haben«, antwortete Luke. Wind kräuselte das hohe, dunkel-blaugrüne Gras. Alle Vegetation auf dieser durch bernsteingelbes Licht erhellten Welt war von dunklem Blaugrün. Die leicht goldgelbe Helligkeit wirkte alles andere als ungemütlich, verlieh im Gegenteil allem eine Atmosphäre zutiefst friedlicher Abendstimmung.
Hinter einem umgestürzten Baumstamm aufgeschreckt, suchte eine Schar kleiner Zweibeiner – rot und gelb gefärbt, nicht größer als bis zu Lukes Kniehöhe – das Weite, flüchtete mit Gepfeife und Geziepe unters Laubdach des Urwalds.
»Übrigens ist es nicht ausgeschlossen, daß wir eine Kolonie eines völlig anderen Sternenvolks entdecken. Die
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