Callista 02 - Der Todesstern
sie von widersprüchlichen Gefühlen beherrscht wurde: dem Wunsch, ihren Bruder glücklich zu sehen, dem Wunsch, daß Callista ihm eine gleichrangige Partnerin wurde, und ihrer Pflicht, Luke dazu zu bewegen, noch mehr neue Jedi-Ritter auszubilden, um die Neue Republik zu stärken und zu beschützen.
Aber Leia liebte ihren Bruder, und ihre Entscheidung stand außer Frage. »Nimm dir alle Zeit, die du brauchst. Ich wünsche euch Erfolg.« Sie blickte auf. »Oder sollte ich sagen, möge die Macht mit euch sein?«
Später betraten Luke und Callista Hand in Hand die obere westliche Landeplattform des ehemaligen imperialen Palastes. So hoch über dem Erdboden war die Luft dünn, und die fauchenden Böen waren kalt und schneidend.
Er drückte Callistas Hand, und sie erwiderte seinen Druck mit doppelter Kraft. Obwohl Luke ihre Gedanken mit seinen Jedi-Sinnen nicht lesen konnte, bemerkte er ihren Eifer, in den sich Furcht mischte. Callista teilte die großen Hoffnungen, die er in ihre Reise setzte, aber sie fürchtete, daß sie scheitern würden.
Leia folgte ihnen mit raschelndem Staatsgewand; sie führte die Zwillinge Jaina und Jacen an den Händen, damit sie Luke verabschiedeten, während Han den kleinen Anakin auf dem Arm trug. Der dunkelhaarige Junge sah sich mit großen, eisblauen Augen um.
Schließlich folgten 3-PO und R2 im gemächlichen Tempo, obwohl der haarige Wookiee sie zu größerer Eile antrieb. »Geduld, Chewbacca«, sagte 3-PO. »Ich kann nicht schneller. Hättest du – wie ich dich bat – letzte Woche meine Servomotoren ausgewechselt, könnte ich mich jetzt schneller bewegen.« Der Wookiee stöhnte etwas Unübersetzbares.
Callista und Luke blieben an der Einstiegsrampe einer ungekennzeichneten Raumjacht stehen. Luke betrachtete ihr Profil – ihr längliches Gesicht mit den vollen Lippen, ihr hellblondes Haar, das auf Palpatines Auge nach Sturmtruppenart kurzgeschnitten gewesen war und erst wieder langsam nachwuchs. Han hatte sie einmal »die Blondine mit den Beinen« genannt, und Luke konnte gegen diese Beschreibung nichts einwenden.
Callista erschien ihm wunderschön – aber das war nicht alles. Viele Frauen waren schön. Mit der Macht hatte er Callistas Inneres gesehen. Er kannte sie auf eine Weise, wie man sonst keine Frau zu kennen vermochte. Sie hatten sich ineinander verliebt, bevor sie sich gesehen hatten, damals, als Callista nicht mehr als ein wandernder Geist gewesen war. Jetzt bewohnte sie einen anderen Körper – einen wunderschönen Körper, aber Luke hätte sie unter allen Umständen geliebt. Sie hatten sich in Lukes Träumen schätzen gelernt, noch ehe Callista sich im Körper einer seiner früheren Schülerinnen manifestiert hatte.
Jetzt, als sie vor der Raumjacht standen, beobachtete Luke, wie Callista sehnsüchtig Han und Leias Kinder ansah. Ihre Lippen bebten nicht, und ihre Augen blieben groß und klar, aber er wußte genau, was sie dachte.
Die Kinder. Luke und Callista hatten davon gesprochen, Kinder zu haben, wenn sie einmal heirateten. Callista war überzeugt, daß Luke, der führende Jedi-Meister seiner Zeit, sehr mächtige Kinder haben würde und verpflichtet war, die starken Jedi-Gene weiterzugeben – sofern man eine Romanze auf diese kalte und… imperiale Weise betrachten durfte.
Sie fürchtete sich davor, Kinder zu bekommen, solange sie keinen Zugang zu ihren Fähigkeiten hatte, denn es bestand die Möglichkeit, daß ihre Nachkommen mit derselben Machtblindheit geschlagen waren wie sie. Aber Luke kümmerte es nicht; er wollte Callista, auch wenn sie nicht zuhörte, wenn er sie zu beruhigen versuchte. Ihre einzige Chance war, die unsichtbaren Ketten zu sprengen, die sie fesselten, die Mauern zu durchbrechen.
Leia trat zu Luke und umarmte ihn. Hoch über den Dächern frischte der Wind auf, und Böen stachen in seine blauen Augen und zerzausten sein Haar. Er bückte sich und schloß die Kinder zärtlich in die Arme. »Kann ich jetzt Callista umarmen?« fragte Han, und als Leia lachte, kam er näher und drückte sie kurz an sich. Chewbacca heulte etwas, und Han zog ihn zur Seite. »Nein, Chewie – du kannst 3-PO umarmen, wenn du willst.«
»Ich bitte Sie!« rief 3-PO entrüstet.
Luke stellte einen Fuß auf die Einstiegsrampe; Callista blieb dicht bei ihm. R2 pfiff bekümmert und ließ seinen optischen Rezeptor rot und blau blinken. »Sei nicht traurig, R2«, sagte Luke. »Genieße deine Zeit mit 3-PO. Wir müssen für eine Weile allein sein.«
Als R2 leise zirpte,
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