Callista 03 - Planet des Zwielichts
schwer zu erkennen, wie es aussah. Aber als Leia nach oben blickte, entdeckte sie, daß es noch andere Lebewesen gab, solche, die wie langbeinige Spinnen aussahen und an der Decke und den Wänden klebten, solche die an Schnecken erinnerten und über die Wände krochen und die riesigen Drochs fraßen, deren Rascheln man in den Schatten hören konnte. Jetzt beugte sich das aufrecht sitzende Ding auf der Treppe zur Seite, drehte sich halb herum und streckte ein langes, stacheliges Glied wie einen Arm aus und schnappte sich damit einen besonders fetten Droch aus der Luft, fing ihn mit einer Art Greifzange auf, die dann die Form veränderte und sich in einen Mund verwandelte. Einen Augenblick lang hörte Leia, wie das Ding schnurrte, ein Laut, der tiefes Wohlbehagen ausdrückte, dann zuckte es wieder zurück, und seine Stielaugen drehten sich erneut zu ihr herum. Von Übelkeit ebenso erfüllt wie von dem Gefühl, daß dies hier etwas Böses war, gegen das man nicht kämpfen konnte, streckte Leia das Lichtschwert aus, so daß dessen leuchtende Spitze sich dem krebsähnlichen Ding näherte.
Sie nahm aus dem Augenwinkel eine flatternde Bewegung wahr und fuhr herum, als etwas von der Decke fiel und mit einem feuchten Klatschen auf ihrer Schulter landete. Schmerz durchzuckte sie wie ein Drochbiß, nur viel schlimmer. Dem weichen Ding, das sich auf sie hatte fallen lassen, wuchsen zupackende Beine, Haken, die sich in ihr Fleisch bohrten, während sie einen Schrei ausstieß und versuchte, die Kreatur loszuwerden.
Schwäche. Schmerz in der Brust. Kalter, träumerischer Schlaf.
Etwas anderes klammerte sich an ihrem Bein fest. Das Krebsding auf der Treppe schnurrte lauter, ein Laut verträumten Wohlbehagens. Ihr war, als würde sie in einem Liftschacht, der zum Mittelpunkt der Welt führte, in die Tiefe sinken.
Sie ließ das Lichtschwert in ihrer Hand kreisen, zugleich vor Angst vor der glühenden Klinge zitternd, da sie wußte, daß sie sich damit ohne Mühe den eigenen Arm abtrennen konnte. Sie berührte den Parasiten auf ihrer Schulter. Ein widerwärtiges Prasseln ertönte, und der Schmerz, den der Parasit empfand, durchzuckte sie wie ein Messer, dann spürte sie in ihrer träumerischen, halb betäubten Schwäche, wie das Lebewesen starb. Es war, als würde ein Stück von ihrem eigenen Fleisch absterben. Sie drehte die Klinge herum, röstete das Ding an ihrem Bein, empfand erneut jenen Schmerz, das Gefühl eines schwarzen langsamen Todes, und machte einen weiteren Schritt nach unten.
Das krebsähnliche Ding trippelte vor ihr her, verschwand in der Dunkelheit, so daß nur noch das orangerote Funkeln seiner Augen zu sehen waren. Jenseits der Treppenkrümmung konnte sie sehen, wie die Mauern sich bewegten, Formen, die ineinander übergingen, einander auffraßen, aber sich zugleich ihr und dem Licht zuwandten, das von ihrem Schwert ausging. Leia fuhr zurück, verfing sich in ihrer Schwäche mit dem Absatz in der Stufe und wäre beinahe gestürzt. Wieder klatschte eines von den Biestern von der Decke auf ihren Hals, diesmal kleiner, so daß sowohl die Kraftlosigkeit seines Sterbens und sein Todesschmerz geringer waren, aber Leia wußte jetzt, daß die Kreaturen noch nicht von ihr abließen und sie weiter verfolgen würden.
Zwei weitere Bisse. Sie hatte das Gefühl, sie müsse im nächsten Moment aus Luftmangel ohnmächtig werden. Das wohlige Schnurren des Krebsdings erweckte in ihr die Sehnsucht, es zu finden, es in Fetzen zu reißen, wo auch immer es sein mochte. Ihre Hand tastete über das Heft des Lichtschwerts, und ein völlig anders gearteter Schmerz zuckte durch ihren Arm, als die Schneide ihr Fleisch berührte und einen weiteren Parasiten tötete. Wenn sie stürzte, dachte sie, wenn sie die Besinnung verlor, würde sie sterben.
An die Wand gepreßt, schluchzend, nach Atem ringend und gegen den kühlen verlockenden Schlaf ankämpfend, stolperte sie wieder nach oben, fünfzehn Stufen, zwanzig. Das Krebsding folgte ihr in der Finsternis, als genieße es ihre Erschöpfung und ihren Schmerz. Sie werden mich finden, dachte sie. Ich schaffe es nicht bis zu meinem Zimmer, und dann werden sie mich finden.
Seti Ashgad war weg. Seti Ashgad, der gewarnt hatte: Skywalker wird es wissen, wenn sie stirbt. Sie hatte es versucht, immer wieder hatte sie versucht, nach Luke zu rufen, ihm mit ihrem Bewußtsein Signale zu senden, aber sie wußte nicht sicher, ob er sie gehört hatte. Die summende, singende Kraft der Macht auf dieser Welt
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