Callista 03 - Planet des Zwielichts
Rücken prasselte. Sie hatte das Gefühl, ewig an dem Seil in die Tiefe zu klettern, umgeben von heulender Dunkelheit und einem Bornbardement von Felsbrocken, die gegen die Mauern und Balken trommelten und rings um sie in die Tiefe polterten. Wie Bé und Callista es fertigbrachten, die kleine Gruppe zu den Cu-Pas und Gleitern zu führen, die am Canyonrand bereitstanden, wußte sie nicht. Im Gegensatz zu gewöhnlichen Winden wurden diese schrecklichen Aufwallungen der Macht von den Felsen nicht abgehalten oder umgelenkt. Sie zerrten wütend an den Theranern, als diese sich an den Canyonwänden nach oben arbeiteten, nur mit dem einen Ziel, das Zentrum des Sturms hinter sich zu lassen. Leia klammerte sich an den Hals ihres geliehenen Cu-Pas und konnte nur gelegentlich einen Blick auf Callista erhaschen, die neben ihr ritt und ihr Tier am Zügel neben sich herzog.
Und die ganze Zeit konnte sie Lukes Stimme hören, konnte sie sein Bewußtsein im Sturm fühlen.
»Leia!« Der Schrei hallte durch den Treppenschacht, die von Agonie und Verzweiflung gepeinigte Stimme eines Mannes.
Luke stolperte und ließ die Macht rings um sich verklingen. Sie ist hier. Oder jemand dort oben weiß, wo sie ist. An die Wand gepreßt, die Knie vor Schwäche weich, aktivierte er sein Lichtschwert und mobilisierte die letzten Reserven, um weiter nach oben zu klettern.
Der jenseits der Sinne wahrnehmbare Gestank der Drochs war überwältigend. Er schlug über Luke zusammen, als er sich der Tür näherte und sah, was ihn in dem Raum dahinter erwartete.
Der Raum befand sich zu tief im Innern des Plateaus, um schon zu den Grundfesten des Hauses zu gehören. Wahrscheinlich handelte es sich um eine schon lange aufgegebene Wachkammer, die jetzt von Drochs wimmelte. Sie waren überall – an den Wänden, der Decke und auf dem Boden, eine endlose Scheußlichkeit, Droch um Droch, bis alles schwarz von ihnen war. Luke sah den krebsförmigen Droch, der den anderen anscheinend Befehle erteilen konnte, an der Wand entlanghuschen. Er erinnerte auf gespenstische Weise an einen General, der die Parade seiner Truppen abnahm. Aber diese kurze Reminiszenz verflog sofort wieder.
Mitten im Raum lag ein Mann. Er hatte seine Versuche aufgegeben, wieder auf die Beine zu kommen, obwohl Luke sah, wie er noch schwächlich an den braunen Krabbeldingern zupfte, die sein Gesicht bedeckten. Der stieläugige Captain-Droch zupfte kleinere Drochs vom Körper des Sterbenden, saugte sie aus und stieß sie von sich, zu Boden, wo seine kleineren Artgenossen sie aufhoben und sich von den Resten nährten. Luke hob, bereit, erneut die Macht aufzurufen, die Hand, als er sah, wie sich an der gegenüberliegenden Wand etwas bewegte. In der Wand gab es eine Tür, die zu einer weiteren Treppe nach oben führte. Und dann vernahm er eine leise flüsternde Stimme.
»Sieh mal an, was haben wir denn da? Sch, sch.«
Die Drochs ließen von ihrem Opfer ab und zerstreuten sich. Luke brachte den Leuchtstab an seiner Brust mit einem leichten Klaps zum Verlöschen und trat einen Schritt zurück, um nicht vom schwachen Lichtschein der orangefarbenen Lampe an der Decke des Raums erfaßt zu werden. Auch die Drochs zogen sich zurück, verharrten aber in einem Kreis rings um den Mann, der jetzt ganz allein im Zentrum des Raums lag, klein und schlank und grau und irgendwie vertraut. Seine Kleidung war an tausend Stellen aufgerissen, und darunter konnte man die roten Bißspuren auf der Haut erkennen. Seine Brust hob und senkte sich gequält, als er versuchte, Luft in seine Lungen zu pumpen. Den Mann, der jetzt aus der Tür auf ihn zuging, erkannte Luke als Dzym, Seti Ashgads Sekretär, von dem es hieß, daß er ein Bewohner dieses Planeten sei…
Doch mit seinem weit geöffneten Bewußtsein, das auf die Reaktionen dieses Orts eingestimmt war, spürte Luke den Pesthauch, der von ihm ausging, die übelriechende Aura fauliger Kraft, eine Aura, die so dicht und überwältigend war, daß ihm davon beinahe übel wurde.
Wieder flüsterte Dzym »Sch, sch«, und der Kreis aus Drochs wurde ein wenig weiter. Der große stieläugige Droch bewegte sich auf die Tür zu, unter der Luke stand, und Dzym ging auf ihn zu, holte ihn mit zwei Schritten ein und ergriff ihn mit den behandschuhten Händen. Das Ding fuchtelte mit seinen Scheren herum, und Dzym lachte, ein schreckliches Geräusch, wie die blecherne Computeraufzeichnung von Gelächter oder wie ein Vogel, der darauf dressiert war, Gelächter zu imitieren. Dzym
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