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Callista 03 - Planet des Zwielichts

Callista 03 - Planet des Zwielichts

Titel: Callista 03 - Planet des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Hambly
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die Erschütterung, das Aufwallen von Angst und Schrecken; wieder vernahm sie das Stimmengewirr in ihrem Bewußtsein, und hundert Meter von ihr entfernt schoß plötzlich wie funkelnder Rauch im Sternenlicht ein Staubwirbel aus der Mündung eines Canyons. Kein Lufthauch regte sich, und doch sah sie, wie Steinbrocken, Kristallsplitter, Granit und Basalt wie Fische in einem Mahlstrom hochsprangen, hörte das Hämmern und Krachen, als sie gegen die Canyonwände prasselten. Panik stieg in ihr auf und raubte ihr den Atem. Callista sprang auf die Brüstung und stand auf der Mauerkrone, ohne sich an den Balken und Drähten festzuhalten, starrte über die salzweiße Wüste zu dem Staubwirbel und dem Poltern von Felsen und Kristallen. Unter ihnen, in der Kanonenstation, polterten wieder Gegenstände zu Boden oder schlugen wie wild gegen die Mauern.
    Dann war der ganze Spuk plötzlich vorbei, und die Stimmen in ihrem Bewußtsein verstummten. Leia fragte sich, wie sie darauf kam, daß die Stimmen ihren Namen gerufen hatten.
    Callista stieg von der Brüstung, und ihre grauschwarzen Schleier hingen wieder schlaff an ihrem Körper, während sie vorher, als sie gelauscht hatte, wie vom Wind zerzaust um sie herumgeflattert waren. »Das hier war größer als Beldorion, der nach dir sucht.« Ihre Augen blickten ernst und besorgt. »Hier ist etwas anderes im Gang. Versteh mich richtig, das ist nur meine Meinung, aber ich glaube, daß die Drochs, wenn man sie ißt, in das Gehirn eindringen und ein Teil davon werden. Und die größeren üben ihren Einfluß auch aus, nachdem man sie verzehrt hat. Ich weiß, daß die großen Drochs – die wirklich großen meine ich, die so groß wie ein Pittin werden – die kleinen kontrollieren können. Dzym…«
    »Callista!« schrie Bé warnend. Im gleichen Augenblick kam unter der Brüstung ein Wind auf, strömte aus allen Canyons rund um die Station. Grober Sand peitschte Leias Gesicht; Geröllbrocken und Kristallsplitter rissen ihr Wangen und Stirn auf. Über ihnen fingen ringsum die Balken und Hölzer der Brustwehr zu zittern an, und die Drähte und Schrauben ächzten und stöhnten wie lebende Wesen. Das Gesicht blutig von dem herumwirbelnden Schutt, die Arme mit Drochs bedeckt, die sich in sein Fleisch gruben, kam der Lauscher aus der Tür des Turms und rannte auf Callista zu, während die Granatwerfer und die Stapel von Speeren und Karabinern umgerissen und verstreut wurden, als hätte der unsichtbare Fuß eines Riesen sie weggetreten. Einer der Flammenwerfer begann Feuer zu speien. Bé fing ihn auf und warf ihn über die Brüstung. Leia sah ihn in einem flammenden Bogen in die Tiefe stürzen, ehe er etwa auf halbem Weg nach unten explodierte. Während andere Theraner die Kabel auffingen, die sich von den Balken lösten und wild ausschlugen, riß Callista in fieberhafter Eile Munition und Ladungskerne aus allen Waffen, die sie in die Hände bekommen konnte, und warf sie hinter dem Flammenwerfer her. Eine Ladung explodierte nur Sekunden, nachdem sie über die Brustwehr verschwunden war, und im Widerschein der Explosion sah Leia das Gesicht der Frau – ruhig, auf unheimliche Weise friedlich und vom Wirbelwind ihres langen Haares umtost.
    Leia beugte sich vor und hob einen Blasterkarabiner auf, dessen Kammer rot glühte, und warf ihn über die Brüstung. Der Staub und die Kristallsplitter wirbelten jetzt so dicht, daß man kaum die Hand vor Augen sehen konnte, und die Gewalt des Sturms riß und zerrte an den Balken. Eine Rolle löste sich aus ihrer Verankerung, und ein Kabelende peitschte über Leias Rücken. Sie spürte, wie Blut ihre Kleidung durchtränkte, als Callista sie zu dem Kabel zerrte, an dem die Theraner den Turm erklettert hatten.
    An einem Kabel in die Tiefe zu klettern, nachdem sie erst vor wenigen Stunden mühsam nach oben gelangt war, war das allerletzte, was Leia jetzt wollte. Aber sie spürte, wie die Gewalt des schrecklichen Geschehens um sie noch wuchs. In den Stimmen, die in ihrem Bewußtsein schrien, glaubte sie auch die ihres Bruders zu hören, und sie fühlte Lukes Verzweiflung. Und in diesem Augenblick wußte sie im Kern ihres Wesens, daß es den sicheren Tod bedeutete, noch länger an diesem Ort zu bleiben, an dem diese unheimlichen Kräfte entfesselt waren.
    Sie schwang sich über die Brustwehr und klammerte sich mit beiden Händen an das Kabel, spürte, wie der eisige Wind ihr langes Haar zerzauste und der Sand scharf durch den langen Riß in ihrem Hemd auf ihren

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