Callista 03 - Planet des Zwielichts
Man sollte ihre Intelligenz nicht in Zweifel ziehen, das wußte sie, bloß weil ihre Verdauungsenzyme dazu geschaffen waren, von Baumwurzeln bis zu Erdölnebenprodukten alles zu verarbeiten.
Auch Käfer gab es. Sie sah sie, winzig und purpurbraun, sie huschten im Schatten an den Wandansätzen entlang und unter die kleine primitive Kommode, das einzige andere Möbelstück im Raum. Das meiste wurde in Wandnischen verwahrt, wie es auf einer Welt ganz natürlich war, deren Bewohner es vor Jahrhunderten widerwillig und nur mit intensivstem Ackerbau geschafft hatten, holzhaltige Pflanzen hervorzubringen, die groß genug waren, um daraus Möbel anfertigen zu können. Die Nischentüren und die altmodische manuelle Außentür des Raums bestanden aus gepreßten Kunststoffasern. In den meisten Nischen waren Käfer zu sehen, die selbst vor dem gedämpften Licht im Zimmer flohen.
Leia zitterte vor Ekel, als sie die Türen wieder schloß.
Am Ende riß sie Streifen aus dem schweren Zwischenfutter zwischen dem Samt ihres Gewandes und dem seidenen Futter und band damit das Lichtschwert unter ihrem langen, wallenden Gewand auf dem Rücken fest. Liegeus Vorn hatte eine weitgeschnittene Tunika, Hosen und Weste getragen, wie es wahrscheinlich in einem Wirtschaftssystem Standard war, das nur mangelhaft mit Rohmaterial ausgestattet war und auch nicht über genügend Muße verfügte, um sich irgendwelchen modischen Frivolitäten hinzugeben. Falls man ihr irgendwelche Kleidungsstücke gab, würden diese vermutlich zu groß sein. Das war auch bei der gebrauchten Kleidung, die sie während der Jahre der Flucht von Rebellen-Piloten bekommen hatte, stets so gewesen.
Die Bewegung auf der Suche nach Hilfsmitteln für die Flucht hatte ihr gut getan und etwas Klarheit in ihre Gedanken gebracht. Luke, dachte sie. Luke, wie er in den B-Flügler stieg, wie er die Cockpitklappe schloß, Lukes Geist, der ihr für die letzte Abschiedsgeste dankte.
Sie hatte nicht die leiseste Ahnung, wo Ashgads Haus sich in Bezug auf die Stadt Hweg Shul befand, nach dem Register die einzige größere Ansiedlung auf dem Planeten. Selbst wenn man von ziemlich primitiven Transportmitteln ausging, konnte sie Tausende von Kilometern davon entfernt sein. Wenn Ashgad schon über Schiffe in der Kategorie eines Planetenhüpfers verfügte – ganz zu schweigen von Synthdroiden –, dann besaß er wahrscheinlich auch Landgleiter.
Leia kratzte sich an einer Stelle am Handgelenk, wo ein kleiner roter Insektenbiß ihr zeigte, daß diese kleinen Biester, was auch immer sie sonst noch sein mochten, jedenfalls lästig waren. Die Versuchung, zu dem Diwan auf die von der Sonne beleuchtete Terrasse zurückzukehren und dort über jenes endlose Nichts aus glitzerndem Kies hinauszublicken und seine Farben zu bewundern, war immer noch verlockend: weißliches Grau, Rosa, düsteres Blau und Grün wie unpolierter Turmalin, ein endloses Bett, in dem die Sonnenstrahlen wie in einem bleiernen Kaleidoskop blinzelten.
Ich darf das nicht, dachte sie, schüttelte ihr Gewand aus und schlüpfte wieder hinein. Sobald die Wirkung der Droge weiter nachgelassen hat, muß ich einen Ruf an Luke absetzen.
Falls Luke sich nicht auf dem Schiff die Seuche zugezogen hatte. Falls sein B-Flügler nicht auf dem Planeten abgestürzt war und er sterbend – oder bereits tot – an Bord lag.
Sie drückte die Stirn gegen die Korridortür, die keinen Handgriff hatte. Ich habe es geschafft, aus der Hinrichtungszelle des Todessterns zu entkommen, dachte sie finster. Ich schaffe es auch, hier rauszukommen.
»Sie sollen sie zufriedenlassen!« Ashgads Stimme, gedämpft und aus einiger Ferne, drang durch die Tür zu ihr. Dzyms Antwort, so leise er auch sprach, klang beunruhigend nahe. Der Sekretär mußte weniger als einen Meter von der Tür entfernt sein. »Was können Sie damit meinen, My Lord?«
»Ich meine, daß Liegeus mir gesagt hat, daß Sie sie besucht haben.« Ashgads Stimme wurde lauter, obwohl er seinen Ton dämpfte. Das Klappern seiner Stiefel führte ihn zu dem Punkt, an dem Dzym jetzt stehen mußte. Leia konnte fast sehen, wie er über dem Kleinen aufragte. »Lassen Sie sie in Ruhe!«
»Sie ist eine Jedi, Lord«, murmelte Dzym, und die verträumte Habgier, die unterschwellig aus seiner Stimme sprach, ließ Panik in Leia aufsteigen. »Ich wollte nur dafür sorgen, daß sie unter Kontrolle ist.«
»Ich weiß, was Sie wollten«, erwiderte Ashgad. »Die Süßblüte wird dafür sorgen, daß sie ohne Ihre Hilfe
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