Callista 03 - Planet des Zwielichts
verschlossen oder nicht, das macht eigentlich keinen Unterschied, dachte sie weiter. Das Haus selbst stand allem Anschein nach mitten in einer völlig verlassenen Wüste aus spitzkantigen Bergen und schimmernden, mit Juwelen übersäten Ebenen.
Irgendwo aus der Tiefe drangen Stimmen zu ihr. Sie erkannte die Seti Ashgads: »Wir müssen uns einfach über Larm hinwegsetzen und mit Dymurra sprechen. Larm ist ohnehin ein Schwachkopf. Er hat immer noch keinen Begriff davon, was wir brauchen, um die Reliant fertigzustellen. Ist über Subraum etwas reingekommen?«
Die schöne Baritonstimme war in der dünnen, trockenen Luft deutlich zu vernehmen. Larm, dachte Leia. Mufti Getelles hatte einen Admiral, der Larm hieß. Sie hatte ihn bei dem Diplomatenempfang auf Coruscant kennengelernt, jenem Empfang, bei dem Getelles’ Beförderung gefeiert worden war, einer der letzten Empfänge, an denen sie im Palast teilgenommen hatte. Larm gehörte jenem Schlag speichelleckender, streng nach Vorschrift parierender Soldaten an, bei denen nie ein Uniformknopf offenstand oder ein Härchen an der falschen Stelle war; Soldaten, die Getelles und jedem anderen Mufti und Gouverneur in den Hintern krochen, ohne dabei je die Maske des harten Kriegers abzulegen. Er hatte seinen Weg wie ein Abklatsch von Getelles gemacht, eine Art finster dreinblickende, hocheffiziente Kulisse für die vordergründig offene und faire Art des neuen Mufti, und war über die Köpfe einiger höher qualifizierter Kandidaten hinweg befördert worden, als Getelles zum Mufti von Antemeridian gemacht worden war.
Der Name Dymurra klang zwar vertraut, aber Leia hatte keine Ahnung, wer sich dahinter verbarg.
Die gemurmelte Antwort konnte sie nicht verstehen, aber die schnarrende Stimme durchfuhr sie wie ein eisiger Pfeil. Dzym. Sie blickte wieder auf ihre Hand. Ihr Hals schmerzte immer noch ein wenig über den Hauptarterien, aber ihre Kraft reichte nicht aus, um mit der Hand an die Stelle zu greifen. Die Kälte des Todes verweilte in ihrem Bewußtsein, und da war noch etwas, der Nachgeschmack eines Alptraums.
Und deshalb fühlte sie sich so schwach.
Nein, dachte sie. Ich fahle mich schwach, weil Süßblüte im Wasser war.
»Wahrscheinlich haben Sie recht.« Ashgads Stimme war leiser geworden, drang aber immer noch zu ihr durch. »Drei Synthdroiden? Wenn ich daran denke, wieviel schon eines von diesen Dingern kostet…«
Dzyms Stimme war ein wenig lauter geworden. Leia kannte Ashgads Angewohnheit, beim Reden auf und ab zu gehen, und deshalb nahm sie an, daß er ein Stück weiter von seinem Sekretär entfernt war als noch vor ein paar Augenblicken. »Das war nicht zu vermeiden, My Lord. Die Synthdroiden waren unsere einzige Chance, die Todessaat unbemerkt an Bord der Schiffe zu bringen.«
Die Todessaat! Leia stockte der Atem, als hätte jemand ihr einen Schlag versetzt.
Vor siebenhundert Jahren hatte diese Seuche Millionen hingerafft. Ganze Sektoren waren verarmt, weil ausnahmslos alle, die etwas von Maschinen und vom Raumflug verstanden, umgekommen waren…
Dzyms gleichgültiger Tonfall ließ Leia fast instinktiv handeln. Sie erhob sich von dem Diwan, zog die Falten ihres Gewandes enger um sich – die Sonne strahlte keine Wärme aus – und trat mit unsicheren Schritten an den Rand der Terrasse. Vielleicht fünfundzwanzig Meter unter ihr, unmittelbar über der Stelle, wo die Mauern des großen weitläufigen Hauses in den schroffen Basalt des Felsvorsprungs übergingen, gab es eine weitere Terrasse, die am Gebäude entlang verlief und einen Teil der Klippe abdeckte. An zwei Seiten wucherten, strahlend und fremdartig grün vor dem grauen Permabeton, dichte Hecken von Brachniel und Ahorn aus Pflanzkübeln mit importierter Erde, um die Terrasse vor dem Wind zu schützen. An einem Ende der Terrasse gab es eine Art Pavillon, dessen Inneres im schwarzen Schatten lag. Ein kompliziertes System aus Sprühdüsen und Rohren milderte die Trockenheit der Luft ein wenig. Aus der Art und Weise, wie Ashgad sich umdrehte, schloß Leia, daß Dzym im Schatten des Pavillons saß.
Auf der Terrasse befand sich noch ein drittes Lebewesen, es lag ausgestreckt auf einer schwarz und orange gemusterten Schwebeplattform unter einem regelrechten Regenguß aus Sprinklern, und Leia zuckte angewidert zurück, als sie es sah und seinen klebrigen, an die Töne einer Tuba erinnernden Baß hörte.
»Dzym hat recht.« Das Wesen wälzte sich zur Seite, und ein Beben lief durch seinen langgestreckten
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