Callista 03 - Planet des Zwielichts
unsichtbaren Lichtquelle getaucht. Der Maßstab war perfekt – lebensgroß, so daß wirklich der Eindruck entstand, als befände sie sich im Raum, die Hände über den Knien gefaltet, die schweren Falten ihres Staatsgewands sorgfältig drapiert. Die Noghri-Leibwächter, beinahe ein Dutzend an der Zahl, kauerten wie Schatten hinter ihr. Sie hatte das Kinn hoch erhoben und sprach mit einer kalten Präzision, wie Luke sie an ihr nur kannte, wenn sie verärgert war.
»Ich muß Ihnen leider sagen, daß Hilfe irgendwelcher Art seitens der Republik nicht in Frage kommt, Master Ashgad«, sagte sie. »Die Republik kann es sich nicht leisten, vor den wachsamen Augen planetarischer Räte, die hinsichtlich ihres Beitritts noch schwanken, Minderheiten welcher Art auch immer – zu unterstützen. Ein zu großes Handelsvolumen hängt davon ab, daß wir den Status quo bewahren, und zu viele Leute betrachten die Bemühungen der Rationalisten auf Ihrem Planeten als störend, ungehörig und kriminell.«
Ein unruhiges Summen wurde laut. Neben Luke murmelte Gerney Caslo: »Kriminell! Ich werde dir zeigen, was kriminell ist, Süße!«
»Ist es etwa kriminell, sich auf ehrliche Art seinen Lebensunterhalt zu verdienen, indem man Wasser pumpt…«
»Was ist ungehörig daran, daß ich Medizin für meinen Sohn will?«
Leias Abbild fuhr fort: »Ich verstehe Ihre Probleme, Master Ashgad. Aber die Republik muß die Situation in großen Zusammenhängen sehen. Um es ganz offen zu sagen: Die Unzufriedenheit einer Handvoll Siedler auf einer Welt, die noch nicht einmal Mitglied der Republik ist, ist die zwei Milliarden Kredits nicht wert, die es kosten würde – ganz zu schweigen vom Gesichtsverlust für die Republik –, wenn wir uns in Ihren Streit einmischten!«
Das Stimmengewirr und die unwilligen Ausrufe waren so laut geworden, daß ihre letzten Worte untergingen. Jemand schrie: »Verdammte Hexe, was weiß die denn schon?« Luke war aufgesprungen, wutentbrannt, nicht über den Mann, der seine Schwester beleidigt hatte, sondern über den Mann auf dem Podium, der in fromm resignierender Haltung in der Dunkelheit neben dem schimmernden Holo gerade noch sichtbar war.
Luke schrie: »Lügner!« Aber seine Stimme ging in dem allgemeinen Lärm unter, und ehe er Atem holen konnte, um seiner Empörung Luft zu machen, wurde ihm bewußt, daß er mit jedem Protest gegen dieses offenkundig gefälschte Holo nur seine eigene Identität preisgeben und es sich damit unmöglich machen würde, weiter nach Callista zu suchen. Das Holo war ebenso eine Fälschung wie die billigen, auf holographischem Weg mit den Gesichtern von Familienangehörigen geschmückten Skulpturen in den Nischen. Zunächst einmal war Leia, schon bevor sie ihre Leibwächter abgeschafft hatte, niemals mit den Noghri in der Öffentlichkeit erschienen. Und als »Leia« sich dann von ihrem Stuhl erhob, war Luke vollkommen sicher: Der Stuhl glich denen im Konferenzraum der Borealis in keiner Weise, und auch sonst gab es auf dem Flaggschiff keine Stühle dieser Art. Das karmesinrote Staatsgewand hatte sie in den letzten paar Jahren bei vielleicht einem Dutzend Anlässen getragen, es war daher leicht zu kopieren. Luke hatte noch nie eine so geschickte Kopie gesehen, aber vermutlich hatte ein guter Fälscher kein Problem damit, sich ein Holo von Leias Gesicht zu beschaffen und die Lippenbewegungen so zu modifizieren, daß sie zu jedem mit einem Vokoder zusammengesetzten Text paßten.
Aber dann wurde ihm bewußt, daß er all das erst in den Jahren der Rebellion gelernt hatte, in denen er mit der hochentwickelten Technik und den wissenschaftlichen Wundern konfrontiert worden war, die auf Coruscant und dessen Nachbarwelten verbreitet waren. Als Teenager auf Tatooine – er war dort ebenso wie Onkel Owen und Onkel Owens Freunde herangewachsen – wäre er ebensowenig auf den Gedanken gekommen, daß die Wahrheit geschickt redigiert und verändert werden konnte, wie er die Fähigkeit des Fliegens besaß.
Diese Leute glaubten, was sie sahen.
Sie glaubten Seti Ashgad.
Und sie waren wütend.
Ashgad stand auf dem Podium und vermittelte den Eindruck, daß er sich darum bemühte, die Menge zu besänftigen, ohne jedoch die Empörung in irgendeiner Weise zu dämpfen. Luke schlüpfte an den Synthdroiden an der Tür vorbei und betrat den kleineren Raum dahinter, wobei seine Stiefel auf dem dicken Teppich kein Geräusch verursachten. Er war einfach zu wütend, um noch länger bleiben zu können. Daß die
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