Callista 03 - Planet des Zwielichts
Zeit und die Talente dieser guten Musiker um den Preis von je einem Drink kaufe. Einverstanden?« Er zog eine Handvoll Kredits aus der Tasche, die er an einem seidenen Gürtel trug, und klatschte sie auf die Bar.
»Vergeigter klassischer Mist«, brummte die Frau noch einmal und wandte sich wieder ihren Zapfhähnen zu, steckte die Kredits jedoch ein.
Der Chadra-Fan gab 3PO ein Zeichen und lehnte sich an die Bar. Er schloß die Augen, und die seidigen Fransen um seine Nase vibrierten. »Maestro, überwältigen Sie mich!«
Die majestätischen Klänge von Mondegrenes Fuge hatten zur Folge, daß sämtliche Gäste, deren Kopf noch klar genug war, um ihnen eine zielorientierte Fortbewegung zu ermöglichen, die Bar verließen, aber das machte 3PO nichts aus.
Selbst auf dem Konzertinium und den Violionzitterglocken – auch mit der zwar enthusiastischen aber nicht ganz akkuraten Unterstützung, die R2 am Schlagwerk lieferte – war die »Fuge in K« ein intellektuelles Meisterstück, vergleichbar etwa einer sorgfältig durchdachten philosophischen Argumentation. Die Umsetzung auf die ungewöhnlichen Instrumente steigerte auf seltsame Weise 3POs Verständnis und Wertschätzung für die komplexe Struktur des Stückes. Die Frau hinter der Bar, die sich jetzt um keine weiteren Gäste mehr kümmern mußte, lehnte sich an die Bar und sog einen Stecker Zwil nach dem anderen in sich hinein und lauschte der Tonfülle mit einer Skepsis, die, wie 3PO wahrzunehmen glaubte, langsam in etwas anderes überging. Respekt vielleicht. Anerkennung seiner Fähigkeiten. Vielleicht sogar ein erstes Aufscheinen von Begeisterung für klassische Musik.
Vielleicht aber auch nicht. Als das Stück zu Ende war, ging sie quer durch den Saal auf die Droiden zu, die Hände auf den breiten Ledergurt gestützt, die blauen Augen unter ihrem (für 3POs Vorstellungen übertriebenen) blau-goldenen Make-up scharf und berechnend auf ihn gerichtet. Die vielen Diamantringe in ihrer Schnauze glitzerten im schwachen Licht der Bar. Sie warf einen Blick auf den Korb, der auf R2s Kopfkuppel stand und sagte: »Zehn Kredits. So übel seid ihr Jungs gar nicht.«
»Oh, vielen Dank, Madam.« 3PO zog den Violionstecker aus der Brust, um zu vermeiden, daß die Zitterglocken seine Worte begleiteten.
»Kommt euer Boß später vorbei? Vielleicht können wir ins Geschäft kommen.«
»Oh, wir haben keinen Boß, Madam. Unser Master ist…«
3PO drehte sich zutiefst verblüfft herum, als der Chadra-Fan, der am Ende der »Fuge in K« zur Tür gegangen war und den Straßengeräuschen gelauscht hatte, die das gleichmäßige Plätschern des Regens übertönten, jetzt zurückkam.
»Igpek Droon. Er ist ein Kumpel von mir auf der Antemeridian-Route. Er wird richtig böse, wenn selbst seine Droiden ihn Boß nennen«, fiel der Chadra-Fan 3PO ins Wort und sah die Barfrau dabei mit seinen kleinen, wie schwarze Kohlen funkelnden scharfen Augen an. »Er hat einen Haufen Geld dafür ausgegeben, jeden Droiden auf seinem Schiff so zu programmieren, daß er ihn Freund oder Genosse nennt. Er ist von Agromilitanten aufgezogen worden – können Sie sich das vorstellen? Er sagt, ihm geht es einfach auf den Geist, Untergebene zu haben. Jedesmal, wenn er einen Gamorreaner oder einen Griddek in seine Mannschaft aufnimmt, streitet er sich mit ihnen darüber, wie sie ihn nennen sollen. Ich werde mich mit diesen Jungs…« Dabei hieb er 3PO mit der einen und R2 mit der anderen Hand in einer Art Vertraulichkeit auf die Schultern beziehungsweise die Kopfpartie, die der Protokolldroide als hochgradig abstoßend empfand. »… zu Pekkies Schiff begeben, nur um ganz sicher zu sein, daß sie gut ankommen und nicht von jemandem entführt werden.«
»Ich muß doch sehr bitten«, protestierte 3PO. »Aber soll ich…?«
»Sicher erinnerst du dich an den Weg«, fiel ihm der Chadra-Fan erneut ins Wort und herrschte ihn im nächsten Augenblick in der schrillen Zwitschersprache der Eingeborenen von Chad an: »Komm schon mit, du blöder Blechkasten! Hast du etwa Lust, die nächsten fünfunddreißig Jahre in diesem Fleischmarkt hier den Glitzeraffen zu spielen? Die versucht doch, dich zu stehlen!«
»Was?« quiekte 3PO in der Sprache, in der der Mann ihn angesprochen hatte. »Uns stehlen?«
Der Chadra-Fan verdrehte die Augen, wandte sich wieder der Barfrau zu und sagte lachend: »Verdammte Technikfreaks, diese C-3-Einheiten. Die streiten sich doch tatsächlich mit einem darüber, für welche Straßenseite sie
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