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Callista 03 - Planet des Zwielichts

Callista 03 - Planet des Zwielichts

Titel: Callista 03 - Planet des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Hambly
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durchkommen –, aber das hieße, die schwerfälligen Drovianer im Stich zu lassen. Und sobald sie die Molds einmal hinter sich gebracht und den Kanal überquert hatten – etwa zehn Meter weiter unten war eine baufällige Plankenbrücke zu sehen –, würden die heranrückenden Gopso’o zu schwerfällig und zu langsam sein, um sie durch die Flut von Molds zu verfolgen.
    Hans Blick wanderte zu den hohen Mauern, die sie umgaben. Da es auf Nim Drovis seit undenklichen Zeiten noch keinen einzigen Tag ohne wolkenbruchartige Regengüsse gegeben hatte, pflegte man in Bagsho sehr massiv zu bauen, und das bedeutete schwere Steinmauern, die von dicken Balken gestützt wurden, auf denen weitere Stockwerke ruhten. Selbst in diesen heruntergekommenen Slums, bei den tausend Stinkenden Gräben, herrschte diese Bauweise vor, und die Bewohner nutzten die abgerundeten Vorsprünge der Tragbalken, um daran Balkons, kleine aufgesetzte Gärten und Vogelfallen zu befestigen. Han riß das Notkabel von seinem Gürtel, zündete das kurze Feuerrohr und schoß den Haken nach oben, wo er sich in einem Balken, etwa fünf Meter von ihm entfernt und etwa ebenso hoch über dem von Molds überfluteten Pflaster verfing.
    »Schaffen Sie das?« rief er Hral Piksoar zu und deutete auf den niedrigen Balkon über dem Kanalufer hinter den näher kommenden Molds und dicht bei der Plankenbrücke.
    Der Sergeant warf einen äußerst mißtrauischen Blick auf das dünne Kabel – Drovianer waren im Durchschnitt etwa doppelt so schwer wie Menschen mäßiger Größe –, aber Han beruhigte ihn. »Das hält tausend Kilo sicher aus.«
    »Und meine Kameraden?« wollte Hral Piksoar wissen und deutete mit einer Kopfbewegung auf die beiden verletzten Soldaten.
    »Sie machen wohl Witze, Sarge?« meinte der größere der beiden und setzte sich mit einiger Mühe auf. »Einen brauchbaren Tentakel habe ich noch.«
    Ihr Gewicht machte die Drovianer nicht gerade zu Akrobaten, aber nachdem sie sich mit einem schnell zusammengetragenen Stapel aus Brettern, zerbrochenen Türen und aus dem Erdgeschoß eines der Gebäude organisierten Mobiliar einen genügend hochgelegenen Ausgangspunkt verschafft hatten, konnten sie sich auf einen niedrigen Balkon schwingen und von dort auf die Plankenbrücke klettern. Das beschwerte Kabelende wieder zurückzuwerfen bereitete ihnen keine Schwierigkeiten – drovianische Tentakel sind wie mechanische Kolben gebaut, und dazu sind über ihre gesamte Anatomie so viele Sinnesorgane verteilt, daß sie über ein ungewöhnlich gutes Augenmaß verfügen. Han und Dr. Oolos gingen als letzte und gaben unterdessen den anderen Feuerschutz, indem sie die Gopso’o, die sich auf der Straße und auf den Balkons der verschiedenen Häuser oberhalb eingenistet hatten, beschossen. Han wußte, daß es nur eine Frage der Zeit war, bis die Verfolger sich durch das Labyrinth von Häusern und Gassen durchgearbeitet und sie umringt haben würden. Nur eine Frage der Zeit, überlegte er finster, bis die Massen vorrückender Molds zu dick und zu hartnäckig geworden waren, um sich noch zurücktreiben zu lassen. Seit ihrem ersten Zusammenstoß mit den Gopso’o hatte Hral Piksoar auf jede Bitte um Verstärkung dieselbe Antwort bekommen: »Wir kommen, sobald wir können.« Han wußte, daß dieser Satz eine höfliche Umschreibung für Du bist auf dich alleine gestellt, Kumpel! war.
    Ein Laserstrahl traf die Mauer über ihm und ließ ein paar glühendheiße Steinbrocken auf ihn prasseln. Er zielte auf das Mündungsfeuer, wußte aber nicht, ob er getroffen hatte. Jedenfalls fiel keine Leiche vom Balkon, von dem der Schuß gekommen war, aber der Beschuß hörte auf. Hinter ihm schrie Dr. Oolos: »Solo!«
    Der letzte Drovianer hatte die Plankenbrücke erreicht. Die Molds bedeckten jetzt die ganze Straße und rückten träge weiter vor. Die ganze Gasse stank nach ihren Verdauungssäften und nach verbranntem Fleisch. »Schaffen Sie das?« schrie Solo. Nachdem der Arzt sich erboten hatte, ihn zum Landeplatz zurückzugeleiten – Solo argwöhnte, daß dieser Vorschlag aus der nicht ganz unbegründeten Angst resultierte, daß ihn die Drovianer im Falle eines Angriffs im Stich lassen würden –, wollte er nicht, daß der Ho’Din das Seil losließ und von den fleischfressenden Pilzen verschlungen wurde.
    Dr. Oolos feuerte einen letzten Schuß auf die Molds ab, die jetzt nur noch wenige Handbreit von seinen und Solos Stiefeln entfernt waren. Er bekam das Tauende zu fassen, das die

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