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Cambion Chronicles - Smaragdgrün wie die Dämmerung (German Edition)

Cambion Chronicles - Smaragdgrün wie die Dämmerung (German Edition)

Titel: Cambion Chronicles - Smaragdgrün wie die Dämmerung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaime Reed
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für die Schule.
    Neben all dem Chaos, das ich zu bewältigen hatte, musste ich auch noch meinen Notendurchschnitt retten. Dads Drohung wegen meines Autos hatte nun zwar keine Bedeutung mehr, aber meine Aufnahme in Howard stand auf dem Spiel. Ich brauchte Beschäftigung und eine Erinnerung daran, wer ich mal war. Ich holte den Lehrplan hervor, markierte die Liste der Aufgaben, für die es Extrapunkte gab, und richtete meine Energie auf etwas Nützliches.
    Für Englisch musste ich die Canterbury Tales lesen und eine Geschichte meiner Wahl daraus analysieren. Die Erzählung des Ablasskrämers von den drei Dieben sprach mich am meisten an. Drei Männer finden Beutel mit Gold unter einem Baum und ermorden sich in ihrer Gier gegenseitig, um einen größeren Anteil zu behalten. Ich musste an Benjamin Franklins berühmten Ausspruch denken, den ich in Geschichte gehört hatte: »Drei Menschen können ein Geheimnis bewahren, wenn zwei von ihnen tot sind.«
    Traf das auch auf Tobias, Caleb und mich zu? Wir waren durch unsere Gefühle und unsere Geheimnisse aneinander gebunden – und diese Geheimnisse würden uns teuer zu stehen kommen, wenn sie enthüllt würden. Würden unsere Ziele uns vernichten, oder würde einer zum Wohle des anderen mit leeren Händen davongehen? Das würde ich am Montag wohl herausfinden.
    Ich schrieb meinen Aufsatz zu Ende und erledigte zwei Mathe-Arbeitsblätter, bevor mich der Schlaf übermannte.
    Dass Caleb in meinem Zimmer geschlafen hatte, war mir ein gewisser Trost und füllte einen kleinen Teil der Leere in mir. Ich fragte mich, ob er dasselbe getan hatte wie ich jetzt, als er hier gewesen war: an den Kissen und Kleidern riechen, prüfen, was alles bewegt worden war, und jedes Stück berühren in der Hoffnung, noch einen Rest von Körperwärme zu spüren. Zu meiner Überraschung fand ich drei Vierteldollarmünzen in meinem Bett, als ich die Decke zurückschlug. Aus Gewohnheit zählte ich die Münzen im Einmachglas auf der Kommode noch einmal und legte die zusätzlichen 75 Cent voll neuer Hoffnung dazu.
    In seinen Duft gehüllt, rollte ich mich unter der Decke zu einem Caleb-Burrito zusammen und starrte mein Handy auf dem Nachttisch an. Er hatte gesagt, er würde mich anrufen, sobald er im Hotel eingecheckt hatte, aber meine Mailbox zeigte keine neuen Nachrichten an. Ich wollte aus Gehässigkeit nicht drangehen, wünschte mir aber dennoch, dass es klingelte, nur damit ich wusste, dass er in Sicherheit war. Ich beobachtete das winzige Gerät scharf, damit mir auch nicht die leichteste Vibration, das schwächste Aufglühen des Displays entgingen. Meine Augen klebten daran, fast ohne zu blinzeln, als könnte allein mein Wille es jeden Augenblick zum Klingeln bringen …
    Jeden Augenblick …

23
    E s musste wohl ein Virus umgehen, denn das Cambion-Fieber hatte Caleb schwer erwischt.
    Das hatte er nun davon, dass er mich auf seinen Anruf hatte warten lassen und mir damit Stunden meines Lebens geklaut hatte, die ich nie wieder zurückbekommen würde. Wenn er nur halb so wenig geschlafen hatte wie ich, war das schon ein Sieg.
    Caleb hatte mich nicht angerufen, aber er kehrte zu seiner niederen Arbeit bei Buncha Books zurück, wo er alles tat außer zu arbeiten. Wohin ich mich auch drehte, er stand schon da und zog einen Schmollmund, als hätte ihm jemand sein Dreirad weggenommen. Er war schon immer etwas seltsam gewesen – oder sagen wir exzentrisch –, aber am Sonntag trug er dann wirklich ein bisschen dick auf. Es begann an der Kundeninformation, als ich mich einloggte.
    »Hi.« Caleb verstellte mir den Weg. Er trug einen schweren Wintermantel und eine bleiche Maske des Unmuts. Er scharrte mit den Füßen und fummelte mit der Hand in seiner Tasche herum.
    »Oh, hi.« Ich ließ die Diva raus, trat einen Schritt zur Seite und ging an ihm vorbei zum Computer.
    Er beugte sich zu meinem Ohr hinunter. »Wie ist es dir ergangen?«
    Die Frage traf mich unvorbereitet, aber ich blieb cool. Ich durfte ihn nicht merken lassen, wie sehr mir das alles an die Nieren ging. Natürlich konnte er es fühlen, er brauchte mich gar nicht anzusehen. »Hättest du mich angerufen wie versprochen, dann wüsstest du es.«
    Als wäre es ihm peinlich, mit mir gesehen zu werden, sah er sich mehrmals im Laden um. Sein Verhalten bestand aus lauter nervösen Tics, er machte einen fahrigen Eindruck. Er wirkte wie kurz vor einem zwielichtigen Geschäft in einer dunklen Gasse.
    »Tut mir leid. Ich hatte zu tun«, sagte er. »Ich

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