Cambion Chronicles - Smaragdgrün wie die Dämmerung (German Edition)
Courtneys Halloweenpartys, aber im Gegensatz zu Robbie Fords Partys standen bei ihr nur die angesagtesten Leute auf der Gästeliste. Mia würde grün werden vor Neid, wenn ich vor ihr eine Einladung bekam. Der einzige Haken an der Sache war, dass sich Caleb den Launen dieser Hyäne würde aussetzen müssen.
Für ihn war das eine echte Chance. Bald würde er im Laden aufhören, um nur noch aufzulegen, aber seine beginnende DJ -Karriere ließ uns jetzt schon kaum noch Zeit füreinander. Die Musik beherrschte unsere Beziehung, und sie war die einzige Liebe, mit der ich ihn gern teilte.
»Ist sie weg?«, fragte ein schüchternes Stimmchen aus der Küche.
Als ich bejahte, kam Alicia herausgeschlichen. Erleichterung machte sich auf ihrem Gesicht breit. Ich schüttelte den Kopf. Dieses Rehauge brauchte eindeutig mehr Lebenserfahrung und Pessimismus, um die Highschool zu überstehen. Die Glucke in mir wollte ihre Unschuld schützen, also behielt ich sie immer im Blick.
Ich merkte, wie beklommen sie war, und sagte: »Wenn es allzu schlimm wird – du hast ja meine Nummer, alles klar?«
»Danke.« Sie schenkte mir ein schwaches Lächeln und ging wieder zur Kasse.
Obwohl ich wochentags nur wenige Fünf-Stunden-Schichten hatte, schien die Zeit im Schneckentempo zu vergehen. Alicia gab sich alle Mühe, mich mit dem neusten Klatsch zu unterhalten, aber ohne Nadine war es einfach nicht dasselbe. Ohne Nadine war nichts mehr dasselbe.
Ich ertappte mich dabei, wie ich Alicia mit Nadine verglich. Alicia brauchte ewig, um das Essen einzupacken, wenn wir zumachten, während Nadine in zehn Minuten fertig gewesen war. Alicia plauderte und lachte mit den Kunden, bei Nadine hatten die sich glücklich schätzen können, wenn sie überhaupt bedient wurden, von einem Lächeln ganz zu schweigen. Alicia war eine alte Freundin, aber dass es Nadine nicht mehr gab, war und blieb einfach unfair.
Ich konnte keinen Schlussstrich ziehen, und ich kratzte so lange an der verschorften Wunde herum, bis sie wieder blutete. Die Zeit heilte diese Wunde nicht, sie überdeckte sie vielleicht wie ein Pflaster, aber darunter konnte sie jederzeit wieder aufgehen. Selbst wenn ich vorher gewusst hätte, dass das alles passieren würde: Hätte das einen Unterschied gemacht? Wenn Nadine nicht in meinen Armen gestorben wäre, hätte Lilith nicht das sinkende Schiff verlassen und in mich hineinfahren müssen. Vielleicht war Lilith Nadines Abschiedsgeschenk an mich, ein Geheimnis, das sie bei mir sicher wusste.
Nach Ladenschluss checkte ich am Informationsschalter aus und trottete nahezu schlafwandlerisch in den Pausenraum. Heute war unsere monatliche Bücherrunde. Das allein war schon Grund genug zum Jammern und Wehklagen, aber der Anblick von Nadines leerem Platz ließ meine Laune noch schlechter werden.
Irgendwie erwartete ich, Nadine durch die Tür kommen zu sehen, das blonde Haar zu einem nachlässigen Knoten hochgesteckt. Jeder saß immer am gleichen Platz, daher war ich nicht die Einzige, die beim Anblick des leeren Klappstuhls am Getränkeautomaten innehielt. Selbst Linda, die Geschäftsführerin, warf dem Stuhl einen Blick zu, als träfe jeden, der sich dort hinsetzte, ein Fluch.
Plötzlich spürte ich einen sanften Griff um mein Handgelenk, und diese Berührung genügte meinem Körper, um sich zu entspannen. Sofort verschwand meine düstere Stimmung, und ich fühlte mich geborgen wie in einem Kokon. Ich kannte diese Hand wie meine eigene, ebenso die Gefühle, die sie auslöste: eine Wärme wie von frischem Gebäck und eine kribbelnde Aufregung. Nicht zu vergessen die Schmetterlinge – eine ganze Kolonie flatterte plötzlich in meinem Bauch umher, während ich innerlich laut jubelte.
Caleb lächelte zu mir herab und begleitete mich zu den Stühlen. Mit der freien Hand strich er sich das Haar zurück, das ihm sofort wieder ins Gesicht fiel. Ich beobachtete, wie sich die hellbraunen Strähnen an seinem Kinn leicht kräuselten. Ein violettes Leuchten drang durch den Haarvorhang, das mir nicht nur seine Stimmung verriet, sondern auch die Bedürfnisse des Geistes in seinem Körper.
»Es ist nur ein Stuhl, Sam. Er ist nicht verflucht«, sagte Caleb und setzte sich neben mich.
»Der Stuhl nicht, nur wir«, murmelte ich. Meine Gedanken drifteten wieder zu Nadine ab.
Ihre Lebensenergie, die ich zusammen mit Lilith in mich aufgenommen hatte, war schließlich versiegt, aber ihre Erinnerungen blieben sicher in mir verwahrt – jede Geburtstagsfeier, jede
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