Cambion Chronicles - Smaragdgrün wie die Dämmerung (German Edition)
Leute reden schon, weißt du.«
Ich sah zu, wie sie zur Kasse flitzte, um den nächsten Kunden zu bedienen. »Genau so wie die Leute in der Schule über deine tragische Affäre mit Garrett Davenport reden.«
»Was!«, quietschte sie und ließ das Wechselgeld fallen. Sie entschuldigte sich hastig bei dem Kunden und drehte sich erschrocken zu mir um. »Was hast du gehört?«
Ich verzog den Mund und flötete: »Ach, so dies und das. Dass ihr euch vor seinem Tod heimlich getroffen hättet und dass alle drei Courtneys jetzt deinen Kopf auf einem Silbertablett fordern, weiter nichts. Du machst dir einflussreiche Leute zu Feinden. Pass lieber auf. Die Mädchen an unserer Schule sind bösartig.«
Alicia reckte das Kinn vor und schüttete Instantkaffee und Eis in den Mixer. »Vor denen habe ich keine Angst.«
Mein Blick wanderte zur Buchabteilung hinüber, und ich lächelte. »Ach, falls also, sagen wir mal, Courtney B. in diesem Augenblick hier auftauchen würde, dann hättest du keine Angst, ja?«
»Kein bisschen.«
»Gut zu wissen, weil sie nämlich gerade aufs Café zusteuert.«
Als ich mich umdrehte, war Alicia verschwunden. Der Mixer lief noch. Nur die schwingende Küchentür verriet mir, wohin sie geflohen war. Nachdem ich den wartenden Kunden bedient hatte, schlenderte ich langsam zur Kasse und betete um Geduld für das Zusammentreffen mit der Diva.
Die drei Courtneys waren berüchtigte Tyranninnen, und Courtney B. war ihre Königin. Der Tod ihres Lovers Garrett Davenport hatte das Trio berühmt gemacht, und sie nutzten den Mitleidsbonus so richtig aus. In der ersten Schulwoche waren sie ganz in Schwarz herumgelaufen.
Courtney B.s Aufzug nach zu urteilen, war die Trauerphase nun wohl vorbei. Von Kopf bis Fuß in Designerklamotten gehüllt, stakste sie mit einem Gang auf die Theke zu, der besser auf einen Laufsteg gepasst hätte. Es fehlten nur noch die Windmaschine und die Zeitlupe. Courtney B. war nicht nur unbeschreiblich banal, sondern besaß auch eine unerreichte Begabung dafür, in jede Unterhaltung Beleidigungen einzubauen. Aus Angst um meinen Job beschloss ich, meine Antworten auf zwei Wörter oder weniger zu beschränken.
Ihre Handtasche landete mit einem dumpfen Schlag auf dem Tresen, während sie sich suchend nach der Beute umsah, die so plötzlich aus ihrem Blickfeld verschwunden war. Enttäuscht schaute sie mich aus schmalen, eisgrauen Augen an. »Hi. Du bist doch in meinem Spanischkurs. Sam, oder?«
»Sí«, sagte ich ausdruckslos. Unfassbar, diese Tussi. Seit der sechsten Klasse hatten wir jedes Jahr mindestens zwei Kurse zusammen gehabt, und sie wusste immer noch nicht, wie ich hieß?
»Ist das die Abkürzung für Samantha?«
»Nein.« Ich zeigte auf mein Namensschild.
»Oh. Mein Fehler. Egal, kennst du diesen heißen Typen, der hier arbeitet, Caleb irgendwas?« Sie sah sich im Laden um.
Ich tippte mir nachdenklich mit dem Zeigefinger an die Lippen. »Einsfünfundachtzig, braune Haare, violette Augen, riecht immer nach Kuchen? Ja, du meinst sicher meinen Freund «, erwiderte ich mit besonderer Betonung auf dem letzten Wort.
»Oh!« Für einen Augenblick sah sie überrascht aus, um nicht zu sagen entsetzt, dann ließ sie ihren Blick flüchtig über meinen Körper gleiten. »Na, vielleicht kannst du mir dann helfen. Könntest du ihn überreden, bei meiner Halloweenparty aufzulegen? Er war so super bei Robbie Fords Geburtstagsparty, es wäre echt toll, wenn er bei mir, ähm, den DJ machen könnte.« Sie zwirbelte eine Haarsträhne um ihre manikürten Finger.
Mittlerweile hätte ich an Frauen gewöhnt sein müssen, die meinen Kerl anschmachteten, aber es zu ertragen erforderte dennoch mehr Geduld, als ich aufbringen konnte. »Ich richte es ihm aus, aber es wäre schon besser, wenn du ihn selbst fragst. Du findest ihn in der Musikabteilung. Da lang.« Ich zeigte mit dem Mittelfinger zum anderen Ende des Ladens. Die Geste war zu offensichtlich, um sie zu übersehen.
Laut schnalzend fuhr sich Courtney mit der Zunge über die Zähne. Vielleicht wollte sie prüfen, ob ihre Reißzähne schon länger wurden. »Danke. Dein Ding ist das ja wohl eher nicht, aber ich werde mal zusehen, ob ich dich auch auf die Gästeliste setzen kann.« Sie warf das Haar mit einem halsbrecherischen Schwung in den Nacken und stolzierte davon.
Ich lehnte mich gegen den Tresen und atmete langsam aus, während ich die spitze Bemerkung verdaute. Das war eine interessante Wendung. Die ganze Schule schwärmte von
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