Cambion Chronicles - Smaragdgrün wie die Dämmerung (German Edition)
mit mir redet. Und bevor ich weiß, was los ist, geht die Tür auf, und ich bekomme eine Dose Suppe auf den Kopf geknallt. Suppe, Sam, Suppe.«
Ich schob mich näher an ihn heran und verkniff mir das Lachen, so gut ich konnte. »War es Hühnersuppe mit Nudeln?«
»Nein. Pilzcremesuppe. Könntest du bitte mal beim Thema bleiben? Jedenfalls habe ich die Schnauze voll. Weißt du, wie viele Mädchen davon träumen?« Er krempelte den Ärmel hoch und spannte rhythmisch seinen Bizeps an. »Sieh dir das an. Peng! Ja, so sieht’s nämlich aus.«
Ich musste zugeben, es war beeindruckend. Literweise Proteinshakes und das Herumwälzen mit verschwitzten Typen auf einer Turnmatte schienen Wunder zu wirken.
Dougie biss von seiner Pizza ab und schob sein Tablett weiter. »Aber die Mädchen hier haben inzwischen Angst, mich anzusprechen. Ich muss einen Gang raufschalten. Aber genug von mir. Wie geht’s Caleb?«, fragte er. »Weiß er von dir und Malik Davis?«
Na toll. Nicht die Nummer schon wieder. »Da läuft nichts.«
»Sam, ich bin vielleicht kein Einserschüler, aber ich bin auch nicht blöd.« Er sah mich aus zusammengekniffenen Augen an. »Du benimmst dich sehr merkwürdig, du brauchst das gar nicht abzustreiten. Wir haben gleichzeitig Mittagspause, und du setzt dich nie zu mir. Welche Freundin macht so was?«
»Ich weiß, es ist nur … ach, ich hab viel um die Ohren.«
»Und wir einfachen Sterblichen sind zu blöd, um das zu kapieren, stimmt’s?«, erwiderte er. »Denn uns fällt gar nicht auf, wie dir die Kerle nachlaufen oder dass du nie von dem Mädchen redest, das im Sommer in deinem Haus gestorben ist. Wir sind viel zu dämlich, um zu bemerken, dass deine braunen Augen total unecht aussehen.« Er rückte näher an mich heran. »Ich sehe doch den dünnen Rand um die Iris herum. Du hast noch nie Kontaktlinsen getragen.«
Ich stand wie erstarrt da. War meine Veränderung wirklich so offensichtlich, oder hatte ich meine Freunde unterschätzt? »Es tut mir leid, Dougie. Ich wünschte, ich könnte euch sagen, was los ist, aber …«
»Nee, ist schon gut. Du hast deine Gründe. Verstrick dich nur nicht so sehr in den Scheiß, dass du die Leute um dich herum vergisst, mehr sag ich dazu nicht.« Er gab dem Kassierer einen zerknüllten Fünfer und drehte sich dann zu mir um. Mit dem Mund voll fettigem Käse und Pizzateig sagte er: »So, jetzt muss ich los. Ich muss den Trainer erwischen, bevor die Mittagspause vorbei ist.« Er schnappte sich sein halb leeres Tablett und war im nächsten Augenblick verschwunden.
An diesem Nachmittag lag mein Zwischenzeugnis im Briefkasten und bestätigte, dass ich in Politik und Mathe durchfallen würde. Da er bei der Steinigung natürlich nicht außen vor sein wollte, tanzte auch noch Dad an und drohte, mein neues Auto als Geisel zu nehmen.
»Das erscheint mir nur recht und billig. Da du offenbar im nächsten Herbst doch nicht ans Howard willst, brauchst du auch das Auto nicht, für das ich mein schwer verdientes Geld ausgegeben habe.« Dad lief in der Küche auf und ab und umklammerte eine Kopie meines Zeugnisses, die Mom ihm ins Büro gefaxt hatte. Verräterin.
Mom spielte bei diesen Verhören normalerweise den guten Cop, aber diesmal ließ ihr Engagement stark zu wünschen übrig. Sie saß vor ihrem Laptop und chattete mit ihrem neuen Freund über scharfe Munition. Nur Mom brachte es fertig, sich auf dem Schießstand zu verabreden und das auch noch sexy zu finden.
»Streite nicht mit deinem Vater, Schätzchen.« Mehr trug sie nicht zu unserer Unterhaltung bei.
Da ich nun auf mich allein gestellt war, versuchte ich zu argumentieren. »Daddy …«
»Nix ›Daddy‹«, blaffte er. »Du weißt, wie wichtig eine gute Ausbildung ist. Du verbaust dir jede Zukunft, weil du hinter irgendeinem Typen herrennst.«
Ich fiel fast vom Hocker. »Halt mal! Wie kann Caleb einen schlechten Einfluss auf mich haben, wenn er im Koma liegt?«
»Du verbringst deine ganze Freizeit bei ihm und machst deswegen deine Hausaufgaben nicht richtig.«
Diese Diskussion führte nirgendwohin, also konzentrierte ich mich auf die Schadensbegrenzung. »Tut mir leid, dass du das so siehst, aber im Gegensatz zu Caleb bin ich wenigstens wach und kann mich entschuldigen. Ich weiß nicht, ob er jemals wieder die Augen aufmacht. Außerdem war ich seit einer Woche nicht im Krankenhaus!«
Was auch immer er gerade sagen wollte, verpuffte ebenso wie sein Ärger. »Samara, ich weiß, wie du für ihn empfindest, aber
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