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Cambion Chronicles - Smaragdgrün wie die Dämmerung (German Edition)

Cambion Chronicles - Smaragdgrün wie die Dämmerung (German Edition)

Titel: Cambion Chronicles - Smaragdgrün wie die Dämmerung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaime Reed
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Abwehr hindurch als du. Ich sage dir, dieser Kerl ist irgendwie nicht ehrlich. Er weiß was, und ich will nicht, dass er mit dir allein ist. Lass mich rein.«
    Ich wollte auch nicht mit Ruiz allein sein. Schon beim Gedanken daran, wieder ins Wohnzimmer zu müssen, wurde mir ganz schlecht. Tobias hier bei mir zu haben, drehte mir allerdings aus einem ganz anderen Grund, den ich lieber nicht näher erforschen wollte, den Magen um. Ich schaffte das nicht allein, und Tobias war auf seine verdrehte, selbstbezogene Weise bereit, mir zu helfen.
    »Na schön. Komm rein.« In dem klaren Bewusstsein, dass ich das noch bereuen würde, trat ich von der Tür zurück und wartete.
    Er prüfte den Türrahmen und holte tief Luft. »Da ist Öl auf der Schwelle. Ich kann nicht reinkommen.«
    »Aber ich habe dich doch gerade hereingebeten.«
    Sein Blick wanderte langsam nach oben, bis er mir direkt in die Augen sah. »Falscher Mythos, Schätzchen. Ich muss das Öl überdecken. Wie gut, dass ich mich vorbereitet habe.« Er griff in seine Tasche und zog einen Plastikbeutel mit Pulver heraus. »Hier, schütte etwas davon auf die Schwelle.«
    Ich nahm den Beutel und betrachtete den seltsamen grauen Staub. »Was ist das?«
    »Das neutralisiert das Öl. Jetzt schütte es schon drüber.«
    Ich tat, wie mir geheißen, und verteilte das Pulver gleichmäßig mit dem Schuh. Als ich damit fertig war, setzte Tobias versuchsweise einen Fuß über die Schwelle und trat dann ganz ein. Er seufzte erleichtert, schüttelte Arme und Beine aus und lockerte den Nacken. »Gut, wo ist er?«
    »Im Wohnzimmer. Willst du so da rein?«
    »Mach dir um mich keine Gedanken. Sorg du nur dafür, dass er dich nicht sieht. Wolltest du ihm den Tee bringen?«
    »Oh, ja.« Ich griff nach dem Glas. Als ich mich wieder umdrehte, hätte ich fast laut aufgeschrien. Tobias hatte sich wieder verwandelt, und diese Metamorphose war bisher eine der verstörendsten. Vor mir stand eine von Kopf bis Fuß exakte Kopie von mir, bis hin zu den Klamotten.
    Er nahm mir das Glas ab. »Wenn du zuhören willst, bleib außer Sichtweite.«
    Ich sah ihm nur verdattert nach, als er die Küche verließ. Kein Spiegel hätte mir ein so genaues Bild von mir zeigen können, und ich musste mich zum Wegsehen zwingen. Dieses Spiegelbild bewegte sich unabhängig von mir, und ich konnte ungehindert all seine Proportionen bewundern. Aus dieser Perspektive sah mein Po gar nicht mal so platt aus.
    Dieses ganze Körpertauschding erwies sich als richtig schlechte Idee, und ich verstand überhaupt nicht, warum ich mich darauf eingelassen hatte. Ich wusste nicht, was mich mehr ärgerte: dass ich einen Inkubus ins Haus gelassen und ihm erlaubt hatte, mich zu spielen, oder dass meine Mutter den Unterschied nicht bemerkte. Nach einer Umarmung von Tobias grinste sie nur noch dümmlich und hatte weiche Knie. Als Schauspieler hätte er ein Vermögen verdienen können, so wie er mein Lächeln, meine Gesten und meinen Tonfall mit unheimlicher Genauigkeit imitierte.
    Die ganze Gesellschaft zog in die Küche um, wo Mom den Einkauf ausräumte und das Abendessen zubereitete. Während sich mein Leben vor meinen Augen abspielte, versteckte ich mich, was nicht ganz einfach ist, wenn man gleichzeitig lauschen will. Mom rannte ständig in der Küche herum, und Ruiz ging alle zehn Minuten zum Telefonieren raus. Ich duckte mich hinter Ecken und dachte an das Paradox des Zeitreisens: Vergangenheit und Gegenwart dürfen sich niemals treffen, und zwei gleiche Wesenheiten können nicht denselben Raum einnehmen.
    Natürlich sah Tobias mich und überspielte sein Lächeln mit einem Husten. Meine stummen Aufforderungen, sich zu trollen, ignorierte er geflissentlich. Schließlich gab ich auf, setzte mich oben auf die Treppe und hörte mir beim peinlichsten Abendessen aller Zeiten selbst beim Reden zu. Als wäre das alles nicht schon schlimm genug, gab es heute auch noch Tacos, und Tobias bekam meine Portion.
    Ich stand kurz davor, seine Tarnung auffliegen zu lassen, als er aufstand. »Entschuldigt mich bitte kurz.«
    Er kam zu mir herauf. Seine Augen, oder vielmehr meine Augen, weiteten sich in dem für mich so typischen Bist-du-vollkommen-verrückt-geworden-Ausdruck. »Spinnst du? Sie hätten uns erwischen können.«
    »Ab hier übernehme ich wieder. Danke.« Ich machte eine Kopfbewegung zur Tür hin.
    »Jetzt wird es doch erst lustig!«
    »Tja, wenn es am schönsten ist, soll man gehen. Jetzt hau schon ab.«
    Er drängte mich in die

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